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Missbrauch in Chile: Papst kündigt Entlassungen an

In einem Schreiben, das Papst Franziskus den 34 chilenischen Bischöfe zu Beginn des Treffens im Vatikan übergeben hatte, spricht er von einer "schmerzenden, offenen Wunde". Und er kündigt weitere Konsequenzen an.
Protestbanner zum chilenischen Missbrauchsskandal
Foto: Paul Haring (KNA) | Ein Banner hängt am 21. Januar 2018 an einer Hauswand in Lima mit der Aufschrift "Francisco aqui si hay pruebas" (dt.: Franziskus, hier sind Beweise) während des Besuchs von Papst Franziskus in Chile und Peru.

Papst Franziskus hat in einem vertraulichen Dokument personelle Konsequenzen nach der Missbrauchskrise in der chilenischen Kirche angekündigt. Es reiche jedoch nicht aus, „nur die konkreten Fälle zu behandeln und die betreffenden Personen zu entfernen“, heißt es in dem Schreiben, das der chilenische Sender Canal 13 in der Nacht zum Freitag veröffentlichte. „Das - und das sage ich in aller Deutlichkeit - muss getan werden, aber es ist nicht genug. Es muss noch mehr geschehen“, so Franziskus.

Der Papst hatte das Dokument den 34 Bischöfen Chiles am Dienstag zu Beginn eines Treffens im Vatikan zur Aufarbeitung des Skandals in dem südamerikanischen Land übergeben. Die dreitätigen Gespräche gingen am Donnerstagabend zu Ende. Für Freitagmittag war eine Pressekonferenz der Bischöfe in Rom angekündigt.

In dem nun bekannt gewordenen, zehn Seiten langen Brief schreibt Franziskus, es gebe eine „schmerzende, offene Wunde“. Diese sei bislang mit einer Medizin behandelt worden, die anscheinend mehr geschadet als genutzt habe. „Es wäre ein schweres Versäumnis, die Probleme nicht an der Wurzel zu packen.“ Der Papst spricht von besorgniserregenden Erkenntnissen, die seine beiden Sonderermittler Erzbischof Charles Scicluna und der Rechtsexperte Jordi Bertomeu im Februar bei ihren Recherchen in Chile zutage gefördert hätten. So seien mehrere Geistliche, die wegen „sittenlosen Verhaltens“ entfernt worden seien, wieder in anderen Diözesen aufgenommen worden. Obendrein haben man ihnen Aufgaben mit „einem täglichen und direkten Kontakt zu Minderjährigen“ anvertraut.

Die Untersuchung zeige, dass es „grobe Fehler“ im Umgang mit Missbrauchsfällen gegeben habe, räumt Franziskus ein. Er empfinde „Scham“, weil in etlichen Fällen die Aufklärungsarbeit gezielt behindert worden sei.

DT/KNA

 

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