Die Idee der Neuevangelisierung, wie sie die katholische Kirche will, ist den Menschen in Russland unverständlich. Dieser Ansicht ist Clemens Pickel, Bischof der russischen Diözese Saratow. In Russland lebe man in dem Verständnis, das Land sei immer orthodox gewesen, erklärt der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenzen in Russland im Gespräch mit der „Tagespost“. Auch wenn der Kommunismus ein Vakuum hinterlassen habe: „Neuevangelisierung hat etwas Anrüchiges an sich für Menschen in Russland“, so Bischof Pickel.
"Neuevangelisierung passiert durch Verkündigung"
Die Katholiken, die im Kommunismus ausgehalten haben, sind dem Bischof zufolge der Meinung, dass man selbstverständlich neu anfangen müsse. „Die alten wolgadeutschen Großmütter, die den Glauben noch an die Enkel weitergegeben haben, waren vor 25 Jahren – als sich Russland öffnete – am Ende“, so der Bischof von Saratow. Dass die katholische Kirche ihnen zur Hilfe kommen konnte, sei eine „Sternstunde“ gewesen.
Bischof Pickel ist der Meinung, dass Neuevangelisierung durch Verkündigung passiert - „durch Katechese und Predigt. Menschen in Russland, die Gott suchen, kommen zur Liturgie, zur Eucharistie“. Kirche sei für sie in der Hauptsache Liturgie, so der russische Bischof. „Das heißt, wir nutzen die Liturgie durch die in sie eingebettete Predigt zur Evangelisierung.“
"Bitte jeden Tag predigen, auch wenn nur kurz"
Seit Pickel Bischof ist, habe er allen Priestern immer eine Bitte mitgegeben: „Bitte jeden Tag predigen, auch wenn nur kurz, aber eine kleine Predigt soll sein.“ Es sei das Angebot der Kirche, den Leuten zu helfen, nicht nur zu beten und durch die Liturgie spirituell zu wachsen, sondern auch geistig durch eine sachliche und klare Predigt.
DT/mlu
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