Nach Ansicht des Freiburger Kirchenrechtlers Georg Bier können die Proteste der Aktion „Maria 2.0“ ihr Ziel nicht erreichen, „weil nach päpstlichem und lehramtlichem Verständnis das letzte Wort gesprochen ist“. Im Gespräch mit der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) meint Bier: „Der Papst und das authentische Lehramt verstehen das 1994 veröffentlichte Schreiben ,Ordinatio sacerdotalis' von Johannes Paul II. eindeutig als letztverbindlich und endgültig.“ Papst Franziskus habe von einer definitiven Lehraussage der Kirche gesprochen, die sich nie mehr ändern könne. „Papst Franziskus hat sich dem mehrmals angeschlossen und gesagt, dass die Tür an dieser Stelle geschlossen ist.“
Wenn überhaupt könnte nur der Papst etwas ändern
Gleichzeitig weist der Kirchenrechtler gegenüber der KNA darauf hin, dass einige Theologinnen, Theologen und auch Bischöfe sich zurzeit dennoch verstärkt dafür aussprechen würden, noch einmal zu überprüfen, ob diese Letztverbindlichkeit wirklich gelte. „Denn Johannes Paul II. erklärte, er spreche nur letztgültig aus, was ohnehin eindeutig von allen Bischöfen so gelehrt werde.“ Von daher stellten manche die Frage: „Konnte der Papst damals wirklich verbindlich reden, weil es klar war, oder konnte er es nicht, weil es unterschiedliche Positionen gab?“
Kirchenrechtler Bier gibt auch zu bedenken, dass die Gesetzgebung hierarchisch-monarchistisch organisiert und allein dem Papst überlassen sei. „Wenn überhaupt könnte also nur der Papst etwas ändern.“ Lehramtlich argumentiert könne es beim Weiheverbot für Frauen jedoch keine Änderungen mehr geben. „Wir drehen uns im Kreis und landen höchstens wieder beim Ausweg, die Grundlagen der damaligen Lehraussage anzweifeln zu können.“
Bier hält regionale Sonderwege nicht für möglich
Auch regionale Sonderwege bei der Frage der Priesterweihe von Frauen hält Bier nicht für möglich. „Im lehramtlichen Selbstverständnis kann es bei der Weihe keine Sonderwege geben.“ Dies könne er sich allerdings beim Zölibat oder bei der Weihe von verheirateten Männern vorstellen. „Denn hier gibt es eben keine lehramtliche Aussage, die die gleiche Qualität und Endgültigkeit hätten wie der Weihe-Ausschluss von Frauen.“
DT/mlu
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