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Asia Bibi: Gericht bestätigt Freispruch

Der Antragsteller habe keine Fehler im Urteilsspruch des Gerichts nachweisen können, so das Oberste Gericht Pakistans. Menschenrechtler, Hilfsorganisationen und Kirchenvertreter reagieren mit Erleichterung.
Asia Bibi endgültig frei
Foto: British Pakistani Association | Die Bestätigung des Freispruchs sei ein „Sieg des Rechts über den Hass der Fanatiker – vor allem aber ein persönliches Glück und eine große Freude für Asia Bibi und ihre Familie“, so das Hilfswerk "Kirche in Not".

Asia Bibi ist endgültig frei. Das Oberste Gericht Pakistans hat eine Petition zur Überprüfung des Freispruchs der verfolgten Christin, der Anfang November vergangenen Jahres erfolgt war, abgelehnt. Pakistanischen Medienberichten zufolge habe der Antragsteller keine Fehler im Urteilsspruch des Gerichts nachweisen können.

"Triumph der Menschenrechte über religiöse Intoleranz"

Menschenrechtler, Hilfsorganisationen und Kirchenvertreter begrüßten die Gerichtsentscheidung. Auch die Deutsche Bischofskonferenz reagierte mit „großer Erleichterung“. Dass die Revision abgelehnt wurde, bezeichnete der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick als „gutes Zeichen für den Rechtsstaat und den Mut der Richter in Pakistan“. Diese hätten sich durch die gewalttätigen Proteste von radikalen Islamisten nicht einschüchtern lassen, so der Vorsitzende der Kommission Weltkirche.

Das päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ sprach von einem „Triumph der Menschenrechte über religiöse Intoleranz“. Die Bestätigung des Freispruchs sei ein „Sieg des Rechts über den Hass der Fanatiker – vor allem aber ein persönliches Glück und eine große Freude für Asia Bibi und ihre Familie“. Millionen Menschen hätten für ihr Schicksal gebetet und sich für eine Freilassung eingesetzt.

Asia Bibis Zielland ist wohl Kanada, dort haben auch ihre Töchter Asyl erhalten

Aufgrund des Vorwurfs der Blasphemie war Asia Bibi neun Jahre lang in Pakistan inhaftiert gewesen. Anfang November vergangenen Jahres sprach der Oberste Gerichtshof Pakistans die Mutter von fünf Kindern zunächst frei. Daraufhin war es in zahlreichen Städten Pakistans zu heftigen Protesten radikaler Islamisten gekommen. Die pakistanische Regierung beugte sich dem Druck und einigte sich mit der islamistischen Partei Tehreek-e-Labbaik Pakistan (TLP) darauf, einen Berufungsprozess gegen Bibi zuzulassen. Kurz darauf wurde Bibi dann aber doch aus der Haft entlassen. Ihrem Anwalt zufolge hatte sie sich seitdem an einem geheimen Ort in Pakistan aufgehalten.

Einer Ausreise der 51-Jährigen dürfte nun wohl nichts mehr im Wege stehen. Bereits mehrere Länder hatten sich dazu bereit erklärt, Bibi Asyl zu gewähren, darunter auch Deutschland. Wie der Beauftragte der Bundesregierung für Religionsfreiheit, Markus Grübel, auf dem Kurzmitteilungsdienst „Twitter“ schrieb, wolle die pakistanische Christin wohl nach Kanada ausreisen. Dort haben bereits ihre Töchter Asyl erhalten. Auch der ehemalige Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Volker Kauder, lobte das Urteil als „großartige Nachricht“. Kauder hatte sich bis zuletzt für Bibi eingesetzt und war jüngst mit deren Anwalt im Gespräch gewesen.

Volker Kauder: Bestätigung des Freispruchs ist "großartige Nachricht"

Asia Bibi ist die erste katholische Frau, die in Pakistan wegen Gotteslästerung angeklagt und zum Tode verurteilt wurde. Ihr wurde vorgeworfen, den Propheten Mohammed beleidigt zu haben. Nach der Verurteilung im Jahr 2010 wurde das Todesurteil 2014 bestätigt, im Jahr darauf jedoch vorläufig ausgesetzt.

Im islamisch geprägten Pakistan gilt Blasphemie als Verbrechen, das mit der Todesstrafe geahndet wird. Die Auslegung des Begriffs fällt in der Praxis jedoch oft sehr weit aus. So gelten bereits abfällige Äußerungen zum Islam oder dem Koran und dem Propheten Mohammed als blasphemisch. Kritiker erheben immer wieder den Vorwurf, die Blasphemiegesetze würden ausgenutzt, um persönlichen Feinden zu schaden.

DT/mlu

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