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US-Kardinal Dolan: Vatikan soll McCarrick-Affäre endlich untersuchen

Die US-Bischöfe drängen darauf, dass der Vatikan die Vorwürge gegen den ehemaligen Washingtoner Erzbischof und Kardinal, Theodore McCarrick, untersucht. Doch bislang reagiert Papst Franziskus zurückhaltend.
Kardinal Dolan fordert Apostolische Visitation
Foto: John Paraskevas / Pool (NEWSDAY POOL) | Es sei völlig nachvollziehbar, dass sich viele Gläubige fragten, wie ein Mann, dessen sexuelles Fehlverhalten offensichtlich vielen bekannt war, immer weiter in der Kirchenhierarchie aufsteigen konnte, so Dolan, hier ...

Einerseits habe er Vertrauen in den Umgang von Papst Franziskus mit der Missbrauchskrise, erklärte der New Yorker Erzbischof, Timothy Dolan, im Rahmen einer Pressekonferenz. Doch er werde allmählich „ungeduldig“, da der Papst noch immer nicht auf die Forderung der US-Bischöfe reagiert habe, eine Untersuchung der schweren Vorwürfe gegen den ehemaligen Washingtoner Erzbischof und Kardinal, Theodore McCarrick, einzuleiten. Dabei hätten die US-Bischöfe bereits vor einem Monat eine sogenannte „Apostolische Visitation“, wie eine formale Untersuchung offiziell genannt wird, gefordert.

Dolan: "Wir müssen der Sache auf den Grund gehen"

McCarrick wird vorgeworfen, Minderjährige und Seminaristen über Jahre hinweg sexuell misshandelt zu haben. Papst Franziskus hatte dem 88-Jährigen nach Bekanntwerden der Vorwürfe die Kardinalswürde entzogen.

Ein Teil der Gläubigen, so Erzbischof Dolan, verliere allmählich das Vertrauen in die Bischöfe. Es sei völlig nachvollziehbar, dass sich viele fragten, wie ein Mann, dessen sexuelles Fehlverhalten offensichtlich vielen bekannt war, immer weiter in der Kirchenhierarchie aufsteigen konnte. „Das ist eine verdammt gute Frage, die ich mir auch stelle. Wir müssen der Sache auf den Grund gehen“, meinte der New Yorker Erzbischof.

Apostolische Visitation "besonders effektiver Weg"

Dazu sei eine Apostolische Visitation des Heiligen Stuhls unter Beteiligung professioneller Laien ein „besonders effektiver“ Weg. Diese hat Kardinal Daniel DiNardo, der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, erstmals in einer Stellungnahme Mitte August erbeten. Seitdem bekräftigen mehrere US-Bischöfe die Forderung. Obwohl DiNardo und andere führende Amtsträger der US-Bischöfe sich vor einer Woche mit Papst Franziskus trafen, hat der Vatikan noch keine Untersuchung der Affäre um McCarrick angekündigt.

Sollte die Apostolische Visitation nicht stattfinden, müsse ein „gleichermaßen effektiver Weg“ gefunden werden, um die Umstände zu untersuchen, die McCarricks Karriere ermöglichten. Konkrete Vorschläge äußerte er jedoch nicht.

Dolan: Werde ein wenig ungeduldig

Während der Pressekonferenz wurde Dolan auch gefragt, ob Papst Franziskus seiner Meinung nach genug unternehme, um die sexuellen Missbrauch innerhalb der Kirche aufzuarbeiten. „Bislang“, antwortete Dolan. Er liebe und vertraue Franziskus und wisse, dass er an der Seite der US-Bischöfe stehe. „Ich baue darauf, dass er durch die Krise kommt. Aber ich muss auch zugeben, dass ich ein wenig ungeduldig werde.“

DT/mlu

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Erzbischöfe Kardinäle Missbrauchskrise Papst Franziskus Theodore McCarrick

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