Der Katholikenrat der Region München unterstützt den offenen Brief mit Reformforderungen an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Das erklärt der Katholikenrat in einer jüngst veröffentlichten Stellungnahme. In dem Brief, der vor zwei Wochen in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ veröffentlicht worden war, hatten prominente Geistliche Kardinal Marx aufgefordert, die wichtigsten Ergebnisse der Missbrauchsstudie der Bischofskonferenz beim Missbrauchsgipfel im Vatikan zur Sprache zu bringen. Dieser beginnt am Donnerstag.
Verfasser verlangen Reform der kirchlichen Sexuallehre
Zu den Unterzeichnern des Briefs zählen auch auch der Jesuitenpater Ansgar Wucherpfennig und Klaus Mertes, der 2010 als ehemaliger Leiter des Berliner Canisius-Kollegs Fälle von Missbrauch an der Schule öffentlich gemacht und zahlreiche neue Erkenntnisse über Missbrauchstaten in Kirche und Gesellschaft zutage gefördert hatte.
Die Verfasser verlangen insbesondere eine Selbstbeschränkung der Bischöfe durch „echte Gewaltenteilung“ in der Kirche, eine Reform der kirchlichen Lehre zur Sexualmoral, die Öffnung der Weiheämter für Frauen sowie die Erlaubnis für Priester, zu heiraten.
Radikales Umdenken in der Kirche weltweit gefordert
„Der Vorstand des Katholikenrates ist zuversichtlich, dass Kardinal Marx dies tun wird“, heißt es in der Erklärung. Für das Erzbistum München habe Marx bereits letztes Jahr betont, dass Taten sexuellen Missbrauchs durch Geistliche nicht nur strukturelle, sondern auch systemische Ursachen hätten. Eine erste Umstrukturierung sei deshalb in München für die Position des Generalvikars angekündigt.
Der Katholikenrat der Region München bezeichnet die Kämpfe um den Machtmissbrauch zudem als ein Phänomen, das nicht nur auf Deutschland beschränkt sei. „Der Perspektivwechsel weg vom vermeintlichen Schutz der Institution Kirche hin zur Sicht auf das Leid der Betroffenen erfordert weltweit radikales Umdenken in vielen Bereichen.“ Dieses Umdenken unterstütze man.
DT/mlu
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