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Papst verteidigt katholisch-muslimisches Dokument gegen Kritik

Das Dokument, das er zusammen mit Großimam al-Tayyeb unterzeichnet habe, weiche nicht einen Millimeter vom Zweiten Vatikanischen Konzil ab, so Papst Franziskus auf dem Rückflug von Abu Dhabi.
Papst besucht die Vereinigten Arabischen Emirate
Foto: Eissa Al Hammadi (Ministry of Presidential Affairs) | Dieses von Ministry of Presidential Affairs zur Verfügung gestellte Bild zeigt Papst Franziskus (l) und Scheich Ahmed al-Tajjib, Großimam der Al-Azhar-Universität in Kairo, nach der Unterzeichnung der gemeinsamen ...

Papst Franziskus ist nach seinem dreitägigen Aufenthalt auf der Arabischen Halbinsel wieder im Vatikan angekommen. Während der „Fliegenden Pressekonferenz“ auf der Rückreise von Abu Dhabi sprach Franziskus über das jüngst unterzeichnete katholisch-muslimische Dokument sowie den sexuellen Missbrauch von Ordensfrauen.

Franziskus sieht sich nicht von muslimischen Politikern instrumentalisiert

In gut einjähriger vertraulicher Zusammenarbeit zwischen dem Vatikan und der Al-Azhar-Universität in Kairo sei das katholisch-muslimische Dokument über „Menschliche Brüderlichkeit“ entstanden, erklärte der Papst. Er hatte es zuvor gemeinsam mit Großimam Ahmad Mohammad al-Tayyeb unterzeichnet. Das Dokument ruft zu Solidarität zwischen allen Menschen und zur Wahrung der Menschenrechte auf, verurteilt Hass und Blutvergießen sowie besonders Terrorismus, der Religion instrumentalisiere.

Den Vorwurf, er lasse sich mit dem Dokument von muslimischen Politikern instrumentalisieren, wies Franziskus zurück. „Aus katholischer Sicht weicht das Dokument nicht einen Millimeter vom Zweiten Vatikanischen Konzil ab.“ Dieses werde darin sogar mehrmals erwähnt. „Das Dokument wurde im Geiste des Zweiten Vatikanischen Konzils verfasst“, so das Katholikenoberhaupt. Zwar könne er nachvollziehen, so Franziskus, dass das Dokument auch auf Kritik stoße, doch sei es ein „Schritt nach vorne“ zur weiteren Umsetzung des Konzils.

Franziskus räumt Missbrauch von Ordensfrauen durch Kleriker ein

Darüber hinaus räumte Papst Franziskus ein, dass es in der katholischen Kirche auch Missbrauch von Ordensfrauen durch Kleriker gebe. „Es gibt das in der Kirche auch durch Kleriker, in einigen Regionen etwas mehr als in anderen“, sagte er zu den Journalisten. „Es gab einige Priester und auch Bischöfe, die so etwas gemacht haben. Und ich glaube, dass das noch geschieht.“

Zwar seien einige Kleriker suspendiert und manche Frauengemeinschaften aufgelöst worden, in der Frauen von Priestern missbraucht worden waren. Teilweise sei die sexuelle Ausbeutung aber bis zur Sklaverei entartet, beklagte der Papst. Gleichzeitig lobte er seinen Vorgänger, Benedikt XVI., der den Mut gezeigt habe, den Kampf gegen Missbrauch zu beginnen. „Er ist ein starker, konsequenter Mann“, so Franziskus.

Venezuela: Heiliger Stuhl zu Vermittlung bereit

Zudem äußerte sich der Papst auch zu einem Brief des venezolanischen Machthabers Nicolas Maduro, in dem dieser das Katholikenoberhaupt um Vermittlung in der aktuellen Krise in dem südamerikanischen Land bittet. Zwar habe er den Brief noch nicht lesen können. Wenn jedoch ein Vermittler in Venezuela gebraucht werde, stehe der Heilige Stuhl bereit. Gleichzeitig wies Franziskus darauf hin, dass Diplomatie aus vielen kleinen Schritten bestehe. Es könne vorwärts, aber manchmal auch rückwärts gehen. Schon mehrere Politiker hätten versucht, die Krise in Venezuela beenden zu helfen. Für eine Vermittlung brauche es aber guten Willen auf beiden Seiten.

DT/mlu/CNADeutsch/KNA

Die Hintergründe zu diesem Thema finden Sie in der Wochenausgabe der Tagespost.

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Benedikt XVI. Bischof Nicolás Maduro Papst Franziskus Päpste Zweites Vatikanisches Konzil

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