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Vatikan-Ethiker warnt vor Instrumentalisierung von Alfie Evans

Das Kind und seine dramatische Situation dürften nicht „in die eine oder andere Richtung“ ideologisch instrumentalisiert werden, sagte der Kanzler der Päpstlichen Akademie für das Leben, Renzo Pegoraro
Renzo Pegoraro
Foto: Cristian Gennari (KNA) | Renzo Pegoraro, Kanzler der Päpstlichen Akademie für das Leben, bei einer Pressekonferenz am 2. Oktober 2017 im Vatikan.

Im Fall des todkranken Kleinkinds Alfie Evans hat ein Ethik-Experte des Vatikan vor einer Instrumentalisierung gewarnt. Das Kind und seine dramatische Situation dürften nicht „in die eine oder andere Richtung“ ideologisch instrumentalisiert werden, sagte der Kanzler der Päpstlichen Akademie für das Leben, Renzo Pegoraro, am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur in Rom. Es gelte sowohl den Rechten und der Verantwortung der Eltern für ihr Kind wie auch der Kompetenz der Ärzte Rechnung zu tragen. Die Beteiligten müssten nach einer einvernehmlichen Lösung für eine angemessene Behandlung suchen.

Der Theologe verlangte Rücksicht auf die Empfindungen, Wünsche und Ängste der Eltern, betonte aber zugleich, die objektive Einschätzung der Heilungschancen falle den Medizinern zu. In einer solchen Situation wie der des 23-monatigen Jungen mit seiner Erkrankung stünden Eltern vor der „Schwierigkeit, die terminale Phase anzunehmen“. Es sei Aufgabe der Ärzte, ihnen bei den nötigen Entscheidungen zu helfen. Zugleich brauchten sie das Angebot psychologischer und geistlicher Begleitung.

Eltern und Mediziner könnten sich vor der Notwendigkeit finden, „zu akzeptieren, dass es keine Therapien gibt“, so Pegoraro. „Wenn es dann zu einer rechtlichen Auseinandersetzung kommt, wird alles schwierig“, sagte er. Ein Abbruch intensivmedizinischer Maßnahmen bedeute nicht, den Tod herbeizuführen, sondern zu akzeptieren, dass das Lebens begrenzt sei. In jedem Fall müssten Pflege und Begleitung sichergestellt sein.
Zum Streit über eine Verlegung des Kleinkinds aus Liverpool in eine italienische Klinik sagte Pegoraro, eine gute palliativmedizinische Versorgung sei zweifellos auch in Großbritannien gewährleistet. Zu der Initiative von Papst Franziskus, Alfie Evans eine Behandlung in der vatikanischen Kinderklinik Bambino Gesu anzubieten, sagte er, die Päpstliche Akademie für das Leben sei immer informiert worden, habe aber einen ausschließlich beratenden Dienst.

Der Anfang Mai 2016 geborene britische Junge Alfie Evans leidet an einem fortschreitenden Abbau des Nervengewebes. Das Oberste Gericht des Vereinigten Königreichs hatte nach einem Rechtsstreit mit den Eltern den Abbruch der Behandlungen verfügt. Papst Franziskus appellierte zuletzt via Twitter, es möge „auf das Leiden seiner Eltern und ihre Bitte gehört“ werden, „neue Möglichkeiten der Behandlung zu versuchen“. Ein britisches Berufungsgericht bestätigte indessen am Mittwoch das Verbot einer Ausreise des Kindes.

DT/KNA

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