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Bischof Algermissen: Kirche darf nicht um jeden Preis modern sein

Der Fuldaer Bischof Algermissen spricht mit der „Tagespost“ über die Herausforderungen, vor denen die katholische Kirche in Zukunft steht. Dem „Mainstream“ hinterherzulaufen, führe nicht weiter.
Heinz Josef Algermissen
Foto: Harald Oppitz (KNA) | Die Kirche dürfe ihre Positionen gegenüber der Gesellschaft nicht ergebnisoffen diskutieren, meint Bischof Algermissen.

Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen sieht ein Problem der katholischen Kirche im 21. Jarhundert darin, dass viele Gläubige nicht den Mut hätten, zur Kirche zu stehen und sich zu ihrem Glauben zu bekennen. „Es gibt eine weit verbreitete Form von Feigheit“, so Algermissen im Gespräch mit der „Tagespost“, in dem er auf die Herausforderungen der Zukunft eingeht, aber auch auf seine Amtszeit als Bischof zurückblickt. „Man will um jeden Preis modern sein und schämt sich für das katholische Proprium“, kritisiert der Fuldaer Oberhirte. Das katholische Profil dürfe jedoch nicht der Beliebigkeit weichen.

Die Gefahr der Beliebigkeit sei ihm auch auf dem Katholikentag in Münster untergekommen, so Algermissen. Der Bischof bezweifelt, dass die katholische Kirche in der Gesellschaft nachhaltig Gehör finden kann, wenn sie dem „Mainstream“ folgen wolle. „Ich habe oft den Eindruck, dass wir einem Zug hinterherlaufen, von dem man nur noch die Rücklichter sieht. So kommen wir nicht weiter“, mahnt Algermissen. Das katholische Profil müsse eindeutig und klar sein und nicht diplomatisch offen. Die Kirche sollte ihre Positionen gegenüber der Gesellschaft klug begründen. „Aber wir können sie nicht ergebnisoffen diskutieren.“

Bischof Algermissen äußerte sich auch zur aktuellen migrationspolitischen Debatte. Die Sorgen der Menschen vor einer Islamisierung des Landes infolge der Migrationswelle seit 2015 nehme er ernst. "Sie sind auch begründet, denn so leicht, wie sich die Bundeskanzlerin die Integration von Menschen aus anderen Kulturkreisen im Herbst 2015 vorstellte, wird das nicht gehen", so Algermissen. Entstanden sei eine "tiefe und begründete Verunsicherung". Der Fuldaer Bischof zweifelt daran, dass die Integration in allen Fällen gelingen werde. Gleichzeitig betont er, dass man den ankommenden Muslimen überzeugend erklären müsse, warum es gut sei, "unsere freiheitliche und demokratische Ordnung anzunehmen". Weniger Skepsis hätte Algermissen, wenn die Muslime auf "überzeugende und überzeugte" Christen träfen. "Angst vor dem Islam ist vielfach das unbewusste Eingeständnis der eigenen Glaubensschwäche."

Gefragt nach den Prioritäten der Kirche für die Zukunft, nennt der Fuldaer Bischof die Seelsorge vor Ort und in geistlichen Zentren. „Wir müssen Menschen ermöglichen, Gott zu begegnen“, so Algermissen. Angesichts einer Kirche, die in Zukunft deutlich kleiner sein wird, gelte es, sich zu sammeln und auf das Wesentliche zu konzentrieren. „Den Rock, den wir tragen, müssen wir deutlich verkleinern“, meint der Bischof. Dennoch betont er, dass alle strukturellen Fragen geistlich fundiert sein müssten. „Ohne Verwurzelung im Evangelium bliebe alle Strukturreform ein sinnloser Überbau.“

Das ausführliche Gespräch lesen Sie in der kommenden Ausgabe der „Tagespost“ vom 07. Juni.
DT

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