Auf den ersten Blick mag es sich paradox anhören, aber gerade Dokumentarfilme neigen dazu, Filme „mit einem Anliegen“ zu sein. Ein Dokumentarfilm bleibt in der Regel hinter dem Anspruch zurück, „die“ Wirklichkeit abzubilden, weil diese Realität selektiv gesehen und wiedergegeben wird. Problematisch ist dies nur, wenn dem Anlegen etwa durch die Wahl der Interviewpartner nachgeholfen wird.
Die Schlussfolgerung des Films: Joseph Ratzinger sei gescheitert
Ein solcher Eindruck entsteht freilich bei Christoph Röhls Dokumentarfilm „Verteidiger des Glaubens“, der letzte Woche auf dem „Dokfest München“ Premiere feierte. Denn der Film über Joseph Ratzinger/ Benedikt XVI. versammelt so gut wie nur Interviewpartner, die von Benedikt enttäuscht sind – daher die Schlussfolgerung des Films, Joseph Ratzinger sei gescheitert. Dass Erzbischof Georg Gänswein immer wieder kurz, Ratzingers Mitarbeiter in der vatikanischen Glaubenskongregation Charles Scicluna, seit 2015 Erzbischof von Malta, etwas länger interviewt werden, mutet eher als Feigenblatt an.
Als "Rahmenhandlung" dient das Pontifikat Benedikts XVI.
Als „Rahmenhandlung“ dient dem Filmemacher das Pontifikat Benedikts XVI. Der Film beginnt mit dem „Habemus Papam“ am Abend des 19. April 2005, als Joseph Ratzinger erstmals als Papst auf die Benediktionsloggia des Petersdoms trat, und endet mit seinem Rücktritt beziehungsweise mit dem Abflug in einem Hubschrauber in Richtung Castelgandolfo am 28. Februar 2013. Dazwischen zeichnet der 90-minütige Film des deutsch-britischen Regisseurs die verschiedenen Stationen im Leben von Joseph Ratzinger nach.
DT
Wie der Film in anderen katholischen und säkularen Medien rezipiert wurde, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 23. Mai 2019. Kostenlos erhalten Sie diese Ausgabe hier.