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Orthodoxe Christen protestieren zu Weihnachten gegen Patriarch Theophilos III.

Der traditionelle Einzug des griechisch-orthodoxen Patriarchen Theophilos III. zu den Weihnachtsfeierlichkeiten in Bethlehem wurde von intensiven Protesten überschattet. Von Andrea Krogmann
Demonstranten bewarfen die Fahrzeuge des Patriarchen mit Eiern und anderen Gegenständen.
Foto: Andrea Krogmann | Demonstranten bewarfen die Fahrzeuge des Patriarchen mit Eiern und anderen Gegenständen.

Heftige Proteste und ein Großaufgebot an palästinensischen Sicherheitskräften haben den traditionellen Einzug des griechisch-orthodoxen Patriarchen Theophilos III. zu den Weihnachtsfeierlichkeiten in Bethlehem geprägt. Dutzende palästinensische Christen aus allen Teilen des Heiligen Landes empfingen das Kirchenoberhaupt am Samstagmittag trotz teils heftigen Regens am Rande der Bethlehemer Altstadt. Mit Spruchbändern und Sprechchören forderten sie den Rücktritt des Griechen. "Das Heilige Land ist nicht zu verkaufen", hieß es auf zahlreichen Transparenten. Im Vorfeld hatten laut Medienberichten unter anderem die Bürgermeister der Städte Beit Jalla, Beit Sahour und Bethlehem dazu aufgerufen, Theophilos bei seinem Einzug nach Bethlehem zu boykottieren.

Beim Eintreffen des ungewöhnlich kleinen Konvois des Patriarchen kam es zu Handgemengen. Demonstranten bewarfen die Fahrzeuge mit Eiern und anderen Gegenständen. Berichten der palästinensischen Nachrichtenagentur "Maan" zufolge zerbrach die Heckscheibe eines der Fahrzeuge. Mindestens eine Demonstrantin wurde verletzt. Die Wagenkolonne setzte ihren Weg durch mehrheitlich leere Gassen der Altstadt zum Krippenplatz fort, wo Theophilos III. von mehreren Palästinenservertretern, darunter dem Gouverneur von Bethlehem, empfangen wurde. Der Patriarch zog anschließend zur Liturgie in die Geburtskirche ein.

Entlang des Zugwegs durch die Altstadt sowie auf dem Krippenplatz galten erhöhte Sicherheitsvorkehrungen. Unter anderem wurden an den Zugängen zu dem zentralen Platz Taschenkontrollen durchgeführt; im Eingang der Geburtsbasilika kam ein Metalldetektor zum Einsatz. Patriarch Theophilos III. steht seit längerem in der Ungunst seiner Gläubigen. Unter anderem über den Sommer bekannt gewordene, teils undurchsichtige Verkäufe von Kirchenland an jüdische Investoren sowie Korruptionsvorwürfe sorgen für anhaltendeProteste. Ferner kritisiert die arabische Mehrheit der griechisch-orthodoxen Christen im Heiligen Land die griechische Dominanz in der Kirchenführung. Die griechische Kirchenhierarchie leugne die Rechte der einheimischen Christen.

Nach dem ostkirchlichen Kalender feiern nebenden grieschisch-orthodoxen Christen auch syrisch-orthodoxe, koptische und äthiopische Christen am 6. Januar die Geburt Christi. Ein dritter Weihnachtstermin in Bethlehem liegt am 19. Januar; dann feiern die orthodoxen Armenier.

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