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Maria 2.0: Geteiltes Echo bei deutschen Bischöfen

Während manche die Aktion ausdrücklich befürworten oder ablehnen, unterstützen andere zwar die Anliegen der Protestierenden, nicht aber das Mittel eines Kirchenstreiks.
Frauen fordern Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche
Foto: Patrick Seeger (dpa) | Forderungen der Initiative "Maria 2.0" sind unter anderem der Zugang von Frauen zu allen kirchlichen Ämtern und eine konsequente Aufklärung der Missbrauchsfälle.

Die deutschlandweite „Kirchenstreik“-Bewegung „Maria 2.0“ stößt unter den deutschen Bischöfen auf geteiltes Echo. Während manche die Aktion ausdrücklich befürworten, lehnen andere sie entschieden ab. Forderungen der Initiative sind unter anderem der Zugang von Frauen zu allen kirchlichen Ämtern, eine konsequente Aufklärung der Missbrauchsfälle und eine Sexualmoral, die „der Lebenswelt von Menschen angepasst“ sei. Einige Bistümer unterstützen zwar die Anliegen der Protestierenden, nicht aber das Mittel eines Kirchenstreiks.

Würzburger Bischof will Gespräch mit den Streikenden suchen

Der Würzburger Bischof Franz Jung kündigte an, das Gespräch mit den demonstrierenden Frauen suchen zu wollen. „Ich verstehe den Protest unter dem Leitwort Maria 2.0 als Ausdruck echter Sorge um eine gute weitere Entwicklung der katholischen Kirche, was die Stellung der Frau anbelangt“, so Jung gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA). Ausdrücklich begrüßt wurde die Aktion „Maria 2.0“ in den Bistümern Essen, Mainz und Hildesheim.
 
Auch der Hamburger Erzbischof Stefan Heße äußerte sich offen gegenüber den Forderungen der Bewegung. Er sehe in den Protesten einen „Impuls für den Dialog“, so Heße. Ihm gehe es darum, „dass unterschiedliche Positionen miteinander ins Gespräch“ kommen. Deshalb werbe er für eine Beteiligung an dem von den Bischöfen vorgeschlagenen „synodalen Weg“. Dieser sei nur sinnvoll, so Heße, wenn keine Themen ausgeschlossen würden.

Bischof Bode: Wird zu Spaltung kommen, wenn Reformforderungen nicht ernst genommen werden

Verständnis für den Unmut der Frauen zeigte auch der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode. „Es wird zu Spaltungen kommen, wenn fundierte Reformforderungen nicht ernst genommen werden und wir in den Veränderungen der Welt nicht auch zu neuen Antworten kommen“, so Bode gegenüber der KNA. Er gehe davon aus, „dass die Tür bezüglich des Diakonats nach den Äußerungen des Papstes noch offen ist“, sagte Bode. Aber auch die anderen Fragen um den Zugang zu allen kirchlichen Ämtern würden nicht verstummen und die Kirche dogmatisch weiter herausfordern.
 
Gleichzeitig kritisierte Bode den Boykott von Gottesdiensten im Rahmen der Protestaktion. „Die Eucharistie kann kein Instrument eines solchen Protests sein.“ Man könnte auf andere Weise deutlich machen, dass das Fehlen der Frauen auch die Eucharistiefeier hart träfe, so Bode, der Vorsitzender der Unterkommission "Frauen in Kirche und Gesellschaft" der Bischofskonferenzen ist. Derartige Aktionen gefährdeten eine „differenzierte, sachliche Auseinandersetzung“.

Aachener Bischof kann Format "geistlich und theologisch nicht nachvollziehen"

Ähnlich positionierte sich der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr: Er äußerte Verständnis, dass es unter Frauen eine „große Ungeduld und Unverständnis“ über ihre Rolle in der Kirche gebe. Es sei jedoch „kein geeignetes Mittel“, wenn sie deshalb Gottesdienste „bestreiken“. Sie könnten sich auch auf anderen Wegen „gesellschaftlich Gehör verschaffen“, so Neymeyr.

Grundsätzlich hält der Erfurter Bischof die Zulassung von Frauen zu den Weiheämtern in der katholischen Kirche für möglich. Allerdings hänge die Entscheidung beim Papst und müsse theologisch reflektiert werden. Das sagte der Bischof am Donnerstagabend in Erfurt beim Jahresempfang vor Pressevertretern und Mitarbeitern des Bistums. Als jemand der in Alter Kirchengeschichte promoviert habe, mahnte der Bischof aber auch zur gebotenen Differenzierung bei diesem Thema.

Darüber hinaus sagte Bischof Neymeyr, dass unter katholischen Christen Katholizismus und Nationalismus nicht zusammengingen. Geistliche sollten sich lieber dafür hüten, ein politisches Amt zu bekleiden. Neymeyr hatte sich in den letzten Jahren immer wieder gegen das Erstarken der AfD und gegen den Rechtspopulismus positioniert wie 2015 durch das Abschalten der Beleuchtung des Erfurter Domes bei AfD-Demos auf dem Domplatz.

Auf Ablehnung trifft die Aktion "Maria 2.0" hingegen beim Aachener Bischof Helmut Dieser. Er könne das Format „geistlich und theologisch“ nicht nachvollziehen. Laut Dieser führe diese Form des Protests zu einer Polarisierung.

Trierer Bischof hält Streikaufrufe nicht für hilfreich

Auch im Bistum Dresden-Meißen reagierte man mit Unverständnis auf den Streik. Der Forderung nach der Weihe von Frauen zu Diakoninnen, Priesterinnen und Bischöfinnen stünden „die Tradition und Lehre unserer Kirche“ entgegen, sagte ein Sprecher. Auch der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hatte die Forderung der Frauen eine Absage erteilt. „Es führt uns keinen Millimeter weiter, wenn wir uns die Geschichte der Kirche zurechtbasteln, um uns dann am Ende etwa ein Frauenpriestertum zu genehmigen“, so der Regensburger Bischof.

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann kritisierte die Kirchenstreik-Bewegung im Gespräch mit der „Deutschen Presse-Agentur“ (dpa). Er sage offen, „dass ich diese Streikaufrufe, diese Streikaktionen nicht für hilfreich halte“, so Ackermann.

DBK-Sprecher Kopp: Streik ist nicht das richtige Mittel

Auch die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) selbst lehnte den Kirchenstreik ab. „Die deutschen Bischöfe verstehen die Unruhe und sehen Änderungsbedarf“, sagte Pressesprecher Matthias Kopp dem ZDF. Streik sei jedoch nicht das richtige Mittel. Nicht kommentieren wollte die DBK den Hinweis auf den offiziellen Internetauftritt der DBK-Arbeitsstelle für Frauenseelsorge auf „Maria 2.0“.

DT/mlu/KNA

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