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In der Taufe geschenkte Gnade zur Entfaltung bringen

Im Gespräch mit der "Tagespost" erklärt der Kölner Weihbischof Ansgar Puff, wie der Neokatechumenale Weg zur Neuevangelisierung beiträgt. Von José García
50 Jahre Neokatechumenat in Rom
Foto: Stefano dal Pozzolo (KNA) | Menschen tragen Fahnen, unter anderem von Israel, auf dem Weg zu der Feier zu 50 Jahren Neokatechumenaler Weg in Rom am 5. Mai 2018 in Tor Vergata in Rom. Im Hintergrund steht ein großes Kreuz.

Wie kann Ihrer Meinung nach der neokatechumenale Weg zur Neuevangelisierung beitragen?

Der neokatechumenale Weg bietet auf den ersten Blick einen Einführungskurs in den Glauben an, wie es auch viele andere Anbieter tun, zum Beispiel der „Alpha-Kurs“ oder der „Vallendarer Glaubenskurs“. Nach dieser Einführung in den Glauben ist es aber für interessierte Teilnehmer möglich, eine kleine Gemeinschaft zu bilden, in der durch die Feier des Wortes Gottes, durch die Gemeinschaft und die Liturgien eine „Formation“ im Glauben möglich wird. Denn viele Getaufte kennen Gott eher vom Hörensagen als durch eine persönliche Begegnung. Es gibt oft wenig tradiertes christliches Wissen. Eine geformte Praxis des Christseins und eine Praxis gemeinschaftlichen Christseins fehlt. Der Glaube prägt nicht den beruflichen Alltag, das Engagement in der Zivilgesellschaft, den Umgang mit Internet, die Sexualität und das Leben in der Familie. Ein Großteil der Getauften befindet sich faktisch in einem Status von Katechumenen.

Wie sieht diese Formung konkret aus?

Daher braucht es nicht nur Glaubenskurse, die nach einigen Wochen wieder zu Ende sind, sondern eine „Formation“, eine „Jüngerschaftsschule“, ein „Katechumenat“, in dem die in der Taufe geschenkte Gnade wachsen und sich entfalten kann. Diese Formation ist der Beitrag des neokatechumenalen Wegs zur Neu-Evangelisierung.

Wie beurteilen Sie kritische Stimmen, die von einer Abkapselung des Neokatechumenats bzw. von einer Spaltung in Pfarreien sprechen, in dem der neokatechumenale Weg tätig ist?

Ich bekomme diese Frage oft gestellt, meist von Menschen, die den neokatechumenalen Weg noch nicht so gut kennen. Die Gemeinschaften des Neokatechumenats gehören genau so zur Pfarrei wie andere Gemeinschaften oder Verbände auch. Jede Kolpingfamilie oder jeder Pfadfinderstamm führt ja berechtigterweise ein gewisses Eigenleben in der Pfarrei, und gehört trotzdem zur Pfarrei. Wir empfinden es auch nicht als „Spaltung“ oder „Abkapselung“, wenn zum Beispiel die Frauengemeinschaft einmal in der Woche einen Frauengottesdienst feiert, zu dem theoretisch alle Gemeindemitglieder eingeladen sind, zu dem de facto aber nur die Mitglieder der Frauengemeinschaft kommen.

In welcher Form steht der neokatechumenale Weg allen Pfarreimitgliedern offen?

Damit der neokatechumenale Weg grundsätzlich immer allen offensteht, wird jährlich ein Einstieg durch die „Grundkatechese“ angeboten. Die Vorabendmessen, die der neokatechumenale Weg feiert, sind Messen in der Pfarrei, bei der jeder willkommen ist, der kommen möchte. Ich habe als Pfarrer darum immer Wert darauf gelegt, dass diese Gottesdienste in den Pfarrnachrichten veröffentlicht waren. Schließlich ist der Pfarrer der Garant der Einheit in der Pfarrei. Darum gibt es den neokatechumenalen Weg nur in den Pfarreien, in denen der Pfarrer diese Möglichkeit der Neuevangelisierung wünscht.

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