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Argentinischer Erzbischof begrüßt Papst-Aussagen zu Homosexualität

In manchen Diözesen gebe es eine Homosexuellen-Lobby, meint der emeritierte Erzbischof von La Plata, Héctor Aguer“. Homosexuellen Priestern die Weihe zu verweigern, sieht er als „faire Diskriminierung“.
Argentinischer Erzbischof zu homosexuellen Priestern
Foto: Maurizio Gambarini (dpa) | Homosexuelle Geistliche würden innerhalb der Diözesen „eine Art Loge oder Lobby“ bilden – dazu gehörten auch diejenigen, die ihre Homosexualität nicht auslebten, so Aguer.

Der emeritierte argentinische Erzbischof von La Plata, Héctor Aguer, hat die jüngsten Äußerungen von Papst Franziskus zu homosexuellen Priestern gelobt. „Der Papst hat einen wunden Punkt getroffen, über den zuvor nicht gesprochen wurde“, erklärte Erzbischof Aguer der katholischen Nachrichtenagentur ACI Prensa zufolge.

Aguer: Homosexuelle Priester decken sich gewöhnlich gegenseitig

Aguer nahm damit Bezug auf die Aussagen des Papstes in einem jüngst erschienenen Interview-Buch mit dem spanischen Theologen Fernando Prado. Im Ordens- und Priesterleben sei kein Platz für homosexuelle Zuneigung, erklärte Franziskus darin. „Wir müssen strikt sein. In unseren Gesellschaften scheint Homosexualität geradezu eine Mode zu sein“, so der Papst.

Gleichzeitig räumte Erzbischof Aguer ein, dass in einigen Diözesen ein hoher Anteil homosexueller Kleriker vertreten sei. „Ich kann versichern, dass in manchen Diözesen der Anteil homosexueller Priester hoch ist, und dass sie sich gewöhnlich gegenseitig decken; sie bekennen sich nicht zu ihrer Homosexualität.“ Homosexuelle Geistliche würden innerhalb der Diözesen „eine Art Loge oder Lobby“ bilden – dazu gehörten auch diejenigen, die ihre Homosexualität nicht auslebten, so Aguer.

Kirche muss Kandidaten von "absoluter männlicher Integrität" auswählen

Homosexuellen nicht die Priesterweihe zu erteilen, halte er für eine angemessen Form der Diskriminierung, äußerte sich Aguer weiter. „Faire Diskriminierung bedeutet, Dinge zu verhindern, die nicht getan werden sollten, oder zu verhindern, dass jemand, der nicht in so einer Position sein sollte, in diese Position kommt.“ Der emeritierte Erzbischof nannte es eine Verpflichtung der Kirche, Priesteramtskandidaten von „absoluter männlicher Integrität“ auszuwählen. Ansonsten werde die Bedeutung des Zölibats aufs Spiel gesetzt.

Die Aussage des Papstes, das Weiheamt oder das geweihte Leben sei nicht der Platz für Homosexuelle, und dass diese den Zölibat umfassend leben müssten, interpretierte Aguer als Aufforderung, Homosexuelle nicht zum Priesterseminar zuzulassen. Diese Sichtweise ist jedoch umstritten. Andere sind der Meinung, dass Franziskus homosexuelle Priester und Geistliche lediglich dazu aufrief, zölibatär zu leben.

Erzbischof Héctor Aguer trat kurz nach seinem 75. Geburtstag am 24. Mai dieses Jahres von seinem Amt zurück.

DT/mlu

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