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Müller wiederholt Kritik an DBK und Amazonas-Synode

„Synodaler Weg“ und Amazonas-Synode werden als Hebel zum Umbau der Kirche angesetzt, sagt Kardinal Gerhard Ludwig Müller. So sei die Krise der Kirche nicht zu überwinden.
Kardinal Müller zu Synodalem Weg und Amazonas-Synode
Foto: dpa | An den Vorbereitungen zur Amazonas-Synode stört Müller zum einen, dass man sich „angesichts des desolaten Zustandes der Kirche im eigenen Land“ berufen fühle, anderen Vorbild zu sein.

Kurienkardinal Gerhard Müller hat seine Kritik am sogenannten „Synodalen Weg“ der deutschen Bischöfe sowie an der im Oktober stattfindenden Amazonas-Synode erneuert. „Der synodale Prozess im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz wird kirchenpolitisch vernetzt mit der Synode für Amazonien und als Hebel zum Umbau der Weltkirche angesetzt“, warnt der Kardinal in einem ausführlichen Schreiben, das der „Tagespost“ vorliegt. Bei beiden Veranstaltungen seien die führenden Personen „fast identisch“ und über die Hilfswerke der Bischofskonferenz finanziell und organisatorisch vernetzt. „Leicht zu kontrollieren ist die Abrissbirne nicht.“ Müller hatte sich erst in der vergangenen Woche in einem in internationalen Medien veröffentlichten Schreiben kritisch zur Amazonassynode geäußert. Sein neuerlicher, ausführlicher Text wurde ebenfalls gleichzeitig in englischer, spanischer und italienischer Sprache veröffentlicht.

"Diese Krise (...) kann nicht durch eine weitere Verweltlichung
und Selbstsäkularisierung der Kirche überwunden werden"
Kurienkardinal Gerhard Müller

Angesichts der jüngst veröffentlichten Kirchenstatistik für das Jahr 2018 erklärt der Kardinal: „Diese Krise des massenhaften Auszuges aus der Kirche und des Niedergangs des kirchlichen Lebens kann nicht durch eine weitere Verweltlichung und Selbstsäkularisierung der Kirche überwunden werden.“ Genau darauf ziele jedoch der „Synodale Weg“, ähnlich wie das Arbeitspapier zur Amazonas-Synode, ab.

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Den deutschen Bischöfen wirft Müller vor, auf Themen zu setzen, mit denen man bei der öffentlichen Meinung der westlichen Welt punkten wolle, anstatt eine „Erneuerung aus dem Evangelium mit Katechese, Mission, Seelsorge, Mystagogie der Sakramente“ anzustreben. Damit könne man in Zukunft jedoch keine Gläubigen zurückgewinnen. Wörtlich schreibt der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation: „Mag die Kirche sich auch sekundär als naturreligiöse Lobby der Ökologiebewegung vor einer entchristlichten Welt legitimieren oder als Geld spendende Hilfsorganisation für Migranten andienen, so verliert sie erst Recht ihre Identität als universales Sakrament des Heils in Christus und gewinnt doch nicht die Anerkennung, die sie sich vom links-grünen Mainstream erhofft.“

Müller: Sakramentalität und Weihemat hängen in der Luft

An den Vorbereitungen zur Amazonas-Synode stört Müller zum einen, dass man sich „angesichts des desolaten Zustandes der Kirche im eigenen Land“ berufen fühle, anderen Vorbild zu sein. Dies nachzuvollziehen sei für den interessierten Beobachter schwer erkennbar. Darüber hinaus kritisiert der 71-Jährige am „Instrumentum laboris“, dem Arbeitspapier zur Synode, dass man Kirche und Liturgie „einordnet in eine mythologische Sicht auf das Ganze der Welt oder sie zu Funktionen eines ökologischen Programms zur Rettung unseres Planeten macht“. Damit hänge die Sakramentalität und das Weiheamt von Bischöfen und Priestern in der apostolischen Nachfolge in der Luft.

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„Man benutzt die neutral und schön klingende Vokabel von der ,heilsamen Dezentralisierung' (Instrumentum Laboris 126) und der Ent-Romanisierung der katholischen Kirche (früher hieß dies: der antirömische Affekt), meint aber die Alleingeltung einer Amazonasmythologie und westlichen Ökotheologie statt der Offenbarung und die Alleinherrschaft ihrer Ideologen statt der geistlichen Autorität der Nachfolger der Apostel im Bischofsamt.“

Geweiht werden kann nur ein Katholik männlichen Geschlechtes

Kardinal Müller geht auch grundsätzlich auf die Debatte um einen möglichen Zugang zu Weiheämtern für Frauen ein. Diesen lehnt er kategorisch ab. „Geweiht werden kann nur ein Katholik männlichen Geschlechtes, wenn er berufen ist, und wenn die Kirche, repräsentiert durch den Bischof, die Berufung als echt anerkennt und einen geeigneten Kandidaten nach den kanonischen Bedingungen zum Bischof, Priester oder Diakon weiht.“ Mit dieser Einsicht hätten nur diejenigen Schwierigkeiten, die in der Kirche allenfalls ein weltliches Gebilde sähen und in der Folge das Weiheamt nicht als göttliche Stiftung anerkennen, „sondern den christlichen Amtsträger auf den Funktionär einer religiös-sozialen Organisation reduzieren“.

DT/mlu

Die Hintergründe zu diesem Thema finden Sie in der Wochenausgabe der Tagespost.

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