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Müller und Weigel stützen Kardinal Pell

Der wegen Missbrauchs verurteilte australische Kardinal George Pell erhält Unterstützung von prominenter Seite: Kurienkardinal Müller bezeichnet die Beschuldigungen als „unglaublich“. Und der US-Theologe George Weigel bezeichnet den Prozess als Hexenjagd.
George Pell für schuldig befunden
Foto: Erik Anderson (AAP) | Der US-Theologe George Weigl vergleicht die öffentliche Stimmung gegen Kardinal Pell mit den Hexenverfolgungen im 17. Jahrhundert.

Der Schuldspruch gegen den australischen Kardinal George Pell wegen Missbrauchs zweier Minderjähriger sorgt weiterhin für kontroverse Diskussionen. Nun hat der ehemalige vatikanische Finanzdirektor Unterstützung von prominenter Seite erhalten. Kurienkardinal Gerhard Müller erklärte gegenüber der US-Zeitschrift „National Catholic Register“, die Verurteilung Pells widerspreche jedem Sinn von Vernunft und Gerechtigkeit.

Müller: Pell-urteil zeugt von korrumpiertem Justizsystem

„Die Beschuldigungen gegen ihn sind absolut unglaublich“, so der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation. Müller sprach von einem Gerechtigkeitsverständnis, das eher in die Zeit von König Heinrich VIII. passe und zeige, wie korrumpiert das Justizsystem sei. Der Kurienkardinal ist weiter von der Unschuld Pells überzeugt. Der 77-jährige australische Kardinal könne niemanden in der Sakristei missbraucht haben, in Anbetracht all der Menschen, die nach dem Gottesdienst noch anwesend gewesen seien.

Kardinal Pell wird vorgeworfen, zwei 13-jährige Jungen in der Sakristei der Kathedrale von Melbourne nach der Heiligen Messe zum Oralsex gezwungen zu haben. Er soll diese dabei erwischt haben, wie sie Messwein stehlen wollten. Die Beweislage ist jedoch äußerst zweifelhaft. Zum einen habe sich Pell nach dem Gottesdienst gewöhnlich weiter bei den Gläubigen aufgehalten, argumentieren seine Verteidiger. Zum anderem sei die Sakristei ein belebter Raum, in den unmittelbar nach der Feier der heiligen Messe immer wieder Leute kämen. Pell hätte sich somit kaum ungestört an den Jungen vergehen können.

Weigel: "Hier läuft etwas falsch, sehr falsch"

Neben Müller stellt sich auch der renommierte konservative US-Publizist und Theologe George Weigel hinter Kardinal Pell. Weigel schrieb in einem Beitrag für das amerikanische Online-Magazin „First Things“, dass der Prozess gegen Pell von Anfang an von Ungereimtheiten durchzogen gewesen sei.

Die öffentliche Stimmung gegen Pell verglich Weigel mit den Hexenverfolgungen im 17. Jahrhundert. Wenn Pell zum Sündenbock gemacht würde für die Vergehen, gegen die er als Erzbischof von Melbourne angekämpft habe, müsse man die Fähigkeit der australischen Öffentlichkeit, die Dinge mit Vernunft Fairness zu beurteilen, ernsthaft in Zweifel ziehen. „Hier läuft etwas sehr, sehr falsch“, so Weigel. Auch die säkularen Medien kritisierte Weigel: Diese seine aggressiv und von „Blutdurst“ geprägt.

Weigel kritisiert australische Medien und Justiz

Wenn das Urteil gegen Kardinal Pell im Falle einer Berufung nicht umgekehrt werde, so Weigel, müsse sich das Justizsystem einer Anklage stellen. „Der Anklage, nicht in der Lage gewesen zu sein, angesichts der Hysterie der Öffentlichkeit, des politischen Rachedursts und der medialen Aggressionen Gerechtigkeit walten zu lassen.“

DT/mlu

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