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Kardinal Burke: Kirche in „sehr schwerer Krise“

Der amerikanische Kurienkardinal Raymond Leo Burke sieht es als wichtigste Aufgabe der Kirche, alle Missbrauchsfälle aufzuarbeiten, um verlorenes Vertrauen wiederherzustellen. Zudem räumt er ein, dass man es mit einem Glaubensabfall zu tun habe.
Katholische Kirche in der Krise
Foto: Friso Gentsch (dpa) | Geiz und Gier, Machtlüsternheit und Geilheit, Trunksucht und Völlerei, dieser Katalog von Klerikersünden macht der Kirche zu schaffen.

Der amerikanische Kardinal Raymond Leo Burke hat der katholischen Kirche eine „sehr schwere Krise“ attestiert. Der Grund sei das „schmerzliche Versagen“ einiger Bischöfe im Hinblick auf die Missbrauchsfälle, die die US-Kirche momentan erschüttern. Im Gespräch mit Raymond Arroyo von katholischen Nachrichtenportal „EWTN News“ sprach der Kurienkardinal Burke von einem „ernsthaften Vertrauensverlust in unsere Hirten“. Wichtig sei nun, das verloren gegangene Vertrauen wiederherzustellen.

Burke: "Wir haben es mit der schwersten aller Sünden zu tun"

Die aktuelle Krise berühre das Herz der Kirche, so der emeritierte Kardinalpräfekt der Apostolischen Signatur weiter. Burke war erst kürzlich von einer mehrwöchigen USA-Reise nach Rom zurückgekehrt. Ihm sei noch nie „so viel Wut, so viel Enttäuschung, so viel Frust von guten, gläubigen Katholiken“ entgegengeschlagen wie bei seinem Besuch in der Heimat, erklärte der 70-Jährige. „Wir haben es mit der schwersten aller Sünden zu tun. Dieser Tatsache müssen wir unsere Aufmerksamkeit widmen und tun, was unter Berücksichtigung aller Beteiligten angemessen ist.“

Der einzige Weg, wie die Kirche Vertrauen zurückgewinnen könne, sei, „der ganzen Angelegenheit auf den Grund zu gehen und sicherzustellen, dass dies in Zukunft nicht noch einmal geschieht“. Dafür sei der Papst zuständig, so Burke. Wenn ihm von Vorwürfen gegen einen Bischof berichtet werde, müsse der Papst Untersuchungen anordnen. „Dies liegt nicht in der Verantwortung der Bischofskonferenz“, so Burke.

Mit "Vernunft und Wahrhaftigkeit" vorgehen

In Bezug auf einen Bericht einer staatlichen Jury des US-Bundesstaates Pennsylvania, der rund 300 zumeist verstorbene Priester beschuldigt, in den vergangenen 70 Jahren mindestens 1 000 Kinder und Jugendliche missbraucht zu haben, erklärte Kardinal Burke: „Das ist eine Sache, die man mit Vernunft und Wahrhaftigkeit angehen muss.“ Sollte man feststellen, dass die angemessenen Schritte nicht unternommen wurden, müsse dies korrigiert werden.

„Ich denke wir müssen zugeben, dass wir es mit einem Abfall vom Glauben zu tun haben“, gestand der Kurienkardinal ein. Dies gelte für alle Fragen, die die menschliche Sexualität betreffen. „Im Prinzip geht es schon mit der Annahme los, dass es legitime sexuelle Handlungen außerhalb der Ehe geben könne, was natürlich falsch ist, völlig falsch“, betonte Burke. Er könne nur jedem ans Herz legen, sich dem Herrn anzunähern, „der uns führt. Er wird uns nie verlassen“. 

DT/mlu

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