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Hochfest der Geburt Johannes des Täufers

Im Wortlaut die Ansprache des Heiligen Vaters beim Angelus am 24. Juni.
Ansprache des Heiligen Vaters beim Angelus am 24. Juni.
Foto: Claudio Peri (ANSA)

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Heute lädt uns die Liturgie ein, das Hochfest der Geburt des heiligen Johannes des Täufers zu feiern. Seine Geburt ist das Ereignis, das das Leben seiner Eltern Elisabet und Zacharias erhellt und Verwandte und Nachbarn in ihre Freude und ihr Staunen einbezieht. Diese alten Eltern hatten jenen Tag erträumt und auch vorbereitet, doch mittlerweile warteten sie nicht mehr darauf: sie fühlten sich ausgeschlossen, beschämt, enttäuscht: sie hatten keine Kinder. Zacharias blieb angesichts der Verkündigung der Geburt eines Sohnes (vgl. Lk 1,13) ungläubig, weil die natürlichen Gesetze das nicht zuließen: er und seine Frau waren alt. Daher machte der Herr ihn während des ganzen Zeitraums der Schwangerschaft stumm (vgl. V. 20). Das ist ein Zeichen. Gott ist nicht abhängig von unserer Logik und unseren begrenzten menschlichen Fähigkeiten. Man muss lernen, zu vertrauen und zu schweigen angesichts des göttlichen Geheimnisses und in Demut und Stille sein Werk zu betrachten, das sich in der Geschichte offenbart und oftmals unsere Vorstellung übersteigt.

Und nun, da dieses Geschehen sich ereignet, nun, da Elisabet und Zacharias erfahren, dass „für Gott nichts unmöglich ist“ (vgl. Lk 1,37), ist ihre Freude groß. Der heutige Abschnitt aus dem Evangelium (Lk 1,57-66.80) verkündet die Geburt und befasst sich dann mit dem Moment, in dem dem Kind ein Name gegeben wird. Elisabet wählt einen Namen, der in der Tradition der Familie unbekannt ist, und sagt: „Er soll Johannes heißen“ (V. 60), ein unentgeltliches und nunmehr unerwartetes Geschenk, denn Johannes bedeutet „Gott hat Gnade erwiesen“. Und dieses Kind wird Bote, Zeuge der Gnade Gottes für die Armen sein, die mit demütigem Glauben sein Heil erwarten. Zacharias bestätigt unerwarteterweise die Wahl dieses Namens, indem er ihn auf ein Täfelchen schreibt – da er stumm war – und „im gleichen Augenblick konnte er Mund und Zunge wieder gebrauchen, und er redete und pries Gott“ (V. 64).

Das ganze Ereignis der Geburt Johannes des Täufers ist von einem freudigen Gefühl des Staunens, der Überraschung und der Dankbarkeit umgeben. Staunen, Überraschung, Dankbarkeit. Die Menschen sind von einer heiligen Gottesfurcht ergriffen „und man sprach von all diesen Dingen im ganzen Bergland von Judäa“ (V. 65). Brüder und Schwestern, das gläubige Volk erahnt, dass etwas Großes – auch wenn es einfach und verborgen  ist - geschehen ist, und fragt sich: „Was wird wohl aus diesem Kind werden?“ (V. 66). Das treue Gottesvolk vermag den Glauben mit Freude zu leben, mit einem Gefühl des Staunens, der Überraschung und der Dankbarkeit. Sehen wir uns diese Leute an, die positiv über dieses wunderbare Ereignis redeten, über dieses Wunder der Geburt des Johannes, und die dies voller Freude taten - sie freuten sich -, mit einem Gefühl des Staunens, der Überraschung und der Dankbarkeit. Und wenn wir uns das ansehen, dann fragen wir uns: wie steht es um meinen Glauben? Ist das ein freudiger Glaube oder ist es ein immer gleicher Glaube, ein „flacher“ Glaube? Habe ich das Gefühl des Staunens, wenn ich die Werke des Herrn sehe, wenn ich von der Evangelisierung oder dem Leben eines Heiligen höre oder wenn ich so viele gute Menschen sehe: spüre ich in mir die Gnade oder bewegt sich in meinem Herzen nichts? Vermag ich die Tröstungen des Geistes zu hören oder bin ich verschlossen? Fragen wir uns, ein jeder von uns, in einer Erforschung des Gewissens: Wie ist mein Glaube? Ist er freudig? Ist er offen für die Überraschungen Gottes? Denn Gott ist der Gott der Überraschungen. Habe ich in der Seele jenes Gefühl des Staunens „verkostet“, das die Gegenwart Gottes hervorruft, jenes Gefühl der Dankbarkeit? Denken wir an jene Worte, die Seelenzustände des Glaubens sind: Freude, ein Gefühl des Staunens, ein Gefühl der Überraschung und Dankbarkeit.

Die Jungfrau Maria helfe uns, zu verstehen, dass in jedem Menschen der Abdruck Gottes, Quelle des Lebens, ist. Möge sie, die Mutter Gottes und unsere Mutter, uns immer stärker ins Bewusstsein rufen, dass die Eltern als Mitarbeiter Gottes handeln, wenn sie ein Kind zeugen. Eine wirklich erhabene Sendung, die aus jeder Familie ein Heiligtum des Lebens macht und – jede Geburt eines Kindes – Freude, Staunen, Dankbarkeit erweckt.

Nach dem Gebet des Angelus und vor den Grüßen an einzelne Gruppen auf dem Petersplatz unter anderem an Pilger aus Hannover und Osnabrück, sagte der Papst:

Liebe Brüder und Schwestern!

Gestern wurde in Asunción (Paraguay), Maria Felicia di Gesù Sacramentato, mit bürgerlichem Namen Maria Felicia Guggiari Echeverría, seliggesprochen, eine Schwester aus dem Orden der Unbeschuhten Karmelitinnen, die von ihrem Vater „Chiquitunga“ genannt wurde, ein Kosename, den heute auch das paraguayische Volk verwendet. Sie hat in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts gelebt, sich begeistert der „Azione Cattolica“ angeschlossen und sich um alte, kranke und inhaftierte Menschen gekümmert. Diese fruchtbare Erfahrung des Apostolats, gestärkt durch den täglichen Empfang der Eucharistie, lief darauf hinaus, dass sie sich dem Herrn weihte. Sie starb im Alter von vierunddreißig Jahren, nachdem sie ihre Krankheit mit ruhigem Herzen angenommen hatte. Das Zeugnis dieser jungen Seligen ist eine Einladung an alle Jugendlichen, vor allem in Paraguay, das Leben mit Großherzigkeit, Sanftmut und Freude zu leben. Grüßen wir die Chiquitunga und das ganze paraguayische Volk mit einem Applaus!

Übersetzung aus dem Italienischen von Claudia Reimüller

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