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Das Kreuz zeigt, wer wir sind

Im Wortlaut die Ansprache des Heiligen Vaters während der Generalaudienz vom 18. April.
Ansprache des Heiligen Vaters während der Generalaudienz vom 18. April.
Foto: Claudio Peri (ANSA) | Papst Franziskus. Foto: Claudio Peri +++(c) dpa - Bildfunk+++

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Wir wollen in dieser österlichen Zeit die Katechese über die Taufe fortführen. Die Bedeutung der Taufe geht klar aus ihrer Feier hervor, daher wenden wir dieser unsere Aufmerksamkeit zu. Wenn wir die Gesten und Worte der Liturgie betrachten, können wir die Gnade und die Aufgabe, die dieses Sakrament mit sich bringt, erfassen, die es immer neu zu entdecken gilt. Wir rufen es uns durch das Besprengen mit Weihwasser in Erinnerung, das am Sonntag zu Beginn der Messe erfolgen kann, so wie auch in der Erneuerung des Taufversprechens während der Osternacht. Was bei der Tauffeier geschieht ruft eine geistliche Dynamik hervor, die das ganze Leben der Getauften durchzieht; hier wird ein Prozess angestoßen, der es erlaubt, vereint mit Christus in der Kirche zu leben. Zur Quelle des christlichen Lebens zurückzukehren führt uns daher dazu, das am Tag unserer Taufe empfangene Geschenk besser zu verstehen und unsere Verpflichtung zu erneuern, ihm in der Lage, in der wir uns heute befinden, zu entsprechen. Die Verpflichtung erneuern, dieses Geschenk, das die Taufe darstellt, besser verstehen und uns den Tag unserer Taufe in Erinnerung rufen. Am vergangenen Mittwoch habe ich Euch gebeten, Hausaufgaben zu machen: jeder von uns sollte sich an den Tag seiner Taufe, den Tag, an dem er getauft wurde, erinnern. Ich weiß, dass einige von Euch ihn kennen und andere nicht; diejenigen, die ihn nicht kennen, sollten ihre Verwandten, ihre Taufpaten, ihre Taufpatinnen fragen: „An welchem Tag bin ich getauft worden?“. Denn die Taufe ist eine Wiedergeburt, sie ist wie ein zweiter Geburtstag. Verstanden? Macht diese Hausaufgabe und fragt: „An welchem Tag bin ich getauft worden?“.

Zunächst wird beim Ritus der Aufnahme nach dem Namen des Anwärters gefragt, weil der Name die Identität eines Menschen anzeigt. Wenn wir uns vorstellen, nennen wir sofort unseren Namen: „Ich heiße so und so“, um aus der Anonymität herauszutreten. Ein Anonymer ist jemand, der keinen Namen hat. Um aus der Anonymität herauszutreten, nennen wir sofort unseren Namen. Ohne Namen bleibt man ein Unbekannter, ohne Rechte und Pflichten. Gott ruft jeden von uns beim Namen, er liebt jeden einzelnen von uns, in der Konkretheit unserer Geschichte. Die Taufe entzündet die persönliche Berufung, als Christen zu leben, die sich im Laufe des ganzen Lebens weiterentwickeln wird. Sie erfordert eine persönliche Antwort und keine ausgeborgte – kein „Copy and Paste“. Das christliche Leben ist von einer Reihe von Aufrufen und Antworten durchzogen: Gott nennt im Laufe der Jahre weiter unseren Namen und ruft uns auf vielerlei Weise auf, seinem Sohn Jesus ähnlich zu werden. Der Name ist also wichtig! Er ist ganz wichtig! Die Eltern denken schon vor der Geburt ihres Kindes darüber nach, welchen Namen sie ihm geben sollen: auch das gehört zur Erwartung eines Kindes, das unter seinem eigenen Namen seine ursprüngliche Identität haben wird, auch für das mit Gott verbundene christliche Leben. Gewiss, Christen zu werden ist ein Geschenk, das vom Himmel kommt (vgl. Joh 3,3-8). Den Glauben kann man nicht kaufen, aber bitten kann man darum, als Geschenk empfangen kann man ihn. „Herr, schenk mir die Gabe des Glaubens“, das ist ein schönes Gebet! „Möge ich Glauben haben“, das ist ein schönes Gebet. Ihn als Geschenk erbitten, aber man kann ihn nicht kaufen, man bittet darum. Denn „die Taufe ist vor allem das Sakrament jenes Glaubens, in dem die Menschen, von der Gnade des Heiligen Geistes erleuchtet, dem Evangelium Jesu Christi Antwort geben“ (Rituale Romanum, Die Feier der Kindertaufe, 3). Die Ausbildung der Katechumenen und die Vorbereitung der Eltern sind genauso darauf ausgerichtet, einen aufrichtigen Glauben in Antwort auf das Evangelium hervorzurufen und zu erwecken, wie das Hören auf das Wort Gottes bei der Tauffeier selbst.

