Der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper fordert eine lehrmäßige Begründung für den gemeinsamen Kommunionempfang konfessionsverschiedener Paare. „Rein pragmatische Lösungen“ genügten nicht, so der emeritierte Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Auch die aktuelle Praxis, niemanden bei der Kommunion abzuweisen, sieht Kasper nur als Zwischenlösung, wie er in einem Beitrag für das Buch „Ein Kelch für zwei“ schreibt.
Kasper: Votiere für den pastoral gebotenen Einzelfall
Im Kommunionstreit der deutschen Bischöfe hatte Kasper von Anfang an entschieden Partei ergriffen. Seinen Standpunkt wiederholte der 86-Jährige jüngst auch in einem Interview mit der „Herder Korrespondenz“. Er votiere für den pastoral gebotenen Einzelfall, so Kasper. Wenn der evangelische Ehepartner in einer konfessionsverbindenden Ehe „Ja sagt zu dem, was in der Kommunion geschieht, und ein inneres Verlangen danach hat, soll man ihn dann in seinem solchen begründeten Einzelfall ausgerechnet vor dem Altar“ von seinem Ehepartner trennen?
Im selben Interview bekräftige Kasper auch seine Kritik am Glaubensmanifest von Kurienkardinal Gerhard Müller. Einzelne Aussagen seien in einer „schneidenden Sprache“ vorgetragen worden, „ohne jede von der Sache her nötige Differenzierung“, daher wirke der Text „spaltend“ und sei auch „nicht mehr, im ursprünglichen Sinn des Wortes verstanden, katholisch“.
Kasper bekräftigt Kritik an Müllers Glaubensmanifest
Auch seinen Vergleich mit Luther wiederholte Kasper ausdrücklich: Mit dem Verweis „auf den Antichrist“ habe sich Müller „einer Sprache bedient, die mich deutlich an Luther erinnert hat, und die hat – wie man weiß – nicht zur Einheit, sondern zur Spaltung geführt“.
Zur Debatte um den priesterlichen Zölibat erklärte Kasper, dass die Ehelosigkeit die „Regel der Kirche“ bleiben werde. „Die Situation der Kirche, auch und gerade in Deutschland, wird nicht einfacher. Da brauchen wir Priester, die wirklich ganz für die Sache da sind und ihr ganzes Leben dafür einsetzen.“ Er habe es immer als Beleidigung empfunden, wenn jemand ihm gegenüber vom „Zwangszölibat“ gesprochen habe. „Ich habe schon gewusst, was ich tat“, so Kasper.
DT/mlu/KNA
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