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Warum G. K. Chesterton nicht seliggesprochen wird

Vor zehn Jahren hatten seine Verehrer um die Eröffnung eines Seligsprechungsverfahrens für G. K. Chesterton gebeten. Nun wurde die Voruntersuchung abgeschlossen - und das Verfahren abgelehnt.
Gilbert Keith Chesterton
Foto: IN | Intuition, Menschlichkeit und die Hoffnung auf freiwillige Einsicht seiner Mitmenschen: Diese Trias prägt nicht nur Chestertons literarisches Werk, sie spielt auch in seinen Überlegungen zur Wirtschaft eine Rolle.

Er gilt als einer der größten Literaten seiner Zeit: scharfsinnig, unkonventionell, provokant, humorvoll, wortgewaltig. Für nicht wenige Katholiken ist er ein vorbildlicher Apologet. Doch ist Gilbert Keith Chesterton (1874–1936) auch ein Heiliger? Der 1974 aus Anlass seines 100. Geburtstags gegründete Verein „The Society of Gilbert Keith Chesterton“ bat im Juli 2009 um die Eröffnung des Verfahrens.

Nun wurde das von Bischof Peter Doyle in Auftrag gegebenen kirchenamtlichen Vorverfahren im Hinblick auf eine mögliche Seligsprechung des Autors in seiner Diözese Northampton abgeschlossen. Im Ergebnis hat der Bischof die Eröffnung des Verfahrens abgelehnt. In einem Interview erklärte Doyle: „Es war keine leichte Entscheidung, der ich mit großer Demut begegnet bin.“ Er habe nach der Voruntersuchung jedoch einen wichtigen Nachweis vermisst.

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G. K. Chesterton und der Antisemitismus

Darüber hinaus hat bei der Entscheidung auch ein besonders sensibles Thema eine Rolle gespielt: die Frage des Antisemitismus. Bischof Doyle bezog sich dabei insbesondere auf einige Werke Chestertons aus dem frühen 20. Jahrhundert, wobei er eine Schrift besonders heraushob.

Bei Verehrern des von der Anglikanischen Kirche zum Katholizismus konvertierten G. K. Chestertons sorgte die Entscheidung gegen das Seligsprechungsverfahren für Unmut. Die deutliche Kritik wandte sich vor allem gegen Bischof Peter Doyle - und den Vorwurf des Antisemitismus.

DT/reg/kma

Einen umfassenden Hintergrund zum abgelehnten Seligsprechungsverfahren für G. K. Chesterton lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der Tagespost.

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