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Missbrauchskrise: US-Kardinal DiNardo weist Vorwürfe zurück

Der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz hat die Vorwürfe zurückgewiesen, wonach er zwei Priester in seiner Diözese weiterhin beschäftigen soll, obwohl diese glaubwürdig des sexuellen Missbrauchs beschuldigt worden seien.
DiNardo weist Vorwürfe zurück
Foto: Andrew Medichini (AP) | Hochrangige US-Bischöfe im Jahr 2013 im Vatikan - rechts Kardinal DiNardo, links der ehemalige Washingtoner Erzbischof Theodore McCarrick.

Kardinal Daniel DiNardo, Vorsitzender der US-Bischofskonferenz, hat die Vorwürfe zurückgewiesen, wonach er zwei Priester in seiner Diözese weiterhin beschäftigen soll, obwohl diese glaubhaft des sexuellen Missbrauchs beschuldigt worden seien. Der christliche Fernsehsender „CBS News“ hatte die Anschuldigungen gegen die zwei Priester in einer am Dienstag ausgestrahlten Sendung erhoben. DiNardo ist Erzbischof in der Diözese Galveston-Houston.

DiNardo: Vorwürfe gegen beide Priester "nicht glaubwürdig"

Bereits vergangenen Woche, während sich die US-Bischöfe zu ihrer Herbstvollversammlung in Baltimore trafen, soll DiNardo die Behauptungen gegenüber Journalisten von CBS zurückgewiesen haben. Tatsächlich seien die zur Diskussion stehenden Priester noch immer im Amt. Gegen beide seien die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs jedoch „nicht glaubwürdig“. Wie amerikanische Diözesen mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs gegen Priester zu verfahren haben, ist in einem Dokument mit dem Titel „Dallas Charter and Essential Norms“ festgelegt. Demzufolge sind solche Anschuldigungen als „glaubwürdig“ einzustufen, die den Anschein der Wahrheit haben und sich nicht als offensichtlich falsch erweisen.

Seit 2002 befasst sich eine unabhängige, von Laien geführte diözesane Untersuchungskommission mit sämtlichen Missbrauchsvorwürfen gegen Priester in US-Diözesen. Diese entscheidet auch, ob Vorwürfe als „glaubwürdig“ oder nicht zu bewerten sind. Die Erzdiözese Galveston-Houston soll für eine Stellungnahme nicht zur Verfügung gestanden haben.

DiNardo will Liste mit allen beschuldigten Priestern in seiner Diözese veröffentlichen

Kardinal DiNardo hat angekündigt, spätestens bis Ende Januar 2019 eine Liste mit allen Geistlichen zu veröffentlichen, gegen die glaubwürdige Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs erhoben worden seien. Die Fälle sollen sieben Jahrzehnte zurückreichen.

Während der jüngsten Herbstvollversammlung der US-Bischofskonferenz hatte der Vorsitzende DiNardo ursprünglich geplant, neue Maßnahmen im Kampf gegen Missbrauch innerhalb der US-Kirche zu verabschieden. Dieses Vorhaben wurde jedoch durch eine Intervention des Vatikan gebremst. Dieser will ein einheitliches Vorgehen aller Bischofskonferenzen weltweit – daher sollen keine Maßnahmen ergriffen werden, bevor die Bischofskonferenz-Vorsitzenden im Februar im Vatikan zusammenkommen, um über den Umgang mit der Missbrauchskrise zu beraten.

DT/mlu

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