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Das Wasser der Taufe

Im Wortlaut die Ansprache des Heiligen Vaters während der Generalaudienz vom 2. Mai.
Generalaudienz mit Papst Franziskus
Foto: Paul Haring (KNA) | Papst Franziskus begrüßt die Menschen während der Generalaudienz auf dem Petersplatz im Vatikan am 31. Mai 2017.

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

In der Fortsetzung meiner Betrachtungen über die Taufe möchte ich mich heute mit den zentralen Riten am Taufbecken befassen.

Wir wollen unser Augenmerk vor allem auf das Wasser richten, auf das die Macht des Heiligen Geistes herabgerufen wird, damit es die Kraft zur Wiedergeburt und zur Erneuerung hat (vgl. Joh 3,5 und Tit 3,5). Wasser ist die Voraussetzung für Leben und Wohlbefinden, während sein Fehlen jede Fruchtbarkeit verdorren lässt, wie es in der Wüste geschieht; Wasser kann jedoch auch den Tod verursachen, wenn es alles mit seinen Wogen überflutet oder seine Massen alles wegreißen; schließlich hat das Wasser auch die Fähigkeit zu reinigen, zu säubern und zu läutern.

Ausgehend von dieser allseitig anerkannten natürlichen Symbolik, beschreibt die Bibel das Eingreifen und die Verheißungen Gottes mit dem Zeichen des Wassers. Die Macht, die Sünden zu vergeben, liegt jedoch nicht im Wasser selbst, wie der heilige Ambrosius den Neugetauften erklärte: „Du hast das Wasser gesehen, aber nicht jedes Wasser heilt. Nur das Wasser heilt, in dem die Gnade Christi wohnt. … Die Handlung wird vom Wasser, die Wirkung vom Heiligen Geist vollbracht“ (De sacramentis 1,15).

Die Kirche ruft daher das Wirken des Heiligen Geistes auf das Wasser herab, „damit alle, die durch die Taufe mit Christus begraben sind in seinem Tod, mit ihm zum Leben auferstehen“ (Die Feier der Kindertaufe, Nr. 54). Im Segensgebet heißt es, dass Gott das Wasser bereitet hat, „Zeichen der Taufe zu sein“, und es ruft die wichtigsten biblischen Vorankündigungen in Erinnerung: über dem Wasser der Urflut schwebte der Geist, um Leben daraus hervorkeimen zu lassen (vgl. Gen 1,1-2); das Wasser der Sintflut bezeichnete das Ende der Sünde und den Beginn des neuen Lebens (vgl. Gen 7,6-8,22); durch das Wasser des Roten Meers wurden die Söhne Abrahams aus der Knechtschaft in Ägypten befreit (vgl. Ex 14,15-31). Was Jesus anbelangt, denkt man an die Taufe im Jordan (vgl. Mt 3,13-17), das Blut und das Wasser, das aus seiner Seite floss (vgl. Joh 19,31-37) und den Auftrag an die Jünger, alle Völker im Namen der Dreifaltigkeit zu taufen (vgl. Mt 28,19). Eingedenk dessen bitten wir Gott, dem Wasser des Taufbeckens die Gnade Christi, der gestorben und auferstanden ist, einzuhauchen (vgl. Die Feier der Kindertaufe, 54). Und auf die Weise wird das Wasser in ein Wasser verwandelt, das die Kraft des Heiligen Geistes in sich trägt. Und mit diesem Wasser mit der Kraft des Heiligen Geistes taufen wir die Menschen, taufen wir die Erwachsenen, die Kinder, alle.

Wenn das Wasser des Taufbrunnens geheiligt ist, muss man das Herz bereiten, um die Taufe zu empfangen. Das geschieht dadurch, dass man Satan widersagt und den Glauben bekennt, zwei Akte, die eng miteinander verbunden sind. In dem Maß, in dem ich „Nein“ zu den Beeinflussungen Satans – der, der trennt – sage, vermag ich „Ja“ zu Gott zu sagen, der mich aufruft, mich in meinen Gedanken und in meinem Handeln nach Ihm auszurichten. Der Teufel trennt; Gott vereint die Gemeinschaft, die Menschen, immer zu einem einzigen Volk. Es ist nicht möglich, die Bindung an Christus an Bedingungen zu knüpfen. Man muss sich von gewissen Bindungen lösen, um sich wirklich auf andere einlassen zu können; entweder möchtest du bei Gott sein oder du möchtest beim Teufel sein. Daher gehören die Absage an den Satan und das Glaubensbekenntnis zusammen. Man muss Brücken abbrechen und sie hinter sich lassen, um den neuen Weg, Christus, zu beschreiten.

Die Antwort auf die Frage - „Widersagt ihr dem Satan, all seinen Werken und all seinen Verlockungen?“ - ist in der ersten Person Singular formuliert: „Ich widersage“. Und auf die gleiche Weise wird der Glaube der Kirche bekannt, indem man sagt: „Ich glaube“. Ich widersage und ich glaube: das bildet die Grundlage der Taufe. Es ist eine verantwortliche Entscheidung, die es erfordert, in konkrete Gesten des Vertrauens auf Gott übertragen zu werden. Der Akt des Glaubens setzt eine Verpflichtung voraus, und die Taufe hilft dabei, ihr in den verschiedenen Situationen und Prüfungen des Lebens standhaft nachzukommen. Rufen wir uns die alte Weisheit Israels in Erinnerung: „Mein Sohn, wenn du dem Herrn dienen willst, dann mach dich auf Prüfung gefasst!“ (Sir 2,1), das heißt mach dich auf den Kampf gefasst. Und die Gegenwart des Heiligen Geistes gibt uns die Kraft, gut zu kämpfen.

Liebe Brüder und Schwestern, wenn wir die Hand in das Weihwasser tauchen – wenn wir eine Kirche betreten, berühren wir das Weihwasser – und das Kreuzzeichen machen, denken wir voller Freude und Dankbarkeit an die Taufe, die wir empfangen haben – das Weihwasser erinnert uns an die Taufe – und erneuern unser „Amen“ - „Ich freue mich“ - um eingetaucht in die Liebe der allerheiligsten Dreifaltigkeit zu leben.

Ein Sprecher verlas folgenden Gruß des Papstes an die Besucher aus dem deutschen Sprachraum:
Einen herzlichen Gruß richte ich an die Pilger deutscher Sprache. Das Taufgedächtnis, das wir in der Osterliturgie feiern, führt uns unsere lebendige Beziehung zu Christus vor Augen und macht uns bereit, ihm in der Liebe zu den Brüdern und Schwestern zu folgen. Gott segne euch und eure Familien!

Übersetzung aus dem Italienischen von Claudia Reimüller

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