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Angelus vom 7. Januar 2018

Die Angelus-Ansprache von Papst Franziskus am 7. Januar 2018 im Wortlaut.
Papst Franziskus.
Foto: Giorgio Onorati (ANSA) | Papst Franziskus.

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Das heutige Fest der Taufe des Herrn beschließt die Weihnachtszeit und lädt uns ein, an unsere Taufe zu denken. Jesus wollte die von Johannes dem Täufer gepredigte und im Jordan gespendete Taufe empfangen. Es handelte sich um eine Taufe der Buße: wer ihr näher trat, brachte das Verlangen zum Ausdruck, von den Sünden gereinigt zu werden, und mit Gottes Hilfe verpflichteten sie sich, ein neues Leben zu beginnen.

So verstehen wir die große Demut Jesu, als er, der ohne Sünde war, sich mit den Büßern in eine Reihe stellte und sich unter sie mischte, um in den Wassern des Flusses getauft zu werden. Wie demütig ist doch Jesus! Und indem er so tat, zeigte er das, was wir an Weihnachten gefeiert haben: die Bereitschaft Jesu, in den Fluss der Menschheit einzutauchen, die Mängel und Schwächen der Menschen auf sich zu nehmen, ihr Verlangen nach Befreiung und Überwindung von allem zu teilen, was von Gott entfernt und von den Brüdern und Schwestern entfremdet. Wie in Betlehem hält Gott auch entlang der Ufer des Flusses Jordan das Versprechen, sich des Schicksals des Menschen anzunehmen, und dafür ist Jesus greifbares und endgültiges Zeichen.

Das heutige Evangelium unterstreicht, dass Jesus, „als er aus dem Wasser stieg, sah [...], dass der Himmel aufriss und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam“ (Mk 1,10). Der Heilige Geist, der von Anbeginn der Schöpfung gewirkt und Mose und das Volk in der Wüste geführt hatte, kommt jetzt in Fülle auf Jesus herab, um ihm die Kraft zu geben, seine Sendung in der Welt zu erfüllen. Der Geist ist es, der die Taufe Jesu und auch unsere Taufe wirkt. Er öffnet uns die Augen des Herzens für die Wahrheit, für die ganze Wahrheit. Er drängt unser Leben auf den Weg der Nächstenliebe. Er ist das Geschenk, das der Vater einem jeden von uns am Tag unserer Taufe gemacht hat. Er, der Geist, vermittelt uns die Zärtlichkeit der göttlichen Vergebung. Und wieder ist es er, der Heilige Geist, der das offenbarende Wort des Vaters erklingen lässt: „Du bist mein [...] Sohn“ (V. 11).

Das Fest der Taufe Jesu lädt einen jeden Christen dazu ein, seiner Taufe zu gedenken. Ich kann euch nicht fragen, ob ihr euch an den Tag eurer Taufe erinnert, weil der Großteil von euch Kinder waren, wie ich; wir sind als Kinder getauft worden. Doch ich stelle euch eine andere Frage: kennt ihr das Datum eurer Taufe? Wisst ihr, an welchem Tag ihr getauft wurdet? Ein jeder denke nach. Und wenn ihr das Datum nicht kennt oder es vergessen habt, dann fragt, wenn ihr nachhause gekommen seid, die Mutter, die Großmutter, den Onkel, die Tante, den Großvater, den Taufpaten, die Taufpatin: was war das Datum? Und an dieses Datum müssen wir uns immer erinnern, weil es das Datum eines Festes ist, es ist das Datum unserer anfänglichen Heiligung, es ist das Datum, an dem uns der Vater den Heiligen Geist gegeben hat, der uns zum Gehen drängt, es ist das Datum der großen Vergebung. Vergesst es nicht: was ist das Datum meiner Taufe?

Wir wollen um den mütterlichen Schutz der allerseligsten Jungfrau Maria bitten, auf dass alle Christen immer mehr das Geschenk der Taufe verstehen können und sich dafür einsetzen, es konsequent zu leben und so die Liebe des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes bezeugen.

Aus dem Italienischen von Armin Schwibach

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