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Marx hofft auf Ergebnisse bei Aufarbeitung von Missbrauch

Entschiedeneres Handeln bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der Kirche angemahnt.
Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz
Foto: Friso Gentsch (dpa) | Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Lingen.

Kardinal Reinhard Marx mahnt ein noch entschiedeneres Handeln bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der Kirche an. Er erhoffe sich dabei zeitnah konkrete Ergebnisse, erklärte der Vorsitzende der Deutsche Bischofskonferenz (DBK) zum Auftakt der Vollversammlung der Bischöfe am Montag im emsländischen Lingen. Bei dieser werden sich die Bischöfe erneut schwerpunktmäßig mit der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals befassen. Dabei sollen auch von der DBK als "übergreifende Fragen" etwa nach der kirchlichen Sexualmoral, dem priesterlichen Zölibat und der aus der Weihe resultierenden Macht diskutiert werden.

Intensive Diskussion gut und notwendig

Der Vorsitzende Marx erwarte sich innerhalb der Bischofskonferenzen eine intensive Diskussion zu den anstehenden Fragen. Diese sei jedoch gut und notwendig. "Es geht darum, eine richtige Gemeinschaft zu stiften, auch wenn man nicht immer einer Meinung sein kann." Zugleich verteidigte Marx, dass bei der Vollversammlung keine Teilnahme von Opfervertretern geplant ist. Dabei betonte er, dass unterschiedliche Opferverbände jeweils nur für einen Teil der Geschädigten sprechen könne. Und: "Nicht in jeder Beratung der Bischofskonferenzen kann eine bestimmte Gruppe vertreten sein."

Die Kirche in Deutschland hat bereits viel erreicht

Zudem habe die Kirche in Deutschland in den zurückliegenden Jahren bereits viel erreicht, um das Problem des sexuellen Missbrauchs im Bereich der Kirche aufzuarbeiten und weitere Taten zu verhindern, betonte Marx. Die deutschen Diözesen seien in manchen Fragen bereits weiter als im weltweiten Vergleich. Das hat laut Marx der weltweite Kinderschutzgipfel, der im Februar auf Initiative von Papst Franziskus stattgefunden hatte, gezeigt. Die DBK könne für ihr weiteres Handeln daher "jetzt nicht warten, was sich weltkirchlich tut."

Weiterer Themenschwerpunkt: Die Rolle der Frauen

Vor Beginn der bis Donnerstag dauernden Beratungen der 67 deutschen Oberhirten erinnerte Marx daran, dass diese bereits vor zwanzig Jahren in Lingen im Bistum Osnabrück getagt hatte. Seinerzeit ging es um den vom damaligen Papst Johannes Paul II. (1978-2005) gewünschten Ausstieg der Kirche aus dem staatlichen System der Schwangerschaftskonfliktberatung in Deutschland. "Es waren schwierige Sitzungen damals, heftige Diskussionen, Auseinandersetzungen und ein hohes öffentliches Interesse", erinnerte Marx. Dies sei nun mit der Thematik des Missbrauchsskandals wieder gegeben.

Daneben werde es in den kommenden Tagen auch um die Rolle der Frauen in der kirchlichen Verwaltung in Deutschland gehen. Die Bischöfe wollen sich laut Marx dazu mit einer Studie über Frauen in der kirchlichen Verwaltung befassen. "Wir müssen Frauen in Führungspositionen fördern", so der Kardinal. Er selbst habe noch vor zehn Jahren gedacht, dass dieses Thema keines gesonderten Handelns bedürfe, sei aber eines Besseren belehrt worden.

DT/kim (jobo)

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