Während die erwachsenen Katechumenen selbst kundtun, was sie als Geschenk von der Kirche zu empfangen wünschen, werden die Kinder von den Eltern - gemeinsam mit den Paten – dargestellt. Das Gespräch mit ihnen erlaubt ihnen, den Willen zum Ausdruck zu bringen, dass die Kleinen die Taufe empfangen, und der Kirche erlaubt es, die Absicht zum Ausdruck zu bringen, sie zu feiern.  „Das findet seinen sinnfälligen Ausdruck, wenn sowohl die Eltern als auch der Zelebrant den Kindern das Kreuz auf die Stirn zeichnen“ (Rituale Romanum, Die Feier der Kindertaufe, Nr. 16). „Das Kreuzzeichen zu Beginn der Feier bringt zum Ausdruck, daß Christus dem, der ihm angehören soll, sein Zeichen aufprägt. Es bezeichnet die Erlösungsgnade, die Christus uns durch sein Kreuz erworben hat“ (Katechismus der Katholischen Kirche, 1235). Bei der Feier machen wir das Kreuzzeichen über die Kinder. Doch ich möchte auf einen Punkt zurückkommen, über den ich schon gesprochen habe. Wissen unsere Kinder, wie man das Kreuzzeichen richtig macht? Schon oft habe ich Kinder gesehen, die nicht wissen, wie man das Kreuzzeichen macht. Und Ihr, Väter, Mütter, Großväter, Großmütter, Taufpaten, Taufpatinnen müsst ihnen beibringen, wie man das Kreuzzeichen richtig macht, weil es bedeutet, das zu wiederholen, was bei der Taufe gemacht wurde. Habt Ihr das verstanden? Den Kindern beibringen, das Kreuzzeichen richtig zu machen. Wenn sie es von klein auf lernen, werden sie es später, wenn sie groß sind, richtig machen.

Das Kreuz ist das Kennzeichen, das zeigt, wer wir sind: unser Reden, Denken, Schauen, Tun stehen unter dem Zeichen des Kreuzes, beziehungsweise unter dem Zeichen der Liebe Jesu, die bis zum Äußersten ging. Die Kinder werden auf der Stirn gezeichnet. Bei den erwachsenen Katechumenen werden auch die Sinne gezeichnet: die Ohren mit den Worten: „Empfangen Sie das Zeichen des Kreuzes, damit Sie das Wort des Herrn bereitwillig hören“; die Augen: „Empfangen Sie das Zeichen des Kreuzes, damit Sie die Herrlichkeit Gottes erkennen“; der Mund: „…damit Sie auf das Wort Gottes Antwort geben“; die Brust: „…damit Christus durch den Glauben in Ihrem Herzen wohnt“; die Schultern: „…damit Sie Ihre Lasten mit Christus tragen können“ (Rituale Romanum, Die Feier der Eingliederung Erwachsener in die Kirche, 49). Christ wird man in dem Maß, in dem sich das Kreuz uns wie ein „österliches“ Zeichen einprägt (vgl. Offb 14,1; 22,4) und auch äußerlich die christliche Weise, das Leben zu konfrontieren, sichtbar macht. Das Kreuzzeichen zu machen, wenn wir aufwachen, vor den Mahlzeiten, angesichts einer Gefahr, zum Schutz gegen das Böse, abends vor dem Schlafengehen, heißt, uns selbst und den anderen zu zeigen, wem wir gehören, wer wir sein wollen. Daher ist es so wichtig, den Kindern beizubringen, das Kreuzzeichen richtig zu machen. Und so, wie wir es machen, wenn wir die Kirche betreten, können wir es auch zu Hause machen und in einem kleinen, angemessenen Gefäß ein wenig Weißwasser aufbewahren – einige Familien tun das: auf diese Weise können wir uns jedesmal, wenn wir nach Hause kommen oder aus dem Haus gehen, in Erinnerung rufen, dass wir getauft sind, indem wir das Kreuzzeichen mit diesem Wasser machen. Und denkt daran, ich wiederhole es nochmals: Bringt den Kindern bei, das Kreuzzeichen zu machen.

Ein Sprecher verlas folgenden Gruß des Papstes an die Besucher aus dem deutschen Sprachraum:

Von Herzen grüße ich die Pilger deutscher und niederländischer Sprache und heiße insbesondere die Stiftung „Pro Oriente“, die Delegation der Stadt Homburg und die Gruppe des katholischen Senders „Katholieke Radio Omroep“ aus den Niederlanden willkommen. Der Heilige Geist helfe uns, jeden Tag aus der Taufgnade zu leben und unseren Mitmenschen die Liebe Christi sichtbar zu machen, der für uns gestorben und auferstanden ist. Der Herr segne euch alle.

Nach den Grußworten in verschiedenen Sprachen verlas der Heilige Vater noch folgende Appelle:

Appell zur Tagung der Weltbank (Washington, 21. April 2018)
Am kommenden Samstag wird in Washington die Frühjahrstagung der Weltbank stattfinden. Ich möchte die Bemühungen ermutigen, durch finanzielle Inklusion zu versuchen, das Leben der Ärmsten zu verbessern und im Respekt vor der menschlichen Würde eine echte und umfassende Entwicklung zu fördern.

Appell zu Vincent Lambert und Alfie Evans
Ich möchte nochmals die Aufmerksamkeit auf Vincent Lambert und den kleinen Alfie Evans lenken und erneut hervorheben und mit äußerstem Nachdruck darauf hinweisen: der einzige Herr über das Leben - von seinem Beginn bis zu seinem natürlichen Ende – ist Gott! Und wir sind verpflichtet, wir sind verpflichtet alles zu tun, um das Leben zu bewahren. Denken wir still für uns darüber nach und beten wir, dass das Leben aller Menschen und vor allem dieser unserer beiden Geschwister respektiert werde. Beten wir still für uns.

Übersetzung aus dem Italienischen von Claudia Reimüller

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