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Der heilige Geist füllt die Lungen der Kirche mit Leben

Im Wortlaut die Ansprache des Heiligen Vaters während der Generalaudienz vom 23. Mai.
Papst Franziskus wendet sich an die Gläubigen
Foto: Alessandra Tarantino (AP) | Papst Franziskus.

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Nach den Katechesen über die Taufe laden uns diese Tage, die dem Pfingstfest folgen, dazu ein, über das Zeugnis nachzudenken, das der Heilige Geist dadurch in den Getauften hervorruft, dass er ihr Leben in Bewegung bringt und es für das Wohl der anderen Menschen öffnet. Jesus hat seinen Jüngern eine wichtige Sendung anvertraut: „Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt“ (vgl. Mt 5,13-16). Das sind Bilder, die an unser Verhalten denken lassen, denn sowohl ein Mangel als auch ein Zuviel an Salz verderben die Speisen, so wie ein Mangel oder ein Zuviel an Licht das Sehen behindern. Nur der Geist Christi kann uns wirklich zu Salz machen, das Geschmack verleiht und vor dem Verderben bewahrt, und zu Licht, das die Welt erleuchtet! Und das ist die Gabe, die wir im Sakrament der Firmung empfangen, über die ich jetzt gemeinsam mit Euch nachdenken möchte. Sie heißt „Firmung“, weil sie die Taufe bestätigt und ihre Gnade stärkt (vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, 1289); aufgrund der Tatsache, das wir den Geist durch die Salbung mit dem Chrisam – einem vom Bischof geweihten wohlriechenden Öl - empfangen, heißt sie im Osten auch „Chrismation“, ein Begriff, der auf Christus, den vom Heiligen Geist Gesalbten, hinweist.

In der Taufe zu göttlichem Leben neu geboren zu werden ist der erste Schritt; dann muss man sich wie ein Kind Gottes verhalten, das heißt, sich nach Christus ausrichten, der in der heiligen Kirche wirkt, und sich in seine Mission in der Welt einbinden lassen. Dafür sorgt die Salbung des Heiligen Geistes: „Ohne seine Kraft kann im Menschen nichts bestehen“ (vgl. Pfingstsequenz). Ohne die Kraft des Heiligen Geistes vermögen wir nichts: es ist der Geist, der uns die Kraft verleiht, voranzugehen. So wie das ganze Leben Jesu durch den Heiligen Geist beseelt wurde, so steht auch das Leben der Kirche und jedes ihrer Mitglieder unter der Führung dieses Geistes.

Von der Jungfrau durch das Wirken des Heiligen Geistes empfangen, nimmt Jesus seine Mission auf, nachdem er, als er dem Wasser des Jordan entsteigt, vom Geist geweiht wird, der auf ihn herabkommt und auf ihm bleibt (vgl. Mk 1,10; Joh 1,32). Er erklärt das ausdrücklich in der Synagoge von Nazaret: es ist schön, wie Jesus sich vorstellt, wie Jesus sich in der Synagoge von Nazaret ausweist! Hören wir uns an, wie er das macht: „Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe“ (Lk 4,18). Jesus stellt sich in der Synagoge seiner Heimatstadt als der Gesalbte vor, als Derjenige, der vom Geist gesalbt wurde.

Jesus ist vom Heiligen Geist erfüllt und er ist die Quelle des vom Vater verheißenen Geistes (vgl. Joh 15,26; Lk 24,49; Apg 1,8; 2,33). Tatsächlich haucht der Auferstandene seine Jünger am Abend des Ostertages an und sagt zu ihnen: „Empfangt den Heiligen Geist!“ (Joh 20,22); und am Pfingsttag steigt die Kraft des Geistes in besonderer Weise auf die Apostel herab (vgl. Apg 2,1-4), wie wir wissen.

Der „Hauch“ des auferstandenen Christus füllt die Lungen der Kirche mit Leben; und so öffnen sich die Münder der Jünger, die „mit dem Heiligen Geist erfüllt“ sind, um allen Menschen Gottes große Taten zu verkünden (vgl. Apg 2,1-11).

Das Pfingstfest – das wir am vergangenen Sonntag begangen haben – ist für die Kirche das, was für Christus die am Jordan empfangene Salbung des Geistes war, das heißt Pfingsten ist der missionarische Impuls, das Leben zur Ehre Gottes für die Heiligung der Menschen hinzugeben. Der Geist wirkt in jedem Sakrament, doch er ist ganz besonders in der Firmung, „die die Gläubigen als Gabe des Heiligen Geistes empfangen“ (Paul VI. Apostolische Konstitution „Divinae consortium naturae“). Und im Moment der Salbung sagt der Bischof: „Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist“: der Heilige Geist ist die große Gabe Gottes. Und in uns allen ist der Geist. Der Geist ist in unserem Herzen, in unserer Seele.

Und der Geist führt uns im Leben, damit wir das rechte Salz und das rechte Licht für die Menschen werden.
Wenn uns bei der Taufe der Heilige Geist in Christus eintaucht, so erfüllt uns Christus bei der Firmung mit seinem Geist, indem er uns zu seinen Zeugen weiht, zu Teilhabern seines Lebensgrundsatzes und seiner Sendung, nach dem Plan des himmlischen Vaters. Das von den Gefirmten abgelegte Zeugnis bringt das Empfangen des Heiligen Geistes und die Fügsamkeit gegenüber seiner schöpferischen Eingebung zum Ausdruck. Ich frage mich: wie kann man sehen, dass wir die Gabe des Geistes empfangen haben? Wenn wir die Werke des Geistes erfüllen, wenn wir mit Worten reden, wie der Geist sie lehrt (vgl. 1 Kor 2,13). Das christliche Zeugnis besteht darin, nur das und alles das zu tun, was der Geist Christi von uns fordert und das zu erfüllen er uns die Kraft gewährt.

Ein Sprecher verlas folgenden Gruß des Papstes an die Besucher aus dem deutschen Sprachraum:

Herzlich heiße ich die Pilger deutscher Sprache willkommen, besonders die vielen Jugendgruppen. Im Sakrament der Firmung hat euch der Herr die Kraft des Heiligen Geistes geschenkt. So könnt ihr wirklich Salz für diese Erde und Licht für unsere Welt sein. Gott segne euch alle.

Nach den Grüßen in verschiedenen Sprachen lud der Heilige Vater zum Gebet für die Katholiken in China ein:

Morgen, am 24. Mai, findet das jährliche Fest Unserer Lieben Frau, „Hilfe der Christen“, statt, die besonders im Heiligtum von Sheshan bei Schanghai in China verehrt wird.

Dieser Tag lädt uns ein, mit allen katholischen Gläubigen, die in China leben, geistlich vereint zu sein. Für sie bitten wir die Gottesmutter, dass sie ihren Glauben großherzig und ruhig leben können und dass sie in voller Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri konkrete Gesten der Geschwisterlichkeit, der Eintracht und der Versöhnung zu vollbringen vermögen.

Geliebte Jünger des Herrn in China, die ganze Kirche betet mit Euch und für Euch, damit Ihr Euch auch in schwierigen Situationen weiter dem Willen Gottes anvertrauen könnte. Die Gottesmutter wird es Euch nie an ihrer Hilfe fehlen lassen und Euch mit ihrer mütterlichen Liebe beschützen.

Übersetzung aus dem Italienischen von Claudia Reimüller

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