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Öffnung der Vatikan-Archive ermöglicht objektive Forschung zur Schoah

Jüdischer Weltkongress begrüßt Öffnung der Vatikan-Archive und lobt den Papst für sein offenes Ohr im Jüdisch-Christlichen Dialog.
Papst Franziskus im Vatikan
Foto: Andrew Medichini (AP) | Papst Franziskus: Offenes Ohr für Jüdisch-Christlichen Dialog.

Der Jüdische Weltkongress (WJC) hat die Ankündigung von Papst Franziskus begrüßt, die Akten für die Amtszeit von Papst Pius XII. (1939-1958) vollständig freizugeben. Der WJC habe diesen wichtigen Schritt seit langem gefordert, um die vielen offenen Fragen über die Haltung und das Verhalten der Kirche während des Zweiten Weltkriegs zu klären, schreibt WJC-Präsident Ronald S. Lauder in einem am Dienstag in New York veröffentlichten Brief an den Papst.

Offenes Ohr für den Dialog mit der weltweiten jüdischen Gemeinschaft

Franzikus zeige mit dieser Entscheidung, dass er an engen und aufrichtigen Beziehungen zum Judentum interessiert sei, so Lauder weiter. Auch demonstriere der Papst damit, dass er die Erinnerung an die Schoah, die Vernichtung der Juden, lebendig erhalten wolle. "Ich bin sehr dankbar, dass während Ihrer Amtszeit die guten Verbindungen zwischen der Kirche und den Juden weiter gestärkt wurden und dass Sie immer ein offenes Ohr für den Dialog mit der weltweiten jüdischen Gemeinschaft haben", schreibt Lauder weiter.

Öffnung der Archive für 2020 angekündigt

Papst Franziskus hatte am Montag angekündig, dass die Dokumente der vatikanischen Archive am 2. März 2020, dem 81. Jahrestag der Papstwahl Eugenio Pacellis zu Papst Pius XII., für die Forschung zugänglich gemacht werden. Dies wird von der Forschung seit Jahren verlangt, um Aufschluss über die Haltung von Pius XII. angesichts des Holocausts zu bekommen. Öffentlich zugänglich sind bislang die Archive bis 1939, dem Ende der Amtszeit von Pius XI. (1922-1939).

Auch die Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hatte die Ankündigung begrüßt. Das Material werde eine "objektive und offene Forschung" zum "Verhalten des Vatikan im Besonderen und der katholischen Kirche im Allgemeinen während des Holocaust" ermöglichen. Man erwarte, dass Forschern voller Zugang zu allen archivierten Dokumenten gewährt werde.

Papst Benedikt XVI. gab 2006 den Anstoß

Franziskus hatte wiederholt seine Bereitschaft bekundet, die Akten für die Forschung freizugeben, sobald deren Katalogisierung abgeschlossen sei. Die Arbeiten dazu laufen auf Wunsch seines Vorgängers Benedikt XVI. (2005-2013) bereits seit 2006. Wegen des langen Pontifikates von Pius XII. und wegen der Kriegsjahre sind aus seiner Amtszeit sehr viele Dokumente enthalten.

KNA / DT (jobo)

Die Hintergründe zu diesem Thema finden Sie in der Wochenausgabe der Tagespost.

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