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Franz von Sales: Schutzpatron der Journalisten

2017 jährt sich der Geburtstag des heiligen Franz von Sales zum 450. Mal. Wer war der Heilige? Von Katrin Krips-Schmidt
Franz von Sales und seine Mitarbeiterin Johanna Franziska von Chantal
Foto: IN | Heiliges Netzwerk: Franz von Sales und seine Mitarbeiterin Johanna Franziska von Chantal, dargestellt in Dietramszell.

Auch Journalisten brauchen Schutzpatrone. Wie sehr – gerade in unseren bewegten Tagen einer oftmals als unzulänglich und einseitig empfundenen Medienberichterstattung –, das demonstrieren die Worte des seligen Papstes Pius IX., mit denen dieser den heiligen Franz von Sales zum Fürsprecher für alle „Redaktoren und Schriftsteller“ bestimmte beziehungsweise bestätigte.

In der Einleitung zu der am 26. Januar 1923 anlässlich des 300. Todestages des heiligen Genfer Bischofs veröffentlichten Enzyklika „Rerum omnium perturbationem“ wies der Pontifex auf die „tiefste Wurzel der gegenwärtigen Weltkrise“ hin. Diese sei „tief in den Seelen der Menschen zu suchen“. Daher gelte es, „dem maßlosen Überborden aller Leidenschaften Einhalt zu gebieten, dass die erste Ursache aller Kriege und Zerwürfnisse ist und somit das soziale Leben wie die internationalen Beziehungen vergiftet“. Deshalb müssten sich gerade katholische Journalisten „bemühen, im Kampf für die Wahrheit wie Franz von Sales die Überzeugungskraft mit Selbstbeherrschung und Liebe zu paaren“. Franz von Sales, von Pius IX. als „vollendetes Tugendbeispiel“ gewürdigt, habe durch sein Werk, mit dem er stets danach strebte, die Wahrheit zu finden und diese leserorientiert zu präsentieren, den Journalisten von heute klare Orientierungshilfen hinterlassen:

„gründliches Studium der katholischen Lehre; keine Entstellung noch Abschwächung oder Bemäntelung der Wahrheit, angeblich um den Gegner nicht zu verletzen; sorgfältige Pflege der sprachlichen Form und einer stilvollen und klaren Einkleidung der Gedanken, so dass die Leser an der Wahrheit Gefallen finden; im Abwehrkampf gilt es, die Irrtümer sachlich zu widerlegen und der Arglist böswilliger Menschen standzuhalten, aber stets in der Weise, dass die ehrliche Absicht und die Nächstenliebe als innerster Beweggrund sichtbar werden“.

Herkunft und Werdegang von Franz von Sales

Franz von Sales, dessen liturgischer Gedenktag am 24. Januar gefeiert wird, kommt vor 450 Jahren, am 21. August 1567, auf der Burg Sales, etwa zwanzig Kilometer nördlich von Annecy, als Sohn des Herrn von Boisy zur Welt. Seine katholische Familie entstammt dem Adel Savoyens.

Zunächst studiert er, dem Wunsch des Vaters entsprechend, an den Universitäten von Paris und Padua Kirchen- und Zivilrecht, nebenbei aber auch – ohne Wissen des Vaters – Theologie.

Nach Abschluss seiner Jurastudien und der Promotion zum Doktor beider Rechte kehrt er 1592 nach Savoyen zurück, wo er jedoch eine vom Herzog in der Anwaltskammer angetragene Anstellung ablehnt. Stattdessen kommt es zu einer folgenreichen Begegnung mit dem ins Exil nach Annecy getriebenen Fürstbischof der Stadt Genf, die sich in der Hand der Calvinisten befindet. Dieser bittet ihn, das Amt des Dompropstes von Annecy zu übernehmen. Franz enthüllt seinem Vater nach einem schweren inneren Kampf seine wahre Berufung und bekommt schließlich den väterlichen Segen.

Lebensgefährlicher Einsatz als Missionar

Am 18. Dezember 1593 wird er zum Priester geweiht. In seiner Antrittsrede zum Dompropst spricht er darüber, wie das 1541 calvinistisch gewordene Genf – das „Rom der Protestanten“ – wieder katholisch werden könne. Schon bald meldet er sich mit seinem Cousin Louis de Sales, freiwillig als Missionar in das südlich des Genfersees als Chablais bezeichnete Gebiet zu gehen. Der Herzog von Savoyen, Karl Emmanuel I., hatte Bischof de Garnier nämlich um die Entsendung katholischer Missionare gebeten. Die beiden Priester lassen sich in einer Festung nieder, von wo aus Franz sich nach Thonon, in die Hauptstadt des Chablais begibt. Es ist ein lebensgefährlicher Einsatz, denn zunächst empfängt man ihn mit Beschimpfungen und Steinwürfen.

