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Die Weihnachtstheologie Romano Guardinis

Der katholische Religionsphilosoph Romano Guardini das Glaubensgeheimnis der Menschwerdung Gottes auf den Punkt.
Weihnachtstheologie Guardinis. Blick auf den Gottmensch Jesus Christus
Foto: Friso Gentsch (dpa) | Die Weihnachtstheologie Guardinis blickt auf Jesus Christus. Foto: Friso Gentsch/dpa.

„Da ist ein Kind, wie Menschenkinder sonst; weint und hungert und schläft wie alle, und ist doch das ,Wort, das Fleisch geworden‘ (Johannes 1,14). Gott wohnt nicht nur in ihm, und sei es auch in aller Fülle; es ist nicht nur vom Himmlischen her angerührt, … sondern dieses Kind ist Gott, von Sein und Wesen.“

Das Glaubensgeheimnis der Menschwerdung Gottes

Direkt und ungeschützt bringt der katholische Religionsphilosoph Romano Guardini (1885–1968) hier das Glaubensgeheimnis der Menschwerdung Gottes auf den Punkt. Er tat dies 1937 in seinem Buch „Der Herr“. Es setzt sich aus Predigten und Betrachtungen zusammen, die Guardini ursprünglich als geistlicher Begleiter der katholischen Jugendbewegung gehalten hatte. Kann und darf Gott aber ein menschliches Schicksal haben? Ist er dann noch der absolute, freie, übergeschichtliche Gott?

Guardini lässt moderne Vorbehalte zu

Für die damalige Zeit äußerst erstaunlich, hat Guardini diese Vorbehalte zugelassen: „Vielleicht empfindet jemand einen Widerstand gegen den Gedanken der Menschwerdung. Vielleicht ist er bereit, ihn als liebliches, tiefsinniges Gleichnis zu nehmen, nicht aber als wörtliche Wahrheit …“. Es folgen dann aber keine Gegenargumente, sondern die Einladung, das Geheimnis unaufgeregt zu betrachten: „In diesem Falle wollen wir ehrfürchtig sein und Geduld haben. Wir wollen dieses Herzensgeheimnis des Christentums mit ruhiger, wartender bittender Aufmerksamkeit umgehen, dann wird uns schon einmal der Sinn aufgeschlossen werden.“

"Die Liebe tut solche Dinge"

Allerdings bleibt Guardini nicht beim bloßen „Ernstnehmen“ der Ablehnung des Menschwerdungsglaubens stehen. Er gibt eine stille „Weisung“ mit dem Wort: „Die Liebe tut solche Dinge“.

DT (jobo)

Worin Guardini die Ursache dafür sah, dass der christliche Glaube in einer „tiefen Krise“ steckt, und wie der Religionsphilosoph die Zukunft der Kirche einschätzte, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 20. Dezember 2018. Lesen Sie den tiefgreifenden Essay von Michael Karger.

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