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Erzbischof zum Kommunionstreit: Keine Praktiken vorschlagen, die den Glauben aushöhlen

Terence Prendergast, der Erzbischof von Ottawa, ist erstaunt, dass der Papst die Entscheidung im Streit um den Kommunionempfang evangelischer Ehepartner den deutschen Bischöfen überlässt.
Priester mit einer Hostienschale in den Händen
Foto: Sebastian Widmann (KNA) | Ein Priester teilt beim Pontifikalamt zu Fronleichnam am 4. Juni 2015 in München die Kommunion aus einer goldenen Hostienschale aus. Dieses Bild ist Teil des Features "Eucharistie".

In der Debatte um eine mögliche Zulassung von evangelischen Ehepartnern in konfessionsverschiedenen Ehen zur Kommunion in Einzelfällen hat sich nun auch Terence Prendergast, Erzbischof von Ottawa, zu Wort gemeldet. Selbst wenn die deutschen Bischöfe im Kommunionstreit zu einem Konsens gelangten, könne dieser die katholische Lehre nicht ändern, so der kanadische Erzbischof in einem Interview. „Bedeutsamer ist die Herausforderung, der kirchlichen Lehre treu zu bleiben und keine Praktiken vorzuschlagen, die den Glauben aushöhlen.“ Prendergast zeigte sich erstaunt, dass Papst Franziskus den deutschen Bischöfen bei ihrem Treffen im Vatikan mitgeteilt habe, dass jede Entscheidung annehmbar sei, solange sie einstimmig getroffen werde.

„Papst Franziskus liegt richtig, wenn er sagt, dass nicht jede theologische Debatte durch Einmischung des päpstlichen Magisteriums geklärt werden muss“, so Prendergast weiter. Doch ebenso richtig liege der niederländische Kardinal Willem Eijk, der die Interkommunion als Frage der kirchlichen Lehre bezeichnet hatte, die nicht von einer nationalen Bischofskonferenz geregelt werden könne. Der Kommunionstreit sei eine klassische Situation des Abwägens zwischen Dingen, die zu ändern möglich ist, und solchen die man nicht ändern könne, so der jesuitische Erzbischof.

„Der Kommunionempfang ist vom Wesen her verbunden mit dem Glauben, meinem persönlichen Glauben und dem Glauben der Gemeinde, der ich angehöre“, erklärte Prendergast. Eine Mehrheit der deutschen Bischöfe schlägt jedoch vor, dass jemand, der nicht zur katholischen Kirche gehört, regelmäßig an der Kommunion teilnehmen könne. „Diese Form der offenen Kommunion ist gegen die Lehre der katholischen Kirche. Und wie ich anhand von nicht katholischen Glaubensgemeinschaften beobachten kann, die eine offene Kommunion praktizieren, ist diese in spiritueller und pastorale Hinsicht nicht erfolgreich.“ Erzbischof Prendergast erklärte zudem, dass er sich in der Debatte zu Wort melde, da die Kirche ein „engmaschiges Netzwerk“ sei und Gläubige in Ottawa ihn bereits nach seiner Einschätzung fragten.

DT/mlu

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