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Homosexualität: Jesuitenpater Mertes widerspricht Papst

Die Äußerung des Papstes, Homosexualität habe keinen Platz im geweihten und priesterlichen Leben, bezeichnet Mertes als diskriminierenden Akt gegenüber allen Homosexuellen in der Kirche.
Mertes kritisiert Papst-Aussagen zu Homosexualität
Foto: Marius Becker (dpa) | Es ist nicht das erste Mal, dass der Jesuitenpater Mertes in der jüngsten Vergangenheit der Einschätzung eines prominenten Geistlichen zum Thema Homosexualität widerspricht.

Der Jesuitenpater Klaus Mertes widerspricht den jüngsten Äußerungen von Papst Franziskus zu Homosexualität. „Diese Art von Zuneigung“ habe ganz offensichtlich Platz im geweihten und priesterlichen Leben. „Wie muss die Behauptung, sie habe da keinen Platz, in den Ohren der vielen homosexuellen Ordensfrauen, Ordensmänner und Priester klingen, die täglich ihren guten Dienst in der Kirche tun, zum Wohle vieler Menschen und auch der Kirche?“, fragt Mertes in einem Gastbeitrag für das Online-Portal „katholisch.de“. Der Jesuit hält die Worte des Papstes für einen diskriminierenden Akt, einen „Akt der Ausgrenzung – letztlich gegenüber allen Homosexuellen in der Kirche“.

Enthaltsamkeit Homosexueller: "Warum muss man das eigens betonen"

Mertes bezieht sich in seinem Beitrag auf Äußerungen des Papstes in einem Montag erschienenen Interview-Buch des spanischen Theologen Fernando Prado. „Im Ordens- und Priesterleben gibt es keinen Platz für eine solche Art von Zuneigung“, äußerte sich Papst Franziskus darin zu Homosexualität. „Das Weiheamt oder das geweihte Leben sind nicht ihr Platz“, so Franziskus. Stattdessen müssten homosexuelle Priester, Ordensmänner und -frauen angehalten werden, „den Zölibat umfassend zu leben“ und mit ihrer Sexualität „voll verantwortlich“ umzugehen, sagte der Papst. „Es ist besser, dass sie das Priesteramt oder das Ordensleben aufgeben, als ein Doppelleben zu führen.“

Auf die Aufforderung des Papstes an homosexuelle Geistliche zur Enthaltsamkeit entgegnet Mertes:  „Müssen homosexuelle Geistliche ebenso konsequent enthaltsam leben wie heterosexuelle Geistliche? Aber selbstverständlich! Nur: Warum muss man das eigens betonen?“ Mertes ist Direktor des Jesuitengymnasiums Sankt Blasien im Schwarzwald. Im Jahr 2010 hatte er als damaliger Leiter des Berliner Canisius-Kollegs Fälle von Missbrauch an der Schule öffentlich gemacht.

Diskriminierende tragen Verantwortung für Thematisierung der Minderheit

In dem jüngst erschienenen Interview-Buch bezeichnet Papst Franziskus Homosexualität zudem als „Modeerscheinung“. Dazu schreibt Mertes in seinem Gastbeitrag, dass das Thema Homosexualität seit einigen Jahren in der Öffentlichkeit eine große Konjunktur habe. „Aber dass es sich so verhält, hat einen Grund: Solange Minderheiten diskriminiert werden, tragen nicht die Diskriminierten, sondern die Diskriminierenden die Verantwortung für die Thematisierung der Minderheit.“ Dies gelte auch dann, so Mertes, wenn sich die Diskriminierten gegen die Diskriminierung wehrten und sich als diskriminierte Minderheit dadurch selbst thematisierten.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Jesuitenpater Mertes in der jüngsten Vergangenheit der Einschätzung eines prominenten Geistlichen zum Thema Homosexualität widerspricht. Auch mit Kardinal Gerhard Ludwig Müller war es zum Streit gekommen. Müllers Forderung nach einer innerkirchlichen Debatte über den Zusammenhang von sexuellem Missbrauch und praktizierter Homosexualität im Klerus kritisierte Mertes als „zum Dogma geronnene klerikale Dünkel“, worin der Schlüssel zum Gesamtproblem Missbrauch liege.

DT/mlu

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