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Viganò an US-Bischöfe: „Wie mutige Hirten handeln“

Der italienische Erzbischof Carlo Viganò erinnert die US-Bischöfe, die gerade ihre Herbstvollversammlung abhalten, an ihre Verantwortung gegenüber den Gläubigen und den Opfern sexuellen Missbrauchs.
Viganò: Schreiben an US-Bischöfe
Foto: Frank Rumpenhorst (dpa) | „Ich schreibe, um Sie an das heilige Mandat zu erinnern, das Ihnen am Tag Ihrer Bischofsweihe erteilt wurde: die Herde Christi zu führen“, so Viganò in seinem Schreiben.

Die amerikanischen katholischen Bischöfe sollen angesichts der Missbrauchskrise innerhalb der US-Kirche „nicht wie ängstliche Schafe, sondern wie mutige Hirten“ handeln. Dazu ruft sie der italienische Erzbischof Carlo Viganò in einem Schreiben auf. Darin wandte sich der emeritierte Apostolische Nuntius in den USA an die Bischöfe, die momentan in Baltimore im Bundesstaat Maryland ihre Herbstvollversammlung abhalten.

Viganò: Keine Angst davor haben, das Richtige zu tun

„Ich schreibe, um Sie an das heilige Mandat zu erinnern, das Ihnen am Tag Ihrer Bischofsweihe erteilt wurde: die Herde Christi zu führen“, so Viganò in seinem Schreiben, das auf den 13. November datiert ist. Weiter ruft er die US-Bischöfe dazu auf, keine Angst davor zu haben, das Richtige zu tun – „für die Opfer, für die Gläubigen und für Ihr persönliches Seelenheil“. Er faste und bete für die Bischöfe, so der italienische Erzbischof.

Der emeritierte US-Nuntius hatte sich vor einigen Wochen als einer der vehementesten Kritiker am Umgang des Papstes mit der Missbrauchskrise hervorgetan. Zunächst hatte er Franziskus Ende August in einem Schreiben vorgeworfen, bereits seit 2013 von den Missbrauchsvorwürfen gegen den ehemaligen US-Kardinal Theodore McCarrick gewusst zu haben. Zudem soll Papst Franziskus Viganò zufolge Sanktionen gegen McCarrick aufgehoben haben. In einem weiteren Schreiben wiederholte der italienische Erzbischof seine Vorwürfe. Diese wurden bisher weder widerlegt noch bestätigt. Der Papst ging nicht näher auf die Anschuldigungen ein.

Herbstvollversammlung der US-Bischöfe von Missbrauchskrise überschattet

Die Herbstvollversammlung der US-Bischofskonferenz ist indes von der Missbrauchskrise überschattet. Vertreter von Opfern und Laien erhoben schwere Vorwürfe gegen die Bischöfe. Sie warfen ihnen mangelnden Aufklärungswillen vor. Scharfe Kritik übten sie auch am Vatikan. Dieser hatte der US-Bischofskonferenz die geplante Veröffentlichung einer Charta zum Umgang mit sexuellem Missbrauch und eines Verhaltenskodexes für Bischöfe bis auf Weiteres untersagt.

Sehen Sie die Herbstvollversammlung der US-Bischofskonferenz im Livestream

Der Chef der Überprüfungsbehörde zum Kindesmissbrauch der Bischofskonferenz, Francesco Cesareo, warf ihren Mitgliedern fehlende Transparenz und Entschlossenheit vor. Die Gläubigen seien wütend und frustriert. „Sie verlangen Maßnahmen, die auf einen Kulturwandel innerhalb der Führung der Kirche hindeuten. Ihr Misstrauen wird bleiben, bis sie wirklich die Prinzipien von Offenheit und Transparenz leben, die in der Charter stehen“, so Cesareo am Dienstag in einer Rede vor den Bischöfen. Die Herbstvollversammlung geht heute zu Ende.

DT/mlu

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