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Taufe ist "wirksames Zeichen der Wiedergeburt"

"Über das christliche Leben nachdenken": Im Wortlaut die Ansprache des Heiligen Vaters während der Generalaudienz vom 11. April
Pope Francis' general audience
Foto: Giorgio Onorati (ANSA) | Papst Franziskus.

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!
Die fünfzig Tage der Liturgie der Osterzeit sind gut dazu geeignet, über das christliche Leben nachzudenken, das von seinem Wesen her das Leben ist, das von Christus selbst kommt. Denn wir sind Christen in dem Maße, in dem wir Jesus Christus in uns leben lassen. Von wo sollen wir also ausgehen, um dieses Bewusstsein neu zu beleben, wenn nicht vom Anfang, von dem Sakrament, das das christliche Leben in uns entzündet hat? Das ist die Taufe. Das Pascha Christi mit seiner Neuheit kommt durch die Taufe zu uns, um uns nach Seinem Bild zu verwandeln: die Getauften gehören zu Christus Jesus, Er ist der Herr ihres Daseins. Die Taufe ist „die Grundlage des ganzen christlichen Lebens“ (Katechismus der Katholischen Kirche, 1213). Sie ist das erste der Sakramente, da sie das Eingangstor ist, das Christus, dem Herrn, erlaubt, in uns Wohnstatt zu nehmen, und uns, in Sein Geheimnis einzutauchen.

Das griechische Wort für „taufen“, „baptizein“, heißt „eintauchen“ (vgl. ebd., 1214). Das Bad mit Wasser ist ein Ritus, der sich in verschiedenen Glaubensrichtungen findet, um den Übergang von einem Zustand in einen anderen zum Ausdruck zu bringen, ein Zeichen der Reinigung für einen neuen Anfang. Doch wir Christen dürfen nicht übersehen, dass wenn der Körper ins Wasser eingetaucht wird, die Seele in Christus eingetaucht wird, um die Vergebung von der Sünde zu erlangen und in göttlichem Licht zu erstrahlen (vgl. Tertullian, Über die Auferstehung des Fleisches, VIII, 3: CCL 2, 931; PL 2, 806). Kraft des Heiligen Geistes taucht uns die Taufe in den Tod und die Auferstehung des Herrn ein. Sie lässt im Taufbecken den alten Menschen sterben, der von der Sünde beherrscht ist, die uns von Gott trennt, und den neuen Menschen geboren werden, der in Jesus neu geschaffen ist. In Ihm sind alle Kinder Adams zu neuem Leben berufen. Die Taufe ist eine Wiedergeburt. Ich bin sicher, ganz sicher, dass wir alle uns an das Datum unserer Geburt erinnern: sicher. Aber ich frage mich – und habe da ein wenig meine Zweifel – und frage auch Euch: Erinnert sich jeder von Euch an das Datum seiner Taufe? Manche sagen „Ja“ – das ist gut. Aber das „Ja“ ist ein bisschen schwach, vielleicht weil viele sich nicht daran erinnern. Doch wenn wir unseren Geburtstag feiern, wie können wir dann nicht den Tag unserer Wiedergeburt feiern? Oder uns wenigstens daran erinnern? Ich gebe Euch eine Hausaufgabe, eine Aufgabe, der Ihr heute zu Hause nachkommen sollt. Diejenigen von Euch, die sich nicht an ihr Taufdatum erinnern, sollen ihre Mutter, die Onkel und Tanten, die Enkel, die Neffen und Nichten fragen: „Weißt Du, wann das Taufdatum ist?“ und es nie vergessen. Und an jenem Tag dem Herrn danken, weil es eben der Tag ist, an dem Jesus in mich hineingekommen ist, der Heilige Geist in mich hineingekommen ist. Habt Ihr die Hausaufgabe genau verstanden? Wir alle müssen das Datum unserer Taufe kennen. Es ist ein weiterer Geburtstag: der Tag unserer Wiedergeburt. Vergesst das bitte nicht.

Denken wir an die letzten Worte des Auferstandenen an die Apostel; sie sind ein klarer Auftrag: „Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Mt 28,19). Durch die Taufe wird derjenige, der an Christus glaubt, in das Leben der Dreifaltigkeit eingetaucht.