In Thonon predigt er in der einzigen katholischen Kirche der Stadt. Da die calvinistische Obrigkeit den Protestanten verbietet, seine Predigten anzuhören, versucht er, die Aufmerksamkeit der Menschen nun eben durch gedruckte Texte – „über die Augen“ – auf die katholische Lehre zu ziehen. Und er hat Erfolg damit. Aus den fünfzehn Katholiken im Jahr 1593 sind nur vier Jahre später mehr als 25 000 geworden.

Die Mauern Genfs müssen erschüttert werden

Franz von Sales druckt Flugblätter, mit denen er die protestantischen Argumente widerlegt und die er an Wände heftet und den calvinistischen Bewohnern unter der Türschwelle durchschiebt. Sein Motto ist dabei:

„Durch Liebe müssen die Mauern Genfs erschüttert werden, durch Liebe muss der Einbruch erreicht, durch Liebe muss Genf zurückgewonnen werden. Durch den Schall der Gebete müssen die Mauern zum Einsturz gebracht werden.“

In dieser Aussage kommt bereits einer der wesentlichen Charakterzüge des Heiligen zum Ausdruck, der bei aller Entschiedenheit der Sanftmut einen Vorzug bei all seinen Handlungen einräumte. So schreibt er, es gebe „Tugenden, die man fast immer nötig hat, weil sie nicht nur ihrer eigenen Werke wegen geübt werden, sondern eigentlich jede andere Tugendhandlung begleiten sollen. – Man hat nicht oft Gelegenheit, die Tugenden der Stärke, der Großmut, der Freigiebigkeit zu üben; aber die Sanftmut, das Maßhalten, die Redlichkeit, die Demut sollen allen Handlungen unseres Lebens ihr Gepräge geben. Es gibt wohl erhabenere, aber keine notwendigeren Tugenden als diese.“

Ernennung zum Bischof

Im Jahr 1602 stirbt Bischof de Granier, und Franz wird sein Nachfolger. Er ist erst 35 Jahre alt und stellt bis zu seinem Tod sein ganzes Leben in seinen bischöflichen Dienst: Er hält einfache, aber hervorragende Predigten, reist durch seine Diözese, hört Beichte, gibt persönlich auch Kindern Katechismusunterricht, besucht Kranke und Gefangene, reformiert den Klerus und die religiösen Gemeinschaften und begleitet seine Gläubigen mit geistlichen Handreichungen und vor allem mit einer umfangreichen Korrespondenz. Von seinen 20 000 Seelenführungsbriefen sind noch rund 2 000 erhalten.

1609 erscheint die allgemein unter dem Namen „Philothea“ bekannte „Anleitung zum frommen Leben“, mit der er den Weg zur christlichen Vollkommenheit nicht einer spirituellen Elite, sondern auch allen Christen in der „Welt“ eröffnen wollte: Er wolle „gerade jenen helfen, die in der Stadt, im Haushalt oder bei Hof leben“, schreibt er im Vorwort dieses Bestsellers der christlichen Literatur, der noch zu seinen Lebzeiten in vierzig Neuauflagen und in viele europäische Sprachen übersetzt erscheint. Dies war eine Novität für jene, die außerhalb von Klostermauern lebten – die Erkenntnis, dass aktives und kontemplatives Leben sich nicht ausschließen.

Ansichten zur Heiligkeit

Die Heiligkeit, sagte der heilige Franz von Sales, bestehe darin, an dem Ort, in dem Stand und Beruf Früchte zu tragen, an dem wir gepflanzt wurden und mit Liebe das zu tun, was unsere Pflicht und Aufgabe ist. Ein Biograph des Heiligen, ein französischer Priester, drückt es so aus:

„Sagen wir es ganz deutlich: Wenn ich ein Familienvater bin, liegt meine Heiligkeit darin, mich mit meiner Ehefrau, meinen Kindern, meiner Arbeit zu beschäftigen und nicht unbedingt dreimal täglich der heiligen Messe beizuwohnen.“

1616 erscheint des Genfer Bischofs zweites Meisterwerk: „Die Abhandlung über die Gottesliebe“.

Tod und Heiligsprechung

1610 ruft er mit der jungen Witwe Johanna Franziska von Chantal, die er 1604 kennengelernt hat, in Annecy den Orden von der Heimsuchung Mariens – auch „Visitantinnen“ genannt – ins Leben. An die 1767 heiliggesprochene Ordensgründerin schreibt er: „Dies soll die Grundregel unseres Gehorsams sein: Ich schreibe sie in großen Buchstaben: Alles aus Liebe tun und nichts aus Zwang!“

Nach verschiedenen Missionen am französischen Hof und an weiteren Orten in Frankreich ist Franz von Sales erschöpft und möchte sich zurückziehen. Er stirbt am 28. Dezember 1622 mit 55 Jahren im Kloster der Heimsuchung in Lyon. Alexander VII. hat den Patron der Journalisten und der Gehörlosen sowie der Städte Genf, Annecy und Chambéry 1661 selig- und 1665 heiliggesprochen. Pius IX. erklärte Franz von Sales 1877 zum Kirchenlehrer.

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