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Heilige Justin der Märtyrer - 1. Juni

Die frühchristlichen Apologeten versuchten, mit philosophischen Methoden den christlichen Gottesbegriff zu erfassen und formulieren. Einer der ersten von ihnen war der heilige Justin der Märtyrer. Von Claudia Kock
Justin der Märtyrer

Die frühchristlichen Apologeten versuchten, mit philosophischen Methoden den christlichen Gottesbegriff zu erfassen und formulieren. Einer der ersten von ihnen war der heilige Justin der Märtyrer.

Leben und Wirken von Justin dem Märtyrer

Justin wurde um das Jahr 100 in Flavia Neapolis, dem antiken Sichem, geboren, wo Jesus das Gespräch mit der Samariterin am Jakobsbrunnen geführt hatte. Durch autobiographische Notizen in seinen überlieferten Werken sowie aus seinen Märtyrerakten sind wir über sein Leben und seinen Tod recht gut informiert. Als Sohn einer wohlhabenden heidnischen Familie konnte er sich ganz der Philosophie widmen, nahm Unterricht bei Stoikern, Peripatetikern und Pythagoreern und blieb schließlich bei den Platonikern hängen, deren Lehre ihn am meisten überzeugte, wie er selbst schreibt:

„Das Schauen der Ideen gab meinem Denken Flügel, in kurzer Zeit wähnte ich, weise zu sein, und in meiner Beschränktheit hegte ich die Hoffnung, unmittelbar Gott zu schauen; denn dies ist das Ziel der Philosophie Platos.“

Zuwendung zum Christentum

Dass Justin sich dann dem Christentum zuwandte, war nicht nur seiner philosophischen Reflexion, sondern vor allem der Begegnung mit einem Glaubenszeugen zu verdanken: Als er an einem einsamen Strand in der Stille über das Leben philosophieren wollte, sah er am Ufer plötzlich einen alten Mann stehen, „von gewinnendem Äußeren und von mildem, ernstem Charakter“. Dieser sprach ihn an, und zwischen ihnen entspann sich ein langes Gespräch über die Philosophie, die Wahrheit, Gott und die Seele. Schließlich erzählte ihm der Mann von den biblischen Propheten, die ohne jede philosophische Beweisführung „vom Heiligen Geist erfüllt“ waren:

„Denn niemand kann schauen und verstehen, außer Gott und sein Christus gibt einem die Gnade des Verständnisses.“

Justin schreibt: „In meiner Seele fing es sofort an zu brennen, und es erfasste mich die Liebe zu den Propheten und jenen Männern, welche die Freunde Christi sind. Ich dachte bei mir über die Lehren des Mannes nach und fand darin die allein verlässliche und nutzbringende Philosophie.“

So ließ Justin sich taufen und ließ sich schließlich in Rom nieder, wo er Schüler um sich scharte. Eusebius von Cäsarea listet eine ganze Reihe von Werken auf, die Justin in Rom verfasste und in denen er theologische und exegetische Themen wie das Wesen Christi, die Schöpfungslehre und die Trinität vertiefte. Drei davon – zwei Apologien und der „Dialog mit dem Juden Trypho“ – sind bis heute erhalten.

Verfolgung und Märtyrertum

Unter Kaiser Mark Aurel wurde Justinus als Christ denunziert und zusammen mit fünf Schülern und einer Schülerin vor Gericht gestellt. Nach seiner Wissenschaft befragt, antwortete Justinus dem Stadtpräfekten Rusticus:

„Ich habe mich redlich bemüht, alle philosophischen Systeme kennenzulernen. Zuletzt habe ich meine Einsicht den allein wahren Lehren der Christen erschlossen. Das mag nun allerdings den philosophischen Lügenpropheten nicht sonderlich gefallen.“

Und auf die Frage nach seinen Überzeugungen antwortete er im Namen der ganzen Gruppe: „Wir verehren anbetend den Gott der Christen. Wir sind überzeugt, dass da ist ein einziger Gott, der am Uranfang die sichtbare und die unsichtbare Welt geschaffen und ausgestaltet hat. Wir glauben an Jesus als den Kyrios, wir glauben, dass er der Gesalbte und das Kind Gottes ist, dass er von den Propheten vorausverkündet wurde als der kommende Herold des Heils und als Lehrer seligmachender Wahrheiten für das ganze Menschengeschlecht.“

Da sie der Aufforderung, ein heidnisches Opfer zu vollziehen, nicht nachkamen – „Wir sind Christen, und den Götzenbildern opfern wir nicht!“ –, wurden die ganze Gruppe zum Tod durch Enthauptung verurteilt. Dem „Chronicon Paschale“ zufolge erlitt Justin im Jahr 165 das Martyrium.

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