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"Egoismus, Hochmut, der Einstieg in die Welt der Korruption, das sind Krankheiten des Herzens"

Im Wortlaut die Ansprache des Heiligen Vaters beim Angelus am 11. Februar
Pope Francis'
Foto: Giorgio Onorati (ANSA)

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Im Laufe dieser letzten Sonntage hat uns das Evangelium nach Markus die Heilung von Kranken aller Art durch Jesus vor Augen geführt. Der Welttag der Kranken, der gerade auf den heutigen Tag, den 11. Februar, den Gedenktag Unserer Lieben Frau von Lourdes, fällt, fügt sich gut in diesen Kontext ein. So betrachten wir mit unserem auf die Grotte von Massabielle gerichteten Blick des Herzens Jesus als den wahren Heiler von Leib und Seele, den Gott, der Vater, in die Welt gesandt hat, um die von der Sünde und ihren Folgen gezeichnete Menschheit zu heilen.

Der heutige Abschnitt aus dem Evangelium (vgl. Mk 1,40-45) zeigt uns die Heilung eines Menschen, der an Lepra erkrankt war, einem Leiden, das im Alten Testament als schwere Unreinheit angesehen wurde und die Ausgrenzung der Leprakranken aus der Gemeinschaft mit sich führte: sie lebten allein. Ihr Zustand war wirklich quälend, weil sie sich nach der damaligen Mentalität nicht nur vor den Menschen, sondern auch vor Gott unrein fühlten. Auch vor Gott. Daher fleht der Aussätzige des Evangeliums Jesus mit den Worten an: „Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde“ (V. 40).

Als Jesus das hört, hat er Mitleid (vgl. V. 41). Es ist ganz wichtig, genau auf diese innere Resonanz Jesu zu achten, wie wir es während des Jahres der Barmherzigkeit lange getan haben. Man versteht das Wirken Christi, man versteht Christus selbst nicht, wenn man sich nicht in sein von Mitleid und Barmherzigkeit erfülltes Herz hineinversetzt. Dieses Herz drängt ihn, die Hand nach jenem leprakranken Mann auszustrecken, ihn zu berühren und zu sagen: „Ich will es - werde rein!“ (V. 41). Das Erschütterndste ist, dass Jesus den Aussätzigen berührt, da dies vom mosaischen Gesetz streng verboten war. Einen Aussätzigen zu berühren, bedeutete, auch innerlich, im Geist, angesteckt zu werden, also unrein zu werden. Doch in diesem Fall wirkt nicht der Aussätzige auf Jesus ein, um ihn anzustecken, sondern Jesus auf den Aussätzigen, um ihm die Reinheit zu schenken. Bei dieser Heilung bewundern wir außer dem Mitleid und der Barmherzigkeit auch den Mut Jesu, der sich weder um Ansteckung noch um Vorschriften sorgt, sondern nur von dem Wunsch bewegt wird, jenen Mann von dem Fluch zu befreien, der auf ihm lastet.

Brüder und Schwestern, keine Krankheit ist Ursache von Unreinheit: gewiss, die Krankheit bezieht den ganzen Menschen ein, doch sie greift in keiner Weise seine Beziehung zu Gott an oder behindert diese. Im Gegenteil, ein Kranker kann noch inniger mit Gott vereint sein. Doch die Sünde, die macht ganz gewiss unrein! Egoismus, Hochmut, der Einstieg in die Welt der Korruption, das sind Krankheiten des Herzens, von denen man gereinigt werden muss, indem man sich wie der Aussätzige an Jesus wendet: „Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde“.

Und jetzt wollen wir einen Moment lang still sein, so dass jeder von uns – ihr alle, ich, jeder – an sein Herz denken, in sich blicken und seine Unreinheiten, seine Sünden sehen kann. Und jeder von uns sage im Stillen für sich doch mit der Stimme des Herzens zu Jesus: „Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde“. Tun wir das alle im Stillen. „Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde“. „Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde“.

Und jedes Mal, wenn wir uns mit reuigem Herzen dem Sakrament der Versöhnung nähern, sagt der Herr auch zu uns: „Ich will es - werde rein!“. Welche Freude darin liegt! So verschwindet der Aussatz der Sünde, so leben wir erneut voller Freude unsere kindhafte Beziehung zu Gott und werden wieder voll in die Gemeinschaft aufgenommen.

Auf Fürsprache der Jungfrau Maria, unserer Unbefleckten Mutter, bitten wir den Herrn, der den Kranken die Heilung gebracht hat, auch unsere inneren Wunden mit seiner unendlichen Barmherzigkeit zu heilen, um uns so die Hoffnung und den Frieden unseres Herzens zurückzugeben.

Nach dem Gebet des Angelus begrüßte der Papst verschiedene Gruppen. Außerdem sagte er:

Liebe Brüder und Schwestern!

Heute beginnen die Anmeldungen zum Weltjugendtag, der im Januar 2019 in Panama stattfinden wird. Auch ich werde mich jetzt in Gegenwart von zwei Jugendlichen über das Internet einschreiben [klickt auf ein Tablet]. So, ich habe mich als Pilger beim Weltjugendtag angemeldet. Wir müssen uns vorbereiten! Ich lade alle Jugendlichen auf der Welt ein, dieses Ereignis der Gnade und der Geschwisterlichkeit sowohl durch eine Reise nach Panama als auch durch die Teilnahme in ihren Gemeinden mit Glauben und Begeisterung zu leben.

Am 15. Februar werden Millionen von Männern und Frauen im Fernen Osten und in verschiedenen Teilen der Welt das Mond-Neujahrsfest feiern. Ich sende allen ihren Familien meinen herzlichen Gruß, verbunden mit dem Wunsch, dass in ihnen immer mehr die Solidarität, die Geschwisterlichkeit und der Wunsch nach dem Guten gelebt werden mögen, damit sie so dazu beizutragen, eine Gesellschaft zu schaffen, in der jeder Mensch angenommen, geschützt, gefördert und integriert wird. Ich lade dazu ein, für das Geschenk des Friedens zu beten, dieses kostbaren Schatzes, nach dem es mit Mitgefühl, Weitblick und Mut zu streben gilt. Ich möchte alle begleiten und segnen.

Einen besonderen Gedanken richte ich an die Kranken, die überall auf der Welt außer unter einem Mangel an Gesundheit häufig auch unter Einsamkeit und Ausgrenzung leiden. Die Jungfrau Maria, „Salus infirmorum“, helfe jedem, mittels einer angemessenen Gesundheitsfürsorge sowie dank geschwisterlicher Liebe, die sich in konkrete und solidarische Fürsorge umzusetzen weiß, Trost für Leib und Seele zu finden.

Übersetzung aus dem Italienischen von Claudia Reimüller

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