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Kritik an geplanten Schulschließungen im Erzbistum Hamburg

Die Pläne des Erzbistums Hamburg, acht seiner 21 katholischen Schulen in der Hansestadt zu schließen, haben in der Politik Bestürzung ausgelöst. Elternvertreter kündigten Proteste an.
Erzbischof Stefan Heße
Foto: Christian Charisius (dpa) | Stefan Heße, Hamburgs Erzbischof. Foto: Christian Charisius/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ |

Er bedauere die Entscheidung des Erzbistums sehr, sagte der Hamburger Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Freitag. Besonders für den Bezirk Harburg, wo gleich drei Schulen geschlossen werden sollen, sei das "eine sehr unglückliche Entscheidung". Er gehe jedoch davon aus, dass die meisten staatlichen Schulen höhere Anmeldezahlen verkraften könnten.

Die Opposition in der Hamburger Bürgerschaft machte den rot-grünen Senat für die Schließungen mitverantwortlich: "Schuld sind auch die seit vielen Jahren völlig unzureichenden Zuwendungen der Stadt für den Betrieb und die Sanierung", sagte die schulpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Birgit Stöver.

Scharfe Kritik kam von der Gesamtelternvertretung aller katholischen Schulen in Hamburg. Das Erzbistum habe das Vertrauen der Eltern zutiefst enttäuscht, sagte Sprecher Henrik Lesaar. "Wir dürfen nicht zulassen, dass die Finanzkrise des Erzbistums Hamburg das katholische Schulleben in Hamburg massiv beschädigt." Die Eltern wollten sich dafür einsetzen, die angekündigten Schließungen abzuwenden.

Sie reagierten damit auf eine am Freitagmittag bekanntgewordene Entscheidung des Erzbistums, acht katholische Schulen aufzugeben. "Dieser tiefgreifende, schmerzhafte Einschnitt fällt uns sehr schwer", sagte Generalvikar Ansgar Thim. Er sei jedoch zwingend notwendig, um dem Erzbistum und damit auch dem katholischen Schulsystem dauerhaft eine Zukunft zu ermöglichen.

Die acht betroffenen Standorte sollen den Angaben zufolge nach und nach auslaufen, die Lehrer an anderen Schulen weiterbeschäftigt werden. An fünf Schulen sollen bereits zum kommenden Schuljahr 2018/19 keine neuen Schüler mehr aufgenommen werden.

An drei Schulen sollen erst zum Schuljahr 2019/20 keine neuen Schüler mehr aufgenommen werden. Für diese Standorte würden Gespräche mit der Stadt Hamburg geführt, um eine Schließung doch noch abzuwenden, sagte der Leiter der kirchlichen Schulabteilung, Christopher Haep. Allerdings weiß die Schulbehörde nach Angaben eines Sprechers offiziell erst seit drei Tagen von den Plänen. "Wir sind gesprächsbereit. Das Ergebnis solcher Gespräche lässt sich aber bei dieser Kurzfristigkeit nicht prognostizieren", so der Sprecher.

Das Erzbistum unterhält in Hamburg bislang 18 Grund- und Stadtteilschulen sowie drei Gymnasien mit insgesamt rund 9.000 Schülern. Es ist damit größter privater Schulträger der Hansestadt. Die prekäre Haushaltslage zwingt die Diözese jedoch zum Sparen. Aktuell hat sie 79 Millionen Euro Schulden, die nach einem Bericht der Unternehmensberatung Ernst & Young bis 2021 auf bis zu 353 Millionen anwachsen könnten, falls nicht gegengesteuert wird.

KNA / jbj

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