Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Papst Ansprache

Die Mission hat ein Zentrum: Jesus

Im Wortlaut die Ansprache des Heiligen Vaters beim Angelus am 15. Juli.
Ansprache des Heiligen Vaters beim Angelus am 15. Juli.
Foto: Claudio Peri (ANSA) | Papst Franziskus grüßt am 23.04.2013 auf dem Petersplatz in Vatikanstadt. Foto: Claudio Peri/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ |

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Im heutigen Evangelium (vgl. Mk 6,7-13) ist von dem Moment die Rede, in dem Jesus die Zwölf aussendet. Nachdem er alle einzeln beim Namen gerufen hatte, die er „bei sich haben (…) wollte“ (Mk 3,14), damit sie seine Worte hörten und seine Zeichen der Heilung beobachteten, ruft er sie nun erneut zusammen, um sie „jeweils zwei zusammen“ (6,7) in die Orte zu senden, in die Er sich begeben wollte. Es handelt sich um eine Art „Praktikum“ für das, wozu sie nach der Auferstehung des Herrn mit der Kraft des Heiligen Geistes berufen sein werden.

Der Abschnitt aus dem Evangelium befasst sich mit dem Stil des Missionars, den wir in zwei Punkten zusammenfassen können: die Mission hat ein Zentrum und die Mission hat ein Gesicht.

Der missionarische Jünger hat vor allem ein Zentrum, auf das er sich bezieht: die Person Jesu. Der Bericht weist darauf hin, indem er eine Reihe von Verben anführt, die Ihn als Subjekt haben - „rief (…) zu sich“, „sandte sie aus“, „gab ihnen die Vollmacht“, „gebot ihnen“, „sagte zu ihnen“ (V. 7.8.10) – so dass das Hingehen und Wirken der Zwölf wie das Ausstrahlen von einem Zentrum aus wirkt, wie das Wiederaufleben der Gegenwart und des Wirkens Jesu in ihrem missionarischen Handeln. Das zeigt, dass die Apostel weder etwas Eigenes zu verkünden noch eigene Fähigkeiten vorzuweisen haben, sondern als „Gesandte“, als Boten Jesu reden und handeln.

Dieser Bericht aus dem Evangelium betrifft auch uns, und nicht nur uns Priester, sondern alle Getauften, die aufgerufen sind, in den verschiedenen Bereichen des Lebens das Evangelium Christi zu bezeugen. Und auch für uns ist diese Sendung nur dann authentisch, wenn sie von ihrem unveränderlichen Zentrum, wenn sie von Jesus ausgeht. Es handelt sich nicht um die Initiative einzelner Gläubiger, Gruppen oder sogar großer Zusammenschlüsse, sondern um die Mission der Kirche, die auf untrennbare Weise mit ihrem Herrn vereint ist. Kein Christ verkündet das Evangelium „selbständig“, sondern nur gesandt von der Kirche, die den Auftrag von Christus selbst empfangen hat. Es ist gerade die Taufe, die uns zu Missionaren macht. Ein Getaufter, der nicht das Bedürfnis verspürt, das Evangelium zu verkünden, Jesus zu verkünden, ist kein guter Christ.

Das zweite Merkmal des Stils eines Missionars ist sein „Gesicht“, das gewissermaßen in der „Armut der Mittel“ besteht. Seine Ausrüstung entspricht dem Kriterium der Einfachheit. Denn die Zwölf erhalten den Auftrag „außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel“ (V. 8). Der Meister möchte, dass sie frei und unbeschwert sind, ohne Hilfen und Begünstigungen, nur der Liebe dessen gewiss, der sie aussendet, nur Seines Wortes mächtig, das zu verkünden sie ausziehen. Der Stab und die Sandalen sind die Ausrüstung der Pilger, denn die Boten des Reiches Gottes sind Pilger und keine allmächtigen Manager, keine unabsetzbaren Funktionäre, keine Stars auf einer Tournee. Denken wir zum Beispiel an diese Diözese, deren Bischof ich bin. Denken wir an einige Heilige der Diözese Rom: den heiligen Philip Neri, den heiligen Benoît Joseph Labre, den heiligen Alexius, die heilige Ludovica Albertoni, die heilige Franziska von Rom, den heiligen Gaspare del Bufalo und viele andere. Sie waren keine Funktionäre oder Unternehmer, sondern einfache Mitarbeiter des Himmelreichs. Sie hatten dieses Gesicht. Und zu diesem „Gesicht“ gehört auch die Art und Weise, wie die Botschaft aufgenommen wird: so kann es geschehen, dass man nicht aufgenommen oder nicht gehört werden will (vgl. V. 11). Auch das ist Armut: die Erfahrung des Scheiterns. Die Lebensgeschichte Jesu, der zurückgewiesen und gekreuzigt wurde, nimmt das Schicksal seines Boten vorweg. Und nur wenn wir mit Ihm vereint sind, der gestorben und auferstanden ist, vermögen wir den Mut zu finden, das Evangelium zu verkünden.

Die Jungfrau Maria, die erste Jüngerin und Missionarin des Wortes Gottes, helfe uns, die Botschaft des Evangeliums gegen jede Ablehnung, jedes Unverständnis und jede Drangsal mit bescheidener und strahlender Freude in die Welt zu tragen.

Übersetzung aus dem Italienischen von Claudia Reimüller

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen. Kostenlos erhalten Sie die aktuelle Ausgabe

Themen & Autoren
Angelus Papst-Ansprachen

Weitere Artikel

„Stellt das Feuer ein, haltet ein, Brüder und Schwestern, der Krieg ist immer eine Niederlage", so Franziskus beim Angelus.
29.10.2023, 14 Uhr
Meldung

Kirche