Als „Kampfschrift“ gegen den Zölibat bezeichnet der Freiburger Dogmatiker Helmut Hoping das neue Buch des Kirchenhistorikers Hubert Wolf, in dem dieser dafür plädiert, den Zölibat abzuschaffen. Das Buch gehe davon aus, dass der Zölibat pathogen sei – dass er also Leid verursache und krank mache, so Hoping im Gespräch mit dem Kölner Domradio. Wolf vertrete die These, „dass der Zölibat auch in der Breite des katholischen Klerus nicht lebbar ist“ und spreche von „einem klerikalen pathogenen System, das es zu überwinden gelte“.
Hoping: Manchen Thesen kann man nicht widersprechen
Gleichzeitig gebe es auch Thesen in dem Buch, denen man nicht widersprechen könne, wie Hoping einräumt. „Zum einen die These, dass es noch lange bis zum Konzil von Trient und teilweise darüber hinaus verheiratete Priester auch in der katholischen Kirche des römischen Ritus gegeben hat. Dass es verheiratete Priester in den katholischen Ostkirchen gibt, also in den Kirchen des Ostens, die mit Rom verbunden sind.“ Auch sei zutreffend, dass man sich angesichts des Priestermangels die Frage stellen müsse, ob man an der Verbindung von Priestertum und Zölibat in der Form festhalten wolle.
Als Gegenmodell zu Wolfs Thesen plädiert Hoping für die beschränkte Zulassung sogenannter „Viri probati“, von in Ehe, Familie und Beruf bewährter Männer, zum Priesteramt. Denn es sei notwendig, zumindest ergänzend partiell dort, wo es aus pastoralen Gründen notwendig erscheint, verheiratete Männer zu Priestern zu weihen, damit die sakramentale Struktur der Kirche nicht verdunstet“.
Hoping plädiert für beschränkte Zulassung von Viri probati
Dennoch ist Hoping der Ansicht, dass das zölibatäre Leben dort, wo es gelebt wird, von Priestern bis heute ein wichtiges Zeichen in der Nachfolge Christi ist. „Im Unterschied zu Hubert Wolf würde ich also den Zölibat als solchen auch aufgrund der langen Tradition in der katholischen Kirche nicht in dieser Form grundsätzlich in Frage stellen.“
DT/mlu
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