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Papst bestellt Visitator für Kärntner Diözese

Salzburgs Erzbischof Franz Lackner will als Apostolischer Visitator transparente Klärung der Situation.
Erzbischof Franz Lackner
Foto: kathpress | „Meine erste Aufgabe ist es, zu hören. Mit größtmöglicher Offenheit werde ich auf alle Seiten zugehen, alles prüfen und den Bericht nach Rom übermitteln, so der zum Visitator ernannte Salzburger Erzbischof Lackner.

Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner ist von Papst Franziskus zum Apostolischen Visitator für die Diözese Gurk-Klagenfurt ernannt worden. „Eine Unruhe, die die Diözese Gurk-Klagenfurt seit Jahren erfasst hat, ist mit der Sedisvakanz aufgebrochen“, heißt es in einer Erklärung des Salzburger Erzbischofs. Bei der vom Papst angeordneten Visitation gehe es um eine transparente Klärung. Im Zentrum stehe dabei „die Sorge für den Glauben des Volkes Gottes und die Wiederherstellung des Vertrauens in seine Hirten. Mit der Prüfung von übergeordneter Stelle soll eine gute pastorale Entwicklung ermöglicht werden.“

Zuletzt hatte das Domkapitel der Kärntner Diözese massive Vorwürfe gegen seinen früheren Bischof Alois Schwarz erhoben (Die Tagespost berichtete). „Konkret sorgt die Beziehung des Bischofs zur früheren Leiterin des Bildungshauses St. Georgen bis heute für Gerede, Gerüchte und Spekulationen“, heißt es in einer Stellungnahme, die Engelbert Guggenberger als Dompropst – wegen einer römischen Intervention nicht als Diözesanadministrator – vor wenigen Tagen vor Medienvertretern verlas. „Bischof Schwarz war durch dieses Abhängigkeitsverhältnis vom Gutdünken und von den Launen dieser seiner Vertrauten geleitet und bestimmt. So wurde dem Ansehen des Bischofsamtes und dem Ruf der Kirche in Kärnten über Jahre Schaden zugefügt.“

„Aufgrund seiner Lebensführung beeinträchtigt und erpressbar“

Der heutige Bischof von St. Pölten, der 17 Jahre lang die Diözese Gurk-Klagenfurt leitete, sei aufgrund seiner Lebensführung in seiner Amtsführung beeinträchtigt gewesen, „weil er für Priester im Zusammenhang mit der Zölibatsverpflichtung erpressbar war“, meint das Domkapitel. Vorwürfe erhebt es gegen seinen früheren Bischof auch auf wirtschaftlicher Ebene: Es habe seit Jahren keine Wirtschaftsprüfung des Mensalgutes gegeben, aber „eine massive Steigerung der Verluste“. Guggenberger, bis Juni Generalvikar von Schwarz, informierte die Öffentlichkeit, „dass an Bischof Schwarz Regressforderungen gestellt werden“. Ausdrücklich kritisierte er, dass Rom der Diözesanleitung verbot, den Abschlussbericht zum Mensalgut zu veröffentlichen, Schwarz jedoch „entgegen der Faktenlage“ behauptet habe, „dass ihn der Bericht von Misswirtschaft im Bischöflichen Mensalgut freispreche“.

Zu seiner neuen Aufgabe als Apostolischer Visitator der Diözese Gurk erklärte Erzbischof Lackner: „Meine erste Aufgabe ist es, zu hören. Mit größtmöglicher Offenheit werde ich auf alle Seiten zugehen, alles prüfen und den Bericht nach Rom übermitteln. Den Dienst beginne ich Mitte Jänner mit vertrauensvollem Wohlwollen gegenüber der Kirche in Kärnten. Ich bitte um offene Kooperation und sachliche Ehrlichkeit.“ Erzbischof Lackner leitet als Metropolit von Salzburg seit 2014 eine von zwei Kirchenprovinzen in Österreich. Zur Kirchenprovinz Salzburg gehört auch die Diözese Gurk-Klagenfurt.

Kardinal Schönborn begrüßt Visitation

Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn, begrüßt die vom Vatikan angeordnete Visitation der Diözese Gurk-Klagenfurt durch Erzbischof Lackner. Er sei dankbar, dass Rom so rasch und klar eine Entscheidung getroffen habe, so Schönborn „Kathpress“-Interview. Die nun eingeschlagene Vorgangsweise sei richtig, zeigte sich der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz überzeugt. Wenn gegen einen Bischof Vorwürfe vorliegen, sei der Vatikan die zuständige Instanz, um dies zu prüfen. Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner sei zudem von Rom „trefflich gewählt“, sei dieser doch als Metropolit der Salzburger Kirchenprovinz der „nächst Übergeordnete“.

DT/sb/KAP

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