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Die sakramentale Kommunion

Im Wortlaut die Ansprache des Heiligen Vaters während der Generalaudienz vom 14. März.
Papst Franziskus wendet sich an die Gläubigen
Foto: Alessandra Tarantino (AP) | Papst Franziskus.

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Wir fahren heute mit der Katechese über die Heilige Messe fort. Wir wissen, dass Jesus beim Letzten Abendmahl, nachdem er das Brot und den Kelch mit Wein genommen und Gott Dank gesagt hatte, das „Brot brach“. Diesem Handeln entspricht in der eucharistischen Liturgie der Messe die Brotbrechung, der das Gebet vorausgeht, das der Herr uns gelehrt hat: das Vater Unser.

Und so beginnen die Kommunionriten. Sie dehnen den Lobpreis und die Bitten des eucharistischen Hochgebets mit dem gemeinschaftlichen Beten des Vater Unsers aus. Es ist nicht eines der vielen christlichen Gebete, sondern das Gebet des Sohnes Gottes: es ist das große Gebet, das Jesus uns gelehrt hat. Das Vater Unser, das uns am Tag unserer Taufe gegeben wird, lässt dieselben Gefühle in uns erklingen, die in Christus Jesus waren. Wenn wir das Vater Unser beten, beten wir, wie Jesus gebetet hat. Es ist das Gebet, das Jesus gemacht hat, und er hat es uns gelehrt, nachdem die Jünger ihm gesagt haben: „Meister, lehre uns beten, wie du betest“. Und Jesus betete so. Es ist so schön,  zu beten wie Jesus! Nach seiner göttlichen Lehre gebildet, wagen wir, uns an Gott zu wenden und ihn „Vater“ zu nennen, weil wir als seine Kinder durch das Wasser und den Heiligen Geist neu geboren wurden (vgl. Eph 1,5). In Wahrheit könnte keiner Ihn auf vertraute Weise „Abba, Vater“ nennen, ohne von Gott gezeugt worden zu sein, ohne die Eingebung des Heiligen Geistes, wie der heilige Paulus lehrt (vgl. Röm 8,15). Wir müssen denken: niemand kann Ihn „Vater“ nennen, ohne die Eingebung des Heiligen Geistes. Wie oft sind da Menschen, die „Vater unser“ sagen, aber nicht wissen, was sie da sagen. Denn ja, er ist der Vater, aber spürst du, wenn du „Vater“ sagst, dass Er der Vater ist, Dein Vater, der Vater der Menschheit, der Vater Jesu Christi? Hast du eine Beziehung zu diesem Vater? Wenn wir das Vater Unser beten, dann treten wir mit dem Vater, der uns liebt, in Verbindung, doch es ist der Geist, der uns diese Verbindung schenkt, dieses Gefühl, Kinder Gottes zu sein.

Welches Gebet könnte uns besser als das Gebet, das Jesus uns gelehrt hat, auf die sakramentale Kommunion mit Ihm vorbereiten? Das Vater Unser wird außer in der Messe am Morgen und am Abend, bei der Laudes und der Vesper gebetet; so tragen die kindliche Haltung gegenüber Gott und die Haltung der Geschwisterlichkeit gegenüber dem Nächsten dazu bei, unseren Tagen eine christliche Gestalt zu geben.
Im Gebet des Herrn – im Vater Unser - bitten wir um das „tägliche Brot“, in dem wir einen besonderen Bezug auf das eucharistische Brot ausmachen, dessen wir bedürfen, um als Kinder Gottes zu leben. Wir bitten auch um die „Vergebung unserer Schuld“, und um würdig zu sein, die Vergebung Gottes zu empfangen, bemühen wir uns, denen zu verzeihen, die uns verletzt haben.  Und das ist nicht einfach. Den Menschen zu verzeihen, die uns verletzt haben, ist nicht einfach; es ist eine Gnade, um die wir bitten müssen: „Herr, lehre mich zu vergeben, so wie du mir vergeben hast“. Das ist eine Gnade.

Mit unseren Kräften können wir das nicht: Vergeben ist eine Gnade des Heiligen Geistes. Während das Vater Unser uns das Herz für Gott öffnet, macht es uns auf diese Weise auch für die geschwisterliche Liebe bereit. Schließlich bitten wir Gott noch „uns vom Bösen zu befreien“, das uns von Ihm trennt und von unseren Brüdern entzweit. Wir können nachvollziehen, dass diese Bitten gut geeignet sind, uns auf die heilige Kommunion vorzubereiten (vgl. Grundordnung des Römischen Messbuchs, 81).

