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Offener Konflikt der Hilfswerke

Zwischen zwei französischen Hilfsorganisationen, die Christen im Orient unterstützen wollen, ist ein heftiger Konflikt entbrannt.
SOS Chrétiens d'Orient

Der Krieg in Syrien löst in Europa Konflikte unter den Helfern aus. In Frankreich sind zwei Einrichtungen betroffen, die sich für den Schutz der Christen des Orients einsetzen: „L‘OEuvre d’Orient“ sowie „SOS Chrétiens d‘Orient“. „L‘OEuvre d’Orient“ ist eine kirchliche Einrichtung unter dem Vorsitz des Pariser Erzbischofs. Generaldirektor ist Prälat Pascal Gollnisch, der Generalvikar des Ordinariats der Katholiken der orientalischen Kirchen in Frankreich ist. Das zweite Hilfswerk – SOS Chrétiens d’Orient – wurde 2013 nach der Einnahme von Maalula in Syrien durch die Dschihadisten gegründet. Geleitet wird es von einem Laien - Charles de Meyer. Vor dem dramatischen Hintergrund des Exodus der Christen aus dem vom IS und vom Syrien-Krieg heimgesuchten Nordirak hat sich die Vereinigung außergewöhnlich schnell entwickelt und bereits mehrere hundert Freiwillige vor Ort entsandt. Das hat dazu beigetragen, sie im Vergleich zum Hilfswerk L‘OEuvre d’Orient bekannter zu machen, das bis in jüngster Zeit in erster Linie Gemeinschaften des Orients unterstützte.

Heute befinden sich beide Organisationen in einem offenen Konflikt. Dieser besteht bereits seit langem, ist in den letzten Monaten jedoch in eine neue Phase eingetreten. Nach den von der Tageszeitung La Croix verbreiteten Informationen hatte Prälat Gollnisch im November 2017 SOS Chrétiens d‘Orient vor der Vollversammlung der französischen Bischöfe in Lourdes „scharf kritisiert“. Dort habe Prälat Gollnisch sein „Unbehagen“ über das Hilfswerk zum Ausdruck gebracht und ihnen vorgeworfen, Freiwillige in Gebiete mit unzureichenden Sicherheitsbedingungen zu schicken, insbesondere nach Syrien. Er habe außerdem den Mangel an kritischer Distanz die Hilfsorganisation hinsichtlich des Regimes von Baschar al-Assad zur Sprache gebracht. Darüber hinaus bemängelte der Prälat, dass SOS Chrétiens d‘Orient für die Kommunikation ein übermäßiges Budget aufwende und somit „Druck auf die Spender ausübe“. Der Präsident von SOS Chrétien d'Orient, Charles de Meyer, wies die Vorwürfe jedoch zurück.
DT

 

Einen ausführlichen Hintergrund über den Konflikt zwischen den beiden Hilfsorganisationen finden Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 22. Februar.

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