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Franziskus ruft Katholiken zum Engagement für den Frieden auf

Die Papst-Botschaft zum Katholikentag in Münster im Wortlaut.
Papst Franziskus.
Foto: Giorgio Onorati (ANSA) | Papst Franziskus.

Papst Franziskus ruft die deutschen Katholiken zum
Engagement für den Frieden auf. Die Botschaft des Kirchenoberhaupts
wurde am Mittwochabend bei der Eröffnung des Katholikentags in
Münster veröffentlicht.

Liebe Brüder und Schwestern,

ganz herzlich grüße ich euch alle anlässlich des 101. Katholikentags
in Münster und freue mich, dass ihr in so großer Zahl gekommen seid.
Eure Teilnahme ist ein deutliches Zeichen dafür, wie sehr euch das
Leitwort dieses Katholikentags 'Suche Frieden' am Herzen liegt.

Dieses Wort ist dem Psalm 34 entnommen: 'Meide das Böse und tu das
Gute, suche Frieden und jage ihm nach!' (Vers 15). Es ist ein
Imperativ und ein brandaktueller Hilferuf. Es gibt derzeit kein
wichtigeres Thema in der öffentlichen Debatte über Religion als das
Problem von Fanatismus und Gewaltbereitschaft. Wir können beobachten,
dass im familiären Bereich, an Arbeitsplätzen, in Vereinigungen, in
Stadtteilen, Regionen und Nationen sowie überall dort, wo der Mensch
als solcher nicht als eine Gabe Gottes angenommen wird, Unfriede,
Missgunst und Hass zutage treten.

Meine große Sorge gilt den Menschen, besonders den Kindern und
Jugendlichen, die wegen Krieg und Gewalt in ihrem eigenen Land zur
Flucht gezwungen sind, um ihr Leben zu retten. Sie klopfen bei uns an
mit der Bitte um Hilfe und Aufnahme. In ihren Augen sehen wir die
Sehnsucht nach Frieden.

Die Stadt Münster war vor 370 Jahren Schauplatz für einen bedeutenden
Friedensschluss nach einem verheerenden Krieg. Man kam überein, dem
kriegerischen Morden, das auch im Namen einer von Menschen
missbrauchten Religion verübt wurde, ein Ende zu setzen. Der
Katholikentag hier in Münster ermahnt uns, aus der eigenen Geschichte
heraus für die Zukunft Frieden zu lernen. Ein wesentliches Instrument
dazu ist unser christliches Engagement in der Familie, in unseren
Schulen und Bildungseinrichtungen, vor allem auch in der Politik.

Frieden kann ebenso weiter wachsen, wenn die Christen verschiedener
Konfessionen im verbindenden Bekenntnis zu Christus an die
Öffentlichkeit treten und sich in der Gesellschaft gemeinsam
engagieren, denn Christus ist unser Friede (vgl. Eph 2,14). Frieden
bedarf des wertschätzenden Miteinanders aller Menschen guten Willens
aus allen Religionen und Bekenntnissen. Alle Menschen können
wertvolle Bausteine im Aufbau einer friedliebenden Gesellschaft sein.
Frieden zu suchen und ihn so auch zu gestalten, ist Aufgabe aller
Menschen. Seid Botschafter des Friedens, der Verantwortung und der
Barmherzigkeit vor allem für die junge Generation!

In jedem Kind, egal in welchem Land es geboren ist, schaut uns
Christus an, der selber als schwaches Kind in unsere Welt gekommen
ist. Kinder sind Zukunft! Die gerechte Teilhabe aller Männer und
Frauen am Wohlergehen ihrer Gesellschaft ist Grundlage eines
dauerhaften Friedens. Die gerechte Teilhabe aller gilt aber auch für
die Menschen in allen Gesellschaften weltweit.

Die großen kirchlichen Hilfswerke, die Verbände und viele
Pfarrgemeinden leisten hierfür einen wertvollen Beitrag. Frieden aber
beginnt auch ganz einfach und klein in unserer Sprache, in der Wahl
der Worte. Mit Worten, die wie Brot sind, stärkend, wertschätzend,
gütig, klärend und verlässlich, beginnt der Frieden.
Wahrheitsliebende Worte aus unserem Mund - in Gesellschaft und
Kirche, in Familie und Freundeskreis, in der Arbeit Oder der Freizeit
- dienen dem Frieden. So auch die Worte unserer Gebete!

Ich wünsche euch, dass dieser Katholikentag ein großes Fest des
Glaubens wird und ein weit sichtbares Zeichen für den Frieden. Die
Tage von Christi Himmelfahrt bis Pfingsten erinnern uns daran, dass
wir unablässig den Heiligen Geist anrufen sollen, dass er uns seine
Gaben schenke und den Frieden des Herrn wachsen lasse. Dabei schauen
wir auch auf Maria, die als Mutter der Kirche mit den Aposteln um das
Kommen des Heiligen Geistes gebetet hat. Sie begleite und unterstütze
auch unsere Suche nach Frieden. Vertrauen wir uns ihrer Fürsprache
und Hilfe an!

Ich weiß mich euch im Gebet verbunden. Vergesst bitte nicht, für mich
zu beten! Von Herzen erteile ich euch, die ihr in Münster
zusammengekommen seid, wie auch allen Gläubigen des Volkes Gottes in
Deutschland den Apostolischen Segen.

Aus dem Vatikan, am 1. Mai 2018

Franziskus

KNA / DT (jbj)

 

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