Das, um was wir im Vater Unser ersuchen, wird durch das Gebet des Priesters fortgesetzt, der im Namen aller bittet: „Erlöse uns, Herr, von allem Bösen und gib Frieden in unseren Tagen“. Und dann erhält es eine Art Siegel im Friedensritus: als erstes wird Christus gebeten, dass das Geschenk seines Friedens (vgl. Joh 14,27) – der so anders ist als der Frieden der Welt – die Kirche nach seinem Willen in der Einheit und im Frieden wachsen lasse; mit der konkreten Geste, die wir untereinander austauschen, bezeugen wir dann „die kirchliche Gemeinschaft und die gegenseitige Liebe, ehe wir das Sakrament empfangen“ (vgl. Grundordnung des Römischen Messbuchs, 82). Im Römischen Ritus ist der Austausch des Friedenszeichens, der schon in der Antike vor der Kommunion stattfand, auf die eucharistische Kommunion ausgerichtet. Der Belehrung des heiligen Paulus entsprechend, ist es nicht möglich, an dem einen Brot teilzuhaben, das uns zu einem Leib Christi macht, ohne sich in brüderlicher Liebe versöhnt zu haben (vgl. 1 Kor 10,16-17; 11,29). Der Frieden Christi kann nicht in einem Herzen Wurzeln schlagen, das nicht in der Lage ist, die Geschwisterlichkeit zu leben und sie wieder herzustellen, nachdem es sie verletzt hat. Den Frieden gibt der Herr: Er schenkt uns die Gnade, denen zu vergeben, die uns verletzt haben.

Dem Friedenszeichen folgt die Brotbrechung, die seit der apostolischen Zeit der ganzen Eucharistiefeier den Namen gegeben hat (vgl. Grundordnung des Römischen Messbuchs, 83; Katechismus der Katholischen Kirche, 1329). Von Christus während des letzten Abendmahls vollzogen, ist die Brotbrechung die offenbarende Geste, die den Jüngern erlaubt hat, ihn nach seiner Auferstehung zu erkennen. Denken wir an die Jünger von Emmaus, die bei ihrer Erzählung über die Begegnung mit dem Auferstandenen berichten, „wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach“ (vgl. Lk 24,30-31.35).

Das Brechen des eucharistischen Brots wird von der Anrufung des „Lammes Gottes“ begleitet, dem Bild, mit dem Johannes der Täufer auf Jesus als den verwiesen hat, der „die Sünde der Welt hinwegnimmt“ (Joh 1,29). Das biblische Bild des Lammes spricht von der Erlösung (vgl. Ex 12,1-14; Jes 53,7; 1 Petr 1,19; Offb 7,14). Im eucharistischen Brot, das für das Leben der Welt gebrochen wird, erkennt die betende Gemeinde das wahre Lamm Gottes, also Christus, den Erlöser, und bittet ihn: „Erbarme dich unser… gib uns deinen Frieden“.

„Erbarme dich unser“, „gib uns deinen Frieden“ sind Anrufungen, die uns vom Gebet des „Vater unser“ bis zum Brechen des Brots helfen, unsere Seele bereit zu machen, am eucharistischen Festmahl, Quelle der Gemeinschaft mit Gott und mit den Brüdern und Schwestern, teilzuhaben.

Vergessen wir das große Gebet nicht: jenes, das Jesus uns gelehrt hat, das Gebet, mit dem Er zum Vater betete. Und dieses Gebet bereitet uns auf die Kommunion vor.

Ein Sprecher verlas folgenden Gruß des Papstes an die Besucher aus dem deutschen Sprachraum:

Herzlich grüße ich die Pilger aus den Ländern deutscher Sprache, insbesondere die Gemeinschaft des Friedrich-List-Berufskollegs aus Hamm. Von der Gnade des Herrn geformt und von der göttlichen Hoffnung erfüllt können wir unseren Nächsten gegenüber die Liebe erwidern, die Gott uns jeden Tag schenkt. Schönen Aufenthalt in Rom unter der Leitung des Heiligen Geistes.

Übersetzung aus dem Italienischen von Claudia Reimüller

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