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Die Welt gestalten, nicht den Altarraum

Die Kirche nicht neu erfinden: Bischof Rudolf Voderholzer zieht „synodalen Wegen“ klare Grenzen.
Voderholzer äußert sich zum Frauendiakonat
Foto: Armin Weigel (dpa) | Er unterstütze synodale Prozesse, in denen sich alle ihrer je eigenen Berufung vergewissern, so Bischof Voderholzer.

Überlegungen zu einem „synodalen Weg“ hat der Bischof von Regensburg, Rudolf Voderholzer, Grenzen und Ziele gesetzt: In einem Vortrag an der Hochschule Heiligenkreuz sagte er, die persönliche Inpflichtnahme des Bischofs könne nicht durch synodale Strukturen relativiert werden. „Die Kirche ist zunächst apostolisch und erst in einem abgeleiteten Sinn synodal.“

Synodaler Prozess, der Kirche neu erfinden will, spaltet die Christen

Er unterstütze synodale Prozesse, in denen sich alle ihrer je eigenen Berufung vergewissern. Solche Prozesse fänden ihre Grenze in der verbindlichen Lehre der Kirche zum sakramentalen Weihepriestertum. Der Bischof trage eine persönliche Verantwortung, die durch keine Synode und kein Gremium zu ersetzen sei. „Ein synodaler Prozess, der meint, vor allem die Kirche neu erfinden zu sollen, beschreitet einen Weg der Zerstörung. Er spaltet die Christen, er zerstückelt die Kirche, er beschädigt letztlich auch unsere Gesellschaft.“

Zur Diskussion um den  Diakonat  erklärte Bischof Voderholzer, es habe für Frauen „ein nicht-sakramentales Amt in der frühen Kirche gegeben“, vor allem für die Krankenpflege und die Seelsorge an Frauen. Dies entspreche der heutigen Seelsorgshelferin oder Krankenschwester. Jede Gemeinde- und Pastoralreferentin, jede Leiterin einer diözesanen Behörde und jede Äbstissin habe heute unvergleichlich größere Gestaltungsmöglichkeiten als die altkirchlichen Diakonissen. Diese hätten jedenfalls keinen apostolischen Dienst ausgeübt, und es habe sich nicht um ein Weiheamt gehandelt.

Voderholzer: Begriff "Laie" durch "Weltchrist" ersetzen

Der Bischof von Regensburg regte an, den Begriff „Laie“ durch „Weltchrist“ zu ersetzen. Ihm gehe es um „eine positive Bestimmung der absoluten Mehrheit der Kirchenglieder“. Durch den Sprachgebrauch sei der „Laie“ als Nicht-Fachmann definiert. Das Zweite Vatikanische Konzil wollte laut Voderholzer „auf keinen Fall einer Klerikalisierung des Laien oder der Laikalisierung der Kleriker Vorschub leisten“. Laien seien nicht die schlechteren Kleriker, sondern hätten eine eigene Berufung. Wenn Laienverbände Forderungen zur Sakramentenlehre der Kirche erheben oder Bischöfe Ratschläge zum Wahlverhalten geben, müssten sie sich sagen lassen: „So hat es das Konzil nicht gemeint.“

90 mal spreche das Konzil vom Laien, davon 88 mal mit Bezug auf seinen Weltcharakter, so Voderholzer. „Das Konzil hat nicht die Perspektive, dass sich alle im Altarraum auf die Füße treten.“ Für den Laienchristen eröffne sich heute eine Fülle von Herausforderungen, die nicht in die Kompetenz des Klerikers fallen. Als Beispiele nannte der Bischof das Einstehen für den Glauben am Arbeitsplatz, das Vater- und Muttersein als Hirtenamt, eine zeitgenössische Apologetik und die Rolle von Lehrern und Naturwissenschaftlern. Auch Politiker und Publizisten könnten ihren Beruf als Berufung von Christus her verstehen und verwirklichen.

DT/sb

Wen Bischof Voderholzer als Beispiele heiligmäßiger Laien nannte, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 16. Mai 2019. Kostenlos erhalten Sie diese Ausgabe hier.

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