Die Herbstvollversammlung der katholischen amerikanischen Bischöfe hat mit einer großen Überraschung begonnen: Gleich zu Beginn des Treffens in Baltimore im Bundesstaat Maryland erklärte der Vorsitzende der US-Bischöfe, Kardinal Daniel DiNardo, dass die Bischofskonferenz während der Vollversammlung nicht über Maßnahmen zum Kampf gegen sexuellen Missbrauch innerhalb der katholischen US-Kirche abstimmen werde.
Verhaltenskodex und
von Laien geführtes Investigativ-Komitee geplantUrsprünglich hatten die US-Bischöfe geplant, über einen neuen Verhaltenskodex für Bischöfe abzustimmen, sowie ein von Laien geführtes Investigativ-Komitee ins Leben zu rufen, das den Vorwürfen des Fehlverhaltens von Geistlichen nachgehen sollte. Die Anweisung, die Abstimmung über diese Initiativen bis ins nächste Jahr aufzuschieben, kam direkt aus dem Vatikan. Die versammelten Bischöfe nahmen die Nachricht mit großem Erstaunen auf, wie mehrere US-Medien berichten.
DiNardo erklärte, dass der Vatikan darauf bestanden habe, dass keine neuen Maßnahmen zur Missbrauchsbekämpfung beschlossen würden, bevor im Februar die Vorsitzenden aller Bischofskonferenzen weltweit zu einem Spitzentreffen in Rom zusammenkommen. Dann werden sie über das weitere Vorgehen in der Missbrauchskrise beraten. Der Kardinal entschuldigte sich für den Aufschub der Abstimmung. Er habe die Anweisung erst spät am Vortag aus dem Vatikan erhalten.
Kardinal DiNardo enttäuscht über Anweisung des Vatikan
Im Vorfeld der Vollversammlung der Bischöfe waren zwei Dokumente im Umlauf gewesen, die jenen Verhaltenskodex sowie die Pläne für ein Investigativ-Komitee umrissen. Diese Vorschläge galten allgemein als der beste Ansatz, um während des Treffens zu substanziellen Ergebnissen zu kommen und den Gläubigen zu signalisieren, dass die Bischöfe angesichts des schwerwiegenden Skandals zum Handeln bereit sind.
Kardinal DiNardo zeigte sich enttäuscht über die Anweisung aus dem Vatikan, die Abstimmung zu verschieben. Trotz des unerwarteten Einschreitens habe er jedoch Hoffnung, dass das Treffen im Vatikan sich als ergiebig erweisen werde und die Maßnahmen der amerikanischen Bischofskonferenz sogar noch verbessern werde.
DT/mlu
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