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Irischer Bischof: Kirche muss auch dunkle Kapitel aufarbeiten

Die Kirche muss sowohl mit den guten wie auch mit den schlechten Aspekten ihrer Vergangenheit offen umgehen, so der irische Bischof Brendan Leahy. Der Papstbesuch anlässlich des Weltfamilientreffens könne eine Chance sein, um den Kontakt zu jungen Menschen zu finden.
Kirche in Irland
Foto: Brian Lawless (PA Wire) | Osterprozession in Dublin: Die Kirche müsse sich auf den Papstbesuch vorbereiten, indem sie um Vergebung für die Sünden der Vergangenheit bitte, so Bischof Leary.

Die Kirche muss die dunklen Kapitel ihrer Vergangenheit aufarbeiten, die in den letzten Jahrzehnten ans Licht gekommen seien. Diese Ansicht vertritt der Bischof der irischen Diözese Limerick, Brendan Leahy. Der Besuch von Papst Franziskus anlässlich des Weltfamilientreffens in der irischen Hauptstadt Dublin nächste Woche werde die Kirche an einen Scheideweg führen.

In seiner Predigt zur Feier des Hochfestes Mariä Himmelfahrt erklärte Bischof Leahy, dass die Kirche sowohl mit dem Positiven wie auch mit dem Negativen in ihrer Vergangenheit offen umgehen müsse. Als Schattenseiten der jüngeren Kirchengeschichte nannte er „einen Klerikalismus, der Macht und Seelsorge durcheinanderbrachte“ oder den sexuellen Missbrauch von Minderjährigen durch Geistliche, der den Opfer unsäglichen Schaden für ihr weiteres Leben zugefügt habe.

Um Vergebung für Sünden der Vergangenheit bitten

Die Kirche müsse sich auf den Papstbesuch vorbereiten, indem sie um Vergebung für die Sünden der Vergangenheit bitte. „Wir wissen, dass sich nicht alle Bischöfe oder Priester, nicht alle Schwestern und Brüder und nicht alle Laien, die sich in kirchlichen Kreisen engagierten, eines Fehlverhaltens schuldig machten, so Bischof Leahy. Klar sei aber auch, dass sich nicht jeder korrekt verhalten habe.

Er selbst und viele andere in einem gewissen Alter wüssten, so der irische Bischof, dass es viele gute, fürsorgliche und hilfsbereite Menschen in der Kirche gebe. „Doch während man dankbar für das Gute sein müsse, kann man dennoch nie Sünde, Verbrechen und Böses ausblenden.“ Alle in der Kirche trügen eine Mitverantwortung für die dunklen Aspekte der Vergangenheit.

Irland: Vertrauen der Bevölkerung in die Kirche schwindet

Während Irland einst zu den katholischsten Ländern Europas zählte, ist das Vertrauen der Bevölkerung in die katholische Kirche im Zuge der Missbrauchsskandale in den letzten Jahrzehnten schwer beschädigt worden. Einer aktuellen Umfrage zufolge sehen sich nur noch 54 Prozent der Iren zwischen 16 und 29 Jahren als katholisch. Weniger als 25 Prozent besuchen wöchentlich eine heilige Messe.

Die weit verbreitete Denkweise, dass es nicht mehr in Mode sei, katholisch zu sein, sei manchmal überwältigend, sagte Bischof Leahy, und warnte gleichzeitig davor, dass Irland sein christliches Erbe vergesse könne. Was es brauche, seien junge Menschen, die die Gläubigen dabei unterstützten,  Jugendkultur und Kirche zu verbinden. Der Besuch von Papst Franziskus könne ein Moment sein, in dem die Jugend einmal näher hinsieht, was die Kirche wirklich zu bieten hat, so Leahy.

DT/mlu

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