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Heilige Genoveva - Stadtpatronin von Paris

Zum Gedenktag der heiligen Genoveva am 3. Januar. Von Katrin Krips-Schmidt
Die heilige Genoveva
Foto: IN | Die heilige Genoveva, dargestellt in der Pariser Pfarrkirche Saint-Étienne-du-Mont.

Das Leben der heiligen Genoveva, der Stadtpatronin von Paris, erweckt Erinnerungen an Jeanne d’Arc, an die Schutzheilige Frankreichs. Wie die Jungfrau von Orléans bewahrte das junge Mädchen durch ihren Glaubensmut die Bevölkerung mehrfach vor herannahenden Katastrophen.

Genoveva, deren legendenreiche Vita von einem Unbekannten im 6. Jahrhundert verfasst wurde, kam um 422 in Nanterre als Kind einer gallisch-römischen Patrizierfamilie zur Welt. Mit sieben Jahren begegnete sie Bischof Germanus von Auxerre, der mit Bischof Lupus von Troyes eine Missionsreise nach England angetreten war und der bei dem kleinen Mädchen einen bleibenden Eindruck hinterlassen hatte. Nach dem Tod ihrer Eltern führte Genoveva mit fünfzehn Jahren das Leben einer Gott geweihten Jungfrau und stellte sich in den Dienst der Armen. Es heißt aber auch, dass sie sich gegen Verleumdungen wegen angeblicher „Zauberei“ zur Wehr setzen musste.

Ihre große Stunde kam im Jahr 451, als die gefürchteten Hunnen unter der Führung Attilas auf Lutetia, das heutige Paris, anstürmten. Um deren Mord- und Plünderzügen zu entkommen, wollten die Bewohner flüchten. Genoveva forderte sie mit einer flammenden Ansprache jedoch auf, die Stadt nicht zu verlassen und stattdessen intensiv zu beten, zu fasten und auf Gott zu vertrauen. Sie versprach ihnen, dass Gott die Stadt verschonen und Attila sich zurückziehen werde. Was sie prophezeit hatte, trat ein: Das Heer der Hunnen schlug eine andere Route ein – in Richtung Orléans –, wo es auf den Katalaunischen Feldern geschlagen wurde und sich schließlich zurückzog. Einige Jahre später wurde die Stadt von den Franken belagert. Fünf Jahre lang organisierte Genoveva beherzt den Widerstand der Bewohner und verhinderte ihren sicheren Hungertod: Auf Schiffen ruderte sie die Seine aufwärts bis in die Champagne und holte Getreide, das sie trotz Belagerung in die Stadt brachte.

Genoveva wird zudem als bedeutende Friedensstifterin verehrt. Auf ihr Bitten ließ König Childerich I. Gefangene frei und erließ den zum Tode Verurteilten ihre Strafe. König Chlodwig soll sie zur Bekehrung bewegt haben – dieser ließ sie als erste Heilige des Frankenreiches in der von ihm errichteten Apostelkirche bestatten. Seit dem 9. Jahrhundert ist diese der heiligen Genoveva geweiht.

Sie starb am 3. Januar 502 im Alter von achtzig Jahren. Auch noch nach ihrem Tod tat sie Gutes, als sich die Bürger von Paris in Notzeiten an sie wandten und sie um Hilfe baten. So etwa im Jahr 1130, als es in ganz Frankreich zu tausenden von Opfern durch Vergiftungen mit Mutterkorn infiziertem Getreide kam. Als der damalige Erzbischof von Paris in einer feierlichen Schweigeprozession die Reliquien der Heiligen durch die Stadt trug, wurde die Epidemie gestoppt, und zahlreiche Kranke wurden auf der Stelle wieder gesund.

Die auf dem Hügel der heiligen Genoveva errichtete Kirche Saint-Genevieve wurde in der Französischen Revolution zur nationalen Ruhmeshalle der Franzosen umerklärt und zum Panthéon umgestaltet, in dem sich nun die Gräber unter anderem von Jean-Jacques Rousseau und von Voltaire befinden. Der Reliquienschrein mit den sterblichen Überresten Genovevas wurde am 8. November 1793 in die französische Münzprägeanstalt „Monnaie de Paris“ überführt, wo der Generalrat noch in der darauffolgenden Nacht die Verbrennung des Reliquiars samt der sich darin befindenden Gebeine auf der Place de Greve, dem öffentlichen Hinrichtungsort, beschloss.

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