Der Erzbischof von Armagh, Eamon Martin, hat in seiner Ansprache beim Weltfamilientreffen in der irischen Hauptstadt Dublin die herausragende Bedeutung der Familie hervorgehoben, gleichzeitig aber vor den Herausforderungen gewarnt, denen sich das kirchliche Familienbild in der heutigen Zeit gegenübersieht.
Familie als "Schule der Menschlichkeit"
Die kirchliche Verkündigung der Familie bezeichnete der Primas von ganz Irland als „frohe Botschaft“ für die Gesellschaft und die gesamte Welt. Sie basiere auf einem Kreis der treuen Liebe zwischen einem Mann und einer Frau, die offen ist für das Geschenk der Empfängnis von Kindern als Frucht jener Liebe.
Erzbischof Martin nannte die Familie die „Schule der Menschlichkeit“ und wies auf den heiligen Johannes Paul II. hin, der die Idee der Familie als Hauskirche belebte. „In der Familie erfahren wir zum ersten Mal Liebe und lernen, selbst zu lieben. In der Familie entdecken wir, wer wir sind und woher wir kommen“, so der irische Primas. Vieles innerhalb der Familie drehe sich um Verbindungen. „Gläubige verbindet die Familie mit Glauben und Werten, mit der Taufe und einer Gebetsgemeinschaft.“ Martin bezog sich auf auf Papst Franziskus, der daran erinnere, dass Gott die Menschen errettete, indem er seinen Sohn in die Welt sandte - „in eine menschliche Familie, die offen war, ihn in Liebe zu empfangen“.
Katholisches Familienbild gegen kulturellen Trend
Man könne in der heutigen Zeit jedoch nicht abstreiten, dass es in vielen Teilen der Welt, darunter auch in Irland, gegen den kulturellen Trend sei, das Familienbild der katholischen Kirche zu kommunizieren. Dies liege zum Teil an einer Erosion der gesellschaftlichen Unterstützung für die traditionelle Ehe. Dazu komme, dass sich der öffentliche Diskurs davon entfernt habe, die philosophische und anthropologische Verwurzelung von Ehe und Familie im Naturrecht zu betonen.
„Wie schwierig muss es heute für junge Menschen sein, einen Sinn aus all den widersprüchlichen Botschaften zu ziehen, die die säkulare Welt an sie richtet.“ Martin sprach von „erheblichem Druck“, sich nicht von Verpflichtungen und Beziehungen binden zu lassen und ein lebenslanges Bündnis oder die Zeugung eigener Kinder so lange wie möglich hinauszuzögern. „Arbeitgeber erwarten Flexibilität, Mobilität und die Bereitschaft zu reisen und viele Überstunden zu machen“, kritisierte Bischof Martin. Dazu komme eine geburtenfeindliche, verhütungsfreundliche Mentalität.
Klare, positive Vorstellung von Ehe und Familie kommunizieren
Dem müsse die Kirche entgegenwirken, indem sie eine klare und positive Vorstellung von Ehe und Familie kommuniziere, so der Erzbischof: „Die frohe Botschaft, dass menschliches Leben heilig ist, dass jedes menschliche Wesen Gott entstammt, der uns als Männer und Frauen geschaffen hat.“ Zudem müsse die Kirche zeigen, dass die selbstlose Liebe und Hingabe von Mann und Frau in einer Ehe, die offen für das Leben ist, nicht nur möglich seien, sondern ein „wunderschönes, erfüllendes Geschenk kraft Gottes Gnaden“.
Erzbischof Eamon Martin trat mit seiner Ansprache an die Stelle des Washingtoner Erzbischofs, Kardinal Donald Wuerl. Dieser hatte seine Teilnahme am Weltfamilientreffen kurzfristig abgesagt, nachdem er für seinen Umgang mit den Missbrauchsfällen in der katholischen US-Kirche heftig kritisiert wurde.
DT/mlu
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