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Mainzer Bischof Kohlgraf sieht Papst als guten Eheberater

In seinem neuen Buch "Vergeben und Versöhnen" thematisiert der Mainzer Bischof Verletzungssituationen und Versöhnung in der Ehe. Er verweist darin auch auf Papst Franziskus und dessen Schreiben Amoris laetitia.
Peter Kohlgraf
Foto: Harald Oppitz (KNA) | Empfindet Amoris laetitia als wichtig und hilfreich: Peter Kohlgraf, Bischof von Mainz.

Nach Ansicht des Mainzer katholischen Bischofs Peter Kohlgraf ist Papst Franziskus ein guter Eheberater. „Mit manchen seiner Tipps sicher“, sagte Kohlgraf im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): „Wenn er etwa Paaren empfiehlt, möglichst nie abends ins Bett zu gehen, ohne sich vorher wieder vertragen zu haben - auch wenn vorher die Teller geflogen sind.“ In Kohlgrafs neuem Buch „Vergeben und Versöhnen“ geht es um Verletzungssituationen und Versöhnung in der Ehe. Er verweist dabei auch auf den Papst und dessen Schreiben Amoris laetitia zu Ehe und Familie. Dort fordere Franziskus die Kirche eindringlich auf, in Ehevorbereitung und -begleitung besser zu werden - „damit sich Ehevorbereitung nicht auf ein halbstündiges Vorgespräch beschränkt, bei dem vor allem die Lieder für die Hochzeitsmesse besprochen werden“.

Noch wichtiger findet der Bischof die langfristige Begleitung - „dass Kirche auch dann hilfreich zur Seite steht, wenn die rosarote Brille der Verliebtheit beschlagen ist“. Kirchliche Beratungsstellen seien hier „sehr gefragt und machen eine gute Arbeit. Auch das ist Kirche.“ Trotz der katholischen Lehre von der Unauflöslichkeit der Ehe gibt es nach Meinung des Bischofs auch Situationen, in denen Trennung der bessere Weg ist: „Das sagt ja auch der Papst. Ich denke etwa an Partnerschaften, in denen Gewalt den Alltag beherrscht und wo auch die Kinder und alle anderen Beteiligten nur leiden.“

Zum großen Streitpunkt in Amoris laetitia, dem Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, betont Kohlgraf, dass es aus seiner Sicht Einzelfälle geben kann, in denen Paaren trotz Scheidung und ziviler Wiederheirat der Gang zur Kommunion möglich sein müsse: „Einzelfälle ja - so sagt es auch der Papst. Ihm geht es ja nicht um eine pauschale Freigabe für alle.“ Entscheidend sei, dass Paare gute Begleiter und Seelsorger an ihrer Seite hätten: „Das sind schon sehr anspruchsvolle Schritte, die der Papst fordert - auch von uns Priestern und von der Bischofskonferenz. Hier liegt noch ein gutes Stück Arbeit vor uns.“

Insgesamt empfindet Kohlgraf Amoris laetitia als „wichtig und hilfreich, weil das Schreiben sehr lebensnah ist, ohne die Theologie zu vernachlässigen“. Der Papst gehe immer von der gelebten Wirklichkeit der Menschen aus: „Und bei ihm gibt es nicht nur schwarz und weiß, richtig und falsch, sondern auch die Grauzonen. Genau wie im echten Leben eben.“

DT/KNA

 

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