So ist das Wasser der Taufe nicht irgendein Wasser, sondern das Wasser, auf das der Heilige Geist, „der lebendig macht“ (Credo), herabgerufen wurde. Denken wir an das, was Jesus zu Nikodemus gesagt hat, um ihm die Geburt zum göttlichen Leben zu erläutern. „Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; was aber aus dem Geist geboren ist, das ist Geist“ (Joh 3,5-6). Daher wird die Taufe auch „Wiedergeburt“ genannt: wir glauben, dass Gott uns gerettet hat, „aufgrund seines Erbarmens - durch das Bad der Wiedergeburt und der Erneuerung im Heiligen Geist“ (Tit 3,5).

Die Taufe ist daher ein wirksames Zeichen der Wiedergeburt, um innerlich erneut zu leben. Das ruft der heilige Paulus den Christen in Rom in Erinnerung: „Wisst ihr denn nicht, dass wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben“ (Röm 6,3-4).

Indem uns die Taufe in Christus eintaucht, macht sie uns auch zu Gliedern seines Leibes, der Kirche, und zu Teilhabern an ihrem Auftrag in der Welt (vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, 1213). Wir Getauften sind nicht allein: wir sind Glieder des Leibes Christi. Die Lebendigkeit, die aus dem Taufbecken hervorgeht, wird von folgenden Worten Jesu veranschaulicht: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht“ (Joh 15,5). Ein einziges Leben, das des Heiligen Geistes, strömt von Christus zu den Getauften und verbindet sie zu einem Leib (vgl. 1 Kor 12,13), mit Chrisam gesalbt und gestärkt am eucharistischen Tisch.

Die Taufe erlaubt Christus, in uns zu leben, und uns, mit Ihm vereint zu leben, um in der Kirche - jeder seinen Voraussetzungen entsprechend - an der Verwandlung der Welt mitzuwirken. Die Taufe, die nur einmal empfangen wird, erleuchtet unser ganzes Leben und führt unsere Schritte zum himmlischen Jerusalem. Es gibt ein Vorher und ein Nachher bei der Taufe. Das Sakrament setzt einen Weg des Glaubens voraus, den wir Katechumenat nennen, wenn ein Erwachsener um die Taufe bittet. Doch auch die Kinder werden seit der Antike im Glauben der Eltern getauft (vgl. Die Feier der Kindertaufe, Einführung, 2). Und dazu möchte ich Euch etwas sagen. Manchen denken: aber warum soll man ein Kind taufen, das nichts versteht? Hoffen wir, dass es wächst, dass es versteht und dass es selbst um die Taufe bittet. Doch das heißt, nicht auf den Heiligen Geist zu vertrauen, denn wenn wir ein Kind taufen, dann tritt der Heilige Geist in dieses Kind ein, und der Heilige Geist lässt in jenem Kind von klein auf christliche Tugenden wachsen, die dann erblühen werden. Man muss immer allen diese Gelegenheit geben, allen Kindern, den Heiligen Geist in sich zu haben, der sie während ihres Lebens führt. Vergesst nicht, die Kinder taufen zu lassen! Keiner verdient die Taufe, die immer für alle, Erwachsene wie Neugeborene, unentgeltlich ist. Doch wie es für ein Samenkorn voller Leben geschieht, fasst diese Gabe Wurzeln und trägt Früchte in einem vom Glauben genährten Boden. Das Taufversprechen, das wir jedes Jahr in der Osternacht erneuern, muss jeden Tag gestärkt werden, damit die Taufe „verchristlicht“: wir dürfen keine Angst vor diesem Wort haben. Die Taufe „verchristlicht“ uns; wer die Taufe empfangen hat und „verchristlicht“ wird, wird Christus ähnlich, verwandelt sich in Christus und wird wirklich zu einem anderen Christus.

Ein Sprecher verlas folgenden Gruß des Papstes an die Besucher aus dem deutschen Sprachraum:
Herzlich grüße ich die Pilger deutscher Sprache. In der Taufe hat uns der Herr zu einer neuen Schöpfung gemacht. Werdet Missionare dieses neuen Lebens und dieser Liebe. Der Papst zählt auf euch! Gott segne euch alle.

Übersetzung aus dem Italienischen von Claudia Reimüller

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