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Katholischer Abschluss einer ökumenischen Pilgerfahrt

Papst Franziskus feiert vor 40000 jubelnden Gläubigen in Genf die Heilige Messe. Von Oliver Maksan
Papst besucht Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf
Foto: Jean-Christophe Bott (KEYSTONE) | Papst Franziskus bei der Heiligen Messe in Genf. Foto: Jean-Christophe Bott/KEYSTONE/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Plastikstühle waren in der Schweiz am Donnerstag offenbar ein knappes Gut. Nicht ein messehallentauglicher Stuhl sei in der Eidgenossenschaft mehr aufzutreiben gewesen, ließ das Bistum Genf die zum Papstbesuch angereisten Journalisten wissen. Ins Kongresszentrum Palexpo, wo sonst der Genfer Automobilsalon stattfindet, hatten 20 LKWs Stühle für 40 000 Menschen angeliefert. Diese, überwiegend französischsprachige Schweizer, aber auch Katholiken aus dem nahen Frankreich und Migrantengemeinden aus aller Welt, bereiteten Papst Franziskus einen ohrenbetäubenden Empfang. Tausende Handys filmten den gutgelaunten, segnenden, winkenden und augenzwinkernden Pontifex, als er im Elektroauto durch die Reihen der Gläubigen fuhr. Der feierte erstmals in seinem Pontifikat eine Messe auf Französisch.

Der feierliche Gottesdienst bildete dabei den einzigen katholischen Akzent des ansonsten strikt ökumenisch geprägten Tages. Anders als Paul VI. 1969 und Johannes Paul II. 1984 verband Franziskus den Besuch beim in Genf ansässigen Ökumenischen Rat der Kirchen nicht mit anderen Terminen, etwa bei den vielen Einrichtungen der Vereinten Nationen. Zu einer ökumenischen Pilgerfahrt war er aufgebrochen, um der Ökumene-Organisation zu ihrem 70. Geburtstag zu gratulieren. Ein Papstbesuch ohne Messe: Das ging dann aber doch nicht. Kardinal Kurt Koch, der Ökumene-Chef des Vatikans und selber Schweizer, hatte bei einer Pressekonferenz zuvor betont, dass es der Ökumene sogar geschadet hätte, hätte der Papst sich nicht mit den Katholiken der Schweiz getroffen. Die Gläubigen hätten sich sonst als gegenüber den Mitchristen der Ökumene benachteiligt empfinden können. Für das gastgebende Bistum Genf sind die Kosten für die Papstmesse dabei nicht ohne. Zwei Millionen Euro kostete es nach Angaben der Diözese, die Feier zu ermöglichen. Finanziert sei die Summe noch nicht. Allein die Hälfte der Mittel war für die extrem hohen Sicherheitsanforderungen aufzubringen, die denen am benachbarten Flughafen entsprachen.

Für die Dauer der Messe hatten die Katholiken ihren Obersten Hirten also für sich. Ein konzentrierter Papst stand dann am Ambo und predigte auf Französisch und Italienisch über die Vaterschaft Gottes. „Werden wir nicht müde, Gott unseren Vater zu nennen. Das erinnert uns dran, dass es kein Kind gibt, das ohne Vater wäre, und dass daher keiner von uns auf dieser Welt allein ist.“ Die Gläubigen seien aber keine Einzelkinder. „Jeder von uns muss deshalb in der Menschheitsfamilie Sorge tragen für seine Brüder.“

Mit diesem Aufruf zum Einsatz für eine gerechte Welt zog sich ein roter, Ökumene und Begegnung mit den Katholiken verbindender Faden durch den Tag des Papstes in Genf. Zwar hatte er vor dem Weltkirchenrat davor gewarnt, die christliche Botschaft auf rein innerweltlichen Humanismus zu reduzieren. In der tätigen Nächstenliebe aber, so der Papst, komme die Glaubwürdigkeit der Christen auf den Prüfstand.

Ganz spurlos war der lange Tag an Franziskus dann doch nicht vorüber gegangen. Beim Verlassen seines erhöhten Sitzes nach dem Schlusssegen wäre der mit Gehproblemen kämpfende Papst fast zu Boden gegangen. Ein Zeremoniar musste ihn stützen. Umso größer war der Jubel, mit dem die Menge ihrem Hirten für seinen Einsatz dankte.

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