Für Kardinal Reinhard Marx ist die Unterstützung privater Seenotretter Handeln nach dem Vorbild Christi. "Gewiss würde Jesus Christus nich untätig zusehen, wenn jemand ertrinkt. Jesus würde helfen", schrieb der Erzbischof von München und Freising in einem Gastbeitrag für die „Bild“-Zeitung (Donnerstag). Am Dienstag war bekannt geworden, dass Marx dem deutschen Seenotrettungsschiff "Lifeline" 50.000 Euro gespendet hat. Das Geld stammt nach Angaben einer Sprecherin des Erzbistums aus Mitteln, die dem Erzbischof persönlich zur Verfügung stehen.
Marx: Private Rettung ist keine politische Lösung
In seinem Gastbeitrag betonte Marx, dass die Seenotrettung „natürlich keine politische Lösung für die Herausforderung der Migration“ sei. Dazu brauche es andere Wege. Er habe gleichwohl „Hochachtung“ vor den Menschen, die damit die Schwächsten unterstützten. Auch für den Kardinal seien die Worte von Papst Franziskus, nach denen das Mittelmeer kein Friedhof werden dürfe, ein „persönlicher Handlungsauftrag“. Die Kirche wolle insbesondere in den Heimatländern der Migranten helfen und Fluchtursachen bekämpfen: „Wir wollen, dass sie dort ohne Verfolgung, Hunger und Not leben können“, schreibt er. Beim diesem Einsatz seien auch die internationale Gemeinschaft, die EU und die Bundesregierung gefragt.
„Doch so lange es Menschen gibt, die sich in ihrer Not und Verzweiflung auf den Weg über das Mittelmeer machen, ist unser Auftrag als Christen Barmherzigkeit“, betont der Kardinal. „Ein christliches Bekenntnis, das der Katastrophe, die tagtäglich auf dem Mittelmeer geschieht, tatenlos zuschaut, ist nicht glaubwürdig.“ Auch Jesus Christus würde helfen und nicht „untätig“ zusehen.
AfD-Sprecher Münz kritisiert Spende
Kritik an der Unterstützung des Kardinals für die „Lifeline“ kam von der AfD-Fraktion im Bundestag. Der kirchenpolitische Sprecher Volker Münz, nannte es „ein Unding, dass Kardinal Marx das private Rettungsschiff 'Lifeline' mit Mitteln aus der Kirchensteuer unterstützt“. Die Arbeit von Lifeline sei „nur scheinbar christlich“. Durch die Präsenz solcher Schiffe im Mittelmeer würden viele Menschen erst angelockt, sich auf die gefährliche Reise zu begeben und ihr Leben zu riskieren.
Zuletzt hatte die „Lifeline“ einen Vorstoß unternommen, unter vatikanischer Flagge zu fahren. Dies lehne der Vatikan aber ab, hieß es in dem Schreiben an den Kapitän Claus-Peter Reisch. Er steht seit Anfang Juli in Malta vor Gericht. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, das Rettungsschiff nicht ordnungsgemäß registriert zu haben. Inzwischen ist er gegen Kaution auf freiem Fuß, der Prozess aber noch nicht abgeschlossen.
DT/